Papstbesuch 2007 / Hintergrund

Papstbesuche in Österreich

Der erste offizielle Papstbesuch in Österreich fand 1782 statt. Ein ganzes Monat lang weilte Papst Pius VI. damals in Wien. Rund zweihundert Jahre später, 1983, besuchte Johannes Paul II. erstmals Österreich. 1988 und 1998 war der polnische Papst ebenfalls zu Gast in der Alpenrepublik.  

Den politischen Hintergrund des ersten offiziellen Papstbesuches in Österreich bildete der Streit über die Reformpolitik Kaiser Josephs II. (1765-1790). Der vom Geist der Aufklärung inspirierte Kaiser hatte mit der Umsetzung der bereits unter seiner Mutter Maria Theresia eingeleiteten Reformen beim Klerus höchsten Unmut erregt. Unter anderem schränkte Joseph II. das Wallfahrtswesen ein, hob die kirchlichen Bruderschaften auf und reglementierte die bis dato eigenständigen Ordensschulen.  

Joseph II. ließ "unnütze" Klöster aufheben

Am 29. November 1781 hatte Josef II. erstmals die Absicht angekündigt, Klöster aufzuheben und dies damit begründet, "jene Orden können Gott nicht gefällig sein, die sich nicht mit Krankenpflege, Unterricht und Jugenderziehung beschäftigen, also dem Nächsten ganz und gar unnütz sind". Außerdem beanspruchte der Kaiser die Ernennung und Vergabe sämtlicher geistlicher Pfründe, Bischofssitze, Abteien und Domherrenstellen für sich.

Briefe blieben wirkungslos

Der Papst reagierte zuerst mit Briefen. In seinem Antwortschreiben, das Joseph II. in der "Wiener Zeitung" abdrucken ließ, betonte der Habsburger, dass es im Hinblick auf die kirchliche Reformpolitik "nicht möglich ist, etwas auszusinnen, oder beyzubringen, was Uns eines andern überreden, oder von Unserem Unternehmen abzulassen, jemals bewegen könnte." Pius VI. entschloss sich, den Kaiser persönlich aufzusuchen. Am 25. Februar 1782 verließ er Rom.

Ergebnislose Verhandlungen in Wien

In Bruck an der Mur wurde der Papst vom Wiener Erzbischof Christoph Anton Migazzi erwartet, in Neunkirchen erfolgte auf offener Straße die Begrüßung durch den bis hier entgegengekommenen Kaiser Josef II. Am 22. März traf der Papst in Wien ein, wo er zunächst in der Kapuzinerkirche eine Messe zelebrierte und am Grab Maria Theresias ein Gebet verrichtete. Höhepunkt seines Wien-Aufenthaltes war der Ostergottesdienst im Stephansdom und die Erteilung des Ostersegens von der Balustrade der Kirche Am Hof aus. Bei seinen Verhandlungen mit dem Kaiser gewannen beide persönlich einen guten Eindruck voneinander und hatten füreinander großen Respekt. Doch verliefen die Verhandlungen fast ergebnislos: Der Kaiser blieb hart, vor allem in Sachen Toleranz, Zensur, Klerusausbildung, Ehedispense und Ordensbesitz. Nur bei der Kirchenverfassung, insbesondere Bischofsernennungen konnte der Primas von Ungarn einen Kompromiss durchsetzen.  Am 22. April 1782 verließ der Papst Wien, was Josef II. mit einem Seufzer der Erleichterung quittiert haben soll.

Für Johannes Paul II. war Österreich "Spiegel und Modell Europas"

Rund zweihundert Jahre dauerte es, bis wieder ein Papst Österreich besuchte. Johannes Paul II. war insgesamt dreimal in Österreich. Wichtiges Thema bei allen Besuchen war Österreichs Position in Mitteleuropa. Bei einer "Europa-Vesper" am Heldenplatz bezeichnete der Papst am 10. September 1983 Österreich als "Spiegel und Modell" Europas. Leider sei nicht ganz Europa "frei von fremder Herrschaft und kriegerischer Auseinandersetzung, frei von unmittelbarer äußerer Bedrohung, unbelastet von hasserfüllten inneren Auseinandersetzungen", betonte der Papst damals, der auch einen Gruß an alle Nachbarn Österreichs aussandte.

Die "Brückenfunktion" Österreichs

Bei seiner Visite 1988 rief Johannes Paul II. dann mehrfach zu einer Neuevangelisierung ganz Europas auf. Im Gegensatz zu 1983 hatten sich in diesem Jahr die Grenzen zu den kommunistischen Nachbarländern bereits einen Spalt geöffnet. Zum Papstgottesdienst im burgenländischen Trausdorf kamen 50.000 Ungarn, 15.000 Kroaten sowie Tschechen, Slowaken und Polen, zur Drei-Länder-Wallfahrt in Gurk tausende Slowenen. In Trausdorf plädierte der Papst für einen "schöpferischen Erneuerungsprozess für ein geeintes Europa" und unterstrich die "Brückenfunktion" Österreichs zu Osteuropa.

Plädoyer für die Ost-Erweiterung

1998 hielt Johannes Paul II. bei einer Rede in der Wiener Hofburg ein eindringliches Plädoyer für die Ost-Erweiterung der Europäischen Union. Den "Baumeistern Europas" stehe noch die große Aufgabe bevor, "aus einer westeuropäischen Wohlstandsinsel eine gesamteuropäische Zone der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens zu schaffen", sagte er. Dabei würden "materielle Opfer für die wohlhabenderen Länder unvermeidlich sein, um das unmenschliche Wohlstandsgefälle innerhalb Europas allmählich abzuflachen". Er hoffte, dass "Schritte gelingen, um den Westen und den Osten dieses Kontinents einander näher zu bringen, jene beiden Lungen, ohne die Europa nicht atmen kann", erklärte der Papst.

1983: Ein "fröhliches Glaubensfest"

Die erste Papstvisite und der gleichzeitig abgehaltene Katholikentag vom 10. bis 13. September 1983 in Wien war - wie auch die Zeitungskommentatoren damals einhellig feststellten - ein großes und "fröhliches Glaubensfest", bei dem Differenzen und Misstöne weitgehend im Hintergrund blieben. Das Motto hatte gelautet "Hoffnung leben - Hoffnung geben". Die österreichischen Bischöfe hatte Johannes Paul II. damals zu einem "neuen Leitungsstil" ermutigt, der "den Gläubigen näher ist". In Mariazell kam es zu einer Begegnung des Papstes mit 7.000 Priestern und Ordensleuten.

1988: Papst warnte vor "aggressiver Kritik in der Kirche"

Auch bei seinem zweiten Besuch in Österreich vom 23. bis 27. Juni 1988 - er trug das Motto "Ja zum Glauben - ja zum Leben" - war Johannes Paul II. sehr herzlich empfangen worden. Die innerkirchlichen Spannungen, die damals bereits deutlicher zu Tage traten als 1983, fanden allerdings auch in den Reden des Papstes ihren Widerhall. So warnte er vor "aggressiver Kritik in der Kirche" und vor "erbitterter Konfrontation unter den Christen selbst" und forderte Bereitschaft zum Gespräch untereinander. Die Bischöfe, die "durch göttliche Vorsehung" bestellt seien, mahnte der Papst, das kostbare Gut des Glaubens zu hüten und Verflachungen entgegenzuwirken. Hintergrund der mahnenden Papstworte waren unter anderem die Auseinandersetzungen um die Bischofsernennungen in den Jahren zuvor.

1998: Keine explizite Aussage zur "Causa Groer"

Bei seiner dritten Pastoralvisite fand der Papst eine Kirche vor, die von den Auseinandersetzungen und Nachwirkungen der "Affäre Groer" geprägt war. Johannes Paul II. ging auf die Kirchenkrise nur indirekt ein, was manchen zu wenig erschien. Allerdings rief er Österreichs Bischöfe auf, Vorbilder für ihre Gläubigen zu sein und den Dialog zu pflegen - in Anspielung an den von den Bischöfen in Reaktion auf das "Kirchenvolks-Begehren" initiierten "Dialog für Österreich".

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang