CHRISTENTUM - FESTE

Fronleichnam - Hochfest des Leibes und Blutes Christi 

Fronleichnam, das katholische Volksfest

Traumhafter Ursprung im Mittelalter

Was geschieht bei der "Wandlung"?

Die wichtigste Nebenrolle: das Brauchtum

Fronleichnam, das katholische Volksfest

Feierliche Prozessionen mit wehenden Fahnen, blumenstreuenden Mädchen und Blasmusik: Am katholischen Feiertag Fronleichnam steht die Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie im Mittelpunkt. Gefeiert wird der Tag wie ein großes Volksfest.

Der Begriff "Fronleichnam" kommt aus dem Alt- bzw. Mittelhochdeutschen und bedeutet "Des Herrn (lebendiger) Leib". Denn das Wort "lichnam" bekam erst in der Neuzeit die Bedeutung von "lebloser Körper". Der offizielle Titel des Festes lautet außerdem: "Hochfest des Leibes und Blutes Christi".

Ein "zweiter Gründonnerstag"

Gefeiert wird die bleibende Gegenwart Jesu Christi in den eucharistischen Gaben von Brot und Wein, die bei der Heiligen Messe in Leib und Blut Christi verwandelt werden. Es wird gefeiert, dass Jesus am Gründonnerstag beim letzten Abendmahl seine bleibende Gegenwart in Brot und Wein verheißen hat, wo seine Jünger das Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung feiern. Deshalb wird Fronleichnam immer an einem Donnerstag begangen (zweiter Donnerstag nach Pfingsten).

Prozessionen mit Monstranz

Die Umzüge zu Fronleichnam sind Bekenntnis zum Glauben an die Gegenwart Christi in der Hostie, dem verwandelten Brot, das in der "Monstranz", einem kostbaren Schaugefäß mit kleinen Glasfenstern meist unter einem Baldachin ("Himmel") vom Priester in der Prozession mitgetragen wird. Weißgekleidete Mädchen werfen Blumen, Burschen und Männer tragen wehende Fahnen. Die Prozessionen sind auch Zeugnis der Gemeinden dafür, dass Christus mit der Kirche, dem wandernden Gottesvolk, unterwegs ist.

Feierliches Hochamt

Vor der Fronleichnamsprozession findet in der Kirche ein feierliches Hochamt in der Kirche statt. Kirchenchor, Ministranten und andere Gruppen sind voll im Einsatz. Die anschließende Prozession deutet an, dass der Glaube an Jesus Christus nicht innerhalb der Kirchenmauern verbleiben darf. Christen sind dazu aufgerufen, die frohe Botschaft des Glaubens in die Welt hinaus zu tragen.

Traumhafter Ursprung im Mittelalter

Die theologische Streitfrage des Mittelalters, in welcher Weise Jesus Christus in Brot und Wein gegenwärtig ist, und der visionäre Traum einer frommen Frau standen am Anfang des Fronleichnamsfestes. Nach Martin Luther und der Reformation bekam Fronleichnam zum Teil auch den Charakter einer katholischen Machtdemonstration.

Ein Grund für die Entstehung des Fronleichnamsfestes war die wachsende Scheu vor dem häufigen Empfang der heiligen Kommunion im Mittelalter. Man hatte so große Ehrfurcht vor der Hostie – dem in der Heiligen Messe konsekrierten Brot – dass man kaum wagte, sie zu empfangen. Man begnügte sich, die Hostie in Ehrfurcht anzuschauen, und in ihr Jesus Christus selbst zu erblicken. Dazu entstanden die Monstranzen, jene kostbaren Schau-Gefäße, in denen die Hostie zur Anbetung auf dem Altar aufgestellt werden konnten.

Der Streit ums Abendmahl

Ein zweiter Grund lag im Abendmahlstreit, den Berengar von Tour († 1088) ausgelöst hatte. Berengar hatte behauptet, Brot und Wein bei der Heiligen Messe seien nur äußere Zeichen der Gegenwart Christi. Er leugnete dadurch aber die reale Gegenwart Jesu Christi in den eucharistischen Gaben von Brot und Wein und ihre wirkliche Verwandlung in Leib und Blut Christi. Die öffentlichen Reaktionen waren heftig. Der Streit um das zentrale Sakrament des Christentums hatte begonnen.

Traumbegabte Juliana

Den eigentlichen Anstoß zur Einführung des Fronleichnamsfestes gab die Vision einer frommen Frau: Juliana von Lüttich träumte im Jahr 1209, sie sehe den Mond mit einem dunklen Fleck. Da der Mond bereits seit der christlichen Antike als Zeichen für die Kirche galt, deutete man ihr den Traum so: Der Kirche fehle ein Fest zu Ehren des Altarsakramentes. Bischof Robert von Lüttich führte daraufhin das Fronleichnamsfest für seine Diözese ein.

Roma locuta, causa finita

Im Jahr 1264 schrieb schließlich Papst Urban IV. das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche vor, aber erst im 14. Jahrhundert setzte es sich überall durch, nachdem vor allem der Dominikanerorden das Fest verbreitet hatte.
Die erste Fonleichnamsprozession, die urkundlich erwähnt ist, wurde 1277 in Köln abgehalten. Man knüpfte bei den Prozessionen an die Flur-Umgänge an, bei denen man die Felder gesegnet hatte und die zum Teil in vorchristliche Zeit zurückgingen. Entsprechend den vier Himmelsrichtungen machte man an vier Altären Halt, um den Segen zu spenden. Die Monstranzen – kostbare Schaugefäße für die Hostie – entwickelte man nach dem Vorbild damals gebräuchlicher Reliquiare.

Was geschieht bei der "Wandlung"?

Dass Brot und Wein bei der Feier der Heiligen Messe – nach dem Vorbild des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern – eine ganz besondere Bedeutung haben, stand vom Anfang des Christentums an fest. Ob aber Jesus Christus darin nur "symbolisch" oder aber "real" gegenwärtig ist, darüber gehen die Lehrmeinungen auseinander.

Das Fronleichnamsfest wird nur von der katholischen Kirche gefeiert. Warum die Evangelische Kirche dieses Fest nicht begeht, liegt am unterschiedlichen Verständnis der "Eucharistie" – also daran, wie man die Gegenwart Jesu Christi in Brot und Wein bei der Heiligen Messe, dem Abendmahl, versteht.

Was katholisch ist

Bereits auf der 4. Lateransynode im Jahr 1215 hatte die sogenannte "Transsubstantiationslehre" Bestätigung gefunden. Demnach findet bei der Wandlung während der Heiligen Messe eine "Wesensverwandlung" statt: Brot und Wein werden wirklich zur leibhaftigen Gegenwart Jesu Christi gewandelt – obwohl Ausdehnung, Geruch und Geschmack jene von Brot und Wein bleiben. Diese Wesensverwandlung (transsubstantiatio) ist eine bleibende. Deshalb kann die heilige Kommunion auch nach und außerhalb der heiligen Messe verehrt und angebetet werden: Bei der Fronleichnamsprozession ist in der Hostie, dem verwandelten Brot, Christus wirklich gegenwärtig.

Martin Luther widersprach dieser Lehrmeinung

Er meinte, Jesus Christus werde zwar bei der Abendmahlsfeier wirklich gegenwärtig, aber so, dass das Brot – trotz der Gegenwart Christi – zugleich Brot und der Wein zugleich auch Wein bleibe ("Konsubstantiationslehre"). Christus sei beim Empfang von Brot und Wein in diesen Gaben gegenwärtig, nicht aber außerhalb der Abendmahlfeier. Deshalb ist in evangelischen Kirchen kein Tabernakel zur Aufbewahrung des heiligen Brotes zu finden. Auch eine Fronleichnamsprozession ist daher für evangelische Christen nicht vorstellbar.
Ulrich Zwingli, der Schweizer Reformator, konnte sich auch mit Luther im sogenannten Religionsgespräch von Marburg (1529) nicht einigen. Nach Zwinglis Lehre deuten Brot und Wein die Gegenwart Jesu Christi nur an. Christus ist in diesen Gaben nicht wirklich anwesend – Luther hingegen hielt an der "Realpräsenz" fest.

Die wichtigste Nebenrolle: das Brauchtum

In manchen Regionen Österreichs – zum Beispiel im Salzkammergut – sind die Fronleichnamsprozessionen auch ein Touristenmagnet. Das Brauchtum hat zu diesem katholischen Festtag immer eine große Rolle gespielt – die vielleicht wichtigste Nebenrolle an einem katholischen Feiertag.

Lasst Blumen sprechen! Bei fast allen Prozessionen zu sehen sind die Blumenopfer der Kinder, die Blütenblätter auf den Prozessionsweg streuen. In vielen Orten der Steiermark und in Kärnten legen die Frauen früh am Morgen Blumenteppiche. Auf einen Untergrund aus Tannen- und Fichtennadeln werden mosaikartige Muster, Sinnbilder und Sprüche aus Blüten aufgebreitet. Vor 200 Jahren brachten italienische Gärtner diesen Brauch in die Kärntner Diözese.

Seeprozessionen

Im Seenland Oberösterreich finden die Prozessionen auch auf dem Wasser statt. Viele Boote begleiten die "Himmelsfuhr", das Schiff mit dem Allerheiligsten, über die Wellen.

Drei Tage lang Fronleichnam. Ganz groß wird Fronleichnam im Tiroler Ort Villnöß gefeiert. Dort dauert das Fest drei ganze Tage lang. Am ersten Tag, am Fronleichnamstag selbst, findet die feierliche Prozession im Ort statt. Am zweiten Tag geht man vom hintersten Bauern auf der Sonnenseite bis zum Ausgang des Tales. Bei jedem Haus, bei dem der Zug vorbeigeht, steht ein Altar, bei dem das Evangelium gelesen wird. Bauernhöfe, die nicht am Weg stehen, haben Bildtafeln und einige Kerzen an den Weg gestellt. Bei jedem dieser Punkte wird gehalten und das Feld gesegnet. Das dauert den ganzen Tag. Am dritten Tag zieht man vom äußersten Bauern talwärts auf der Schattenseite bis zum innersten Bauern taleinwärts.

 

 

 

 

 
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