News 20. 07. 2012

Muslimischer Fastenmonat Ramadan beginnt mit 20. Juli

Anlässlich des gesegneten Monats Ramadan wünsche ich allen Menschen glückliche Tage. Möge der Ramadan auf der ganzen Welt Frieden, Freiheit und Ruhe bringen." So beginnt die Botschaft des Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Fuat Sanac, die Besucher der Internetseite der IGGiÖ ab Freitag anlässlich des beginnenden Fastenmonats begrüßt.

Das Fasten zählt zu den fünf Grundpflichten im Islam. Es beginnt jedes Jahr bei Sonnenaufgang am ersten Tag des Ramadan, wie der neunte und 30 Tage dauernde Monat des islamischen Mondkalenders genannt wird. Im Koran heißt es: "Oh ihr Gläubigen! Das Fasten wurde euch vorgeschrieben, wie es denen vorgeschrieben worden war, die vor euch waren, damit ihr wirklich fromm werdet. Es sind nur abgezählte Tage." Bis zum Ende des Ramadan, der heuer vom 20. Juli bis 18. August dauert und damit genau in die Zeit der Olympischen Sommerspiele in London (27. Juli bis 12. August) fällt, sollen Muslime ihrem Körper ab der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang keinerlei Lebens- und Genussmittel zuführen und sollen sexuell enthaltsam sein.

Fastenbrechen als wichtiges Gemeinschaftserlebnis

Diese Zeit der Besinnung soll den Glauben und die Selbstdisziplin der Gläubigen stärken, die Fasttage dienen wie bei Juden und Christen als Bußübung. Das Fastenbrechen an jedem Abend nach Sonnenuntergang ist für viele der weltweit rund 1,3 Milliarden Muslime ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis im Kreis der Familie. Die Nächte im Ramadan sind aber nicht nur Anlass für gesellige Zusammenkünfte, sondern auch zu frommem Tun, etwa zusätzlichen Gebeten in den Moscheen.

Ausnahmen und Kompensation

Vom Fasten ausgenommen sind schwer arbeitende, kranke sowie alte Menschen, Kinder, Reisende, schwangere und stillende Frauen. Sie alle haben aber, wie im Koran in der zweiten Sure genau festgeschrieben, ein kompensatorisches Almosen zu leisten oder den Ramadan nachzuholen. Auch gläubige muslimische Profisportler, denen es nicht möglich ist, den Ramadan einzuhalten, leisten entweder Spenden für wohltätige Zwecke und/oder holen die versäumten Fastentage - meist nach ihrer aktiven Karriere - nach.

Jede Jahreszeit möglich

Durch das Mondjahr, das mit exakt 354,367 Tagen kürzer ist als das Sonnenjahr, verschiebt sich der Ramadan jedes Jahr im Vergleich zum „normalen“ Kalender. Der Fastenmonat der Muslime beginnt also jedes Jahr um etwa elf Tage früher als im Vorjahr und wandert so in 33 Sonnenjahren einmal durch das ganze Jahr. Der Ramadan kann daher in jede Jahreszeit fallen. Und da das Fasten den ganzen Tag, solange es hell ist, eingehalten werden muss, dauert es im Sommer sehr viel länger als im Winter. Der Beginn und das Ende des Fastenmonats werden jeweils durch die Beobachtung der Mondsichel am Himmel bestimmt. Wenn also am Ende des Ramadan der neue Mond gesichtet wird, dann beginnt der Folgemonat Sauwal, an dessen ersten Tag gläubige Muslime traditionell das Fest des Fastenbrechens, Eid al-Fitr, feiern.

Mehr als eine halbe Million Muslime in Österreich

Auch in Österreich hat der Ramadan für einen Teil der Bevölkerung eine große Bedeutung. Nach Angaben des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) leben mehr als eine halbe Million (Stand: 2010) Muslime im Land, was 6,2 Prozent der Bevölkerung entspricht. Schätzungen gehen von zwischen 500.000 und 600.000 Muslimen in Österreich aus, so die Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen in einer Aussendung. Die Mehrheit der Muslime in Österreich hat türkische Wurzeln. Diese Gruppe ist laut Integrationsfonds (Stand 2010) 247.500 Personen stark. Die zweitstärkste Gruppe der Muslime in Österreich stellen demnach Bosniaken.

Hoher Stellenwert auch in Österreich

Der Ramadan nimmt bei den österreichischen Muslimen einen hohen Stellenwert ein. Die islamische Glaubensgemeinschaft schätzt, dass 80 Prozent aller Muslime in Österreich den Ramadan begehen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2006 gab ein Viertel der in Wien und Umgebung Befragten türkischer und bosnischer Herkunft an, säkularisiert zu sein, also rituelle Praktiken im Alltag praktisch nicht zu üben. Die aktuelle Studie des Pastoraltheologen Paul Zulehner zum religiösen Leben in Österreich besagt, dass sich 83 Prozent der österreichischen Muslime an das Fastengebot halten.

 

(APA)