Biographie: 

Johannes Calvin - Reformator

Johannes Calvin gilt neben Martin Luther und Huldrych Zwingli als dritter großer Kirchenreformator. Calvin vertrat in in manchen Fragen einen radikaleren Standpunkt als etwa Luther.

Johannes Calvin wurde 1509 in Noyon in der Picardie geboren. Nach einem Studium der "Freien Künste" in Paris ging er 1528 nach Orleans, um Rechtswissenschaft zu studieren.

Ab 1535 lebte Calvin in Basel, wo er unter anderem an der französischen Übersetzung des Neuen Testaments mitarbeitete. In Basel vollendete Calvin seine theologisches Hauptwerk die "Institutio religionis christianae" (Unterricht in der christlichen Religion).

1536 kam Calvin, auf dem Weg in seine französische Heimat, nach Genf. Dort überredete ihn der Prediger Guillaume Farel, länger zu bleiben und Teil der sich in Stadt damals ausbreitenden Reformation zu werden. Calvin begann seine theologische Tätigkeit in Genf mit einer Auslegung des Römerbriefs im Dom von St. Pierre. Seit Anfang 1537 predigte er regelmäßig.

Unter den "Eingeborenen" nicht sehr beliebt

Doch in Genf hatte Calvin keineswegs nur Freunde. Sein Anhang bestand vorzugsweise aus eingewanderten französischen Protestanten. Dagegen waren viele der einheimischen Genfer mehr der freieren Richtung innerhalb der Reformation zugeneigt, wie sie von Huldrych Zwingli vertreten wurde. 1538 wurde Calvin sogar aus der Stadt verbannt und ging daraufhin für einige Zeit nach Strassburg. 1541 kehrte Calvin aber nach Genf zurück.

Theokratisches Modell

1541 legte er dem Genfer Stadtrat einen Vorschlag für eine neue Kirchenordung vor. Nach den Vorstellungen Calvins sollte die kirchliche Gemeinschaft von einem Ältestenrat geleitet werden. Dieses Gremium hatte das Recht, Gesetze zu geben sowie Verächter des Gottesdienstes und Verbreiter anderer religiöser Meinungen ohne Rücksicht auf ihren Stand zur Rechenschaft zu ziehen. Dadurch erhielt die Genfer Reformation einen theokratischen Charakter. Jegliche Opposition wurde gewaltsam unterdrückt. Allein in der Zeit von 1542-46 wurden in Genf 58 Abweichler hingerichtet und 78 aus der Stadt gewiesen. Eine weitere Eigentümlichkeit des Calvin‘schen Kirchenmodells ist die starke Betonung des Laienelements – dies unterschied die Genfer Kirchenordung etwa von den Vorstellungen Luthers.

"Doppelte Prädestination"

Theologisch unterscheidet sich der Calvinismus von der Reformation Martin Luthers vor allem in der Frage der Prädestination. Für Calvin ist der Mensch durch die "doppelte Prädestination" bestimmt. Dies besagt, dass Gott nicht nur bestimmt hat, welche Menschen in den Himmel kommen, sondern auch, welche auf Ewigkeit von Gott getrennt sein werden. Calvin folgt in diesem Punkt der Lehre des Augustinus. In der "Institutio religionis christianae" schrieb Calvin: "Unter Vorsehung verstehen wir Gottes ewige Anordnung, vermöge deren er bei sich beschloss, was nach seinem Willen aus jedem einzelnen Menschen werden sollte! Denn die Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern den einen wird das ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher zugeordnet." Wen Gott zum ewigen Leben erwählt ist allein Ergebnis des freien Willen Gottes. Glaube und Buße sind das Ergebnis, nicht der Grund für Gottes Erwählung

Begründer des Kapitalismus?

Von dem Soziologen Max Weber wurde Calvin als einer der Begründer der kapitalistischen Weltanschauung "entdeckt". Da für Calvinisten nur der von Gott Erwählte beruflichen Erfolg haben kann, gilt gelungene Arbeit als ein Zeichen der "Gnadengewissheit". Weber sah daher im Calvinismus die ethischen Grundlagen für den neuzeitlichen Berufsmenschen. In dem steten Bemühen, Gnadengewissheit zu erlangen und Gottes Ruhm zu mehren, ordnet der Calvinist seine Lebensführung der Arbeit unter. Daneben sah Weber bei Calvin noch eine andere ethische Grundvoraussetzung des Kapitalismus angelegt, den rationalen Umgang mit Reichtum. Lautete Calvins Antwort auf die Frage, was mit dem erwirtschafteten Gewinn zu machen sei, doch: "Es ist nicht sündhaft, reich zu sein. Sondern in Sünde fällt nur, wer sich auf seinem Vermögen ausruht und es zur Befriedigung seiner lasterhaften Begierden missbraucht." Der erfolgreiche Unternehmer hat den Gewinn also immer wieder neu zu investieren.

Glauben entscheidendes Kriterium beim Abendmahl

In der Frage der Abendmahlslehre vertrat Calvin eine zwischen Zwingli und Luther angesiedelte Position. Während für den ersteren Brot und Wein im Abendmahl eine rein symbolische Bedeutung haben, vertrat Martin Luther die Meinung, Brot und Wein kämen im Abendmahl tatsächlich alle Attribute des Leibes und des Blutes Christi zu. Calvin dagegen sagte, der heilige Geist erzeuge die Realpräsenz Christi nur in Brot und Wein, wenn diese gläubig empfangen werden.

Kein Grabstein

Johannes Calvin starb am 27. Mai 1564 in Genf und wurde am allgemeinen Friedhof beerdigt. Auf dem Grab wurde, gemäß dem Wunsch Calvins, kein Grabstein gesetzt. Die letzte Ruhestätte des Reformators blieb damit unbekannt.

 

 

 

 

 

 

 

 
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