CHRISTENTUM - FESTE

Lichtmess

Gibt es ein weihnachtliches Fest außerhalb der Weihnachtszeit? Das klingt zwar paradox, trifft aber auf das Fest der "Darstellung des Herrn" am 2. Februar zu, das auch unter dem Namen "Lichtmess" bekannt ist. Denn wie zu Weihnachten Gott den Menschen durch die Geburt Jesu nahe kommen will, lautet die Kernaussage von "Lichtmess": Der Messias kommt "in seinen Tempel", zu seinem Volk Israel, das durch den prophetisch begabten Greis Simeon und die weise Witwe Hanna verkörpert wird.

 

Zwei Turteltauben für den Messias

Das Tages-Evangelium (Lukas, Kapitel 2) berichtet davon, dass Maria und Josef mit dem kleinen Jesus – bald nach der Geburt – in den Jerusalemer Tempel kommen. Denn nach dem jüdischen Gesetz musste jede junge Mutter nach der Geburt ihres Kindes kultisch "gereinigt" werden. 

Im Tempel brachte man aus diesem Grund ein Opfer dar. Wären Maria und Josef ein erfolgreiches Unternehmerpaar gewesen oder gar glückliche Lottogewinner, hätten sie ein wohlgenährtes Schaf als Opfer mitgebracht. Sie aber brachten ein Paar Turteltauben als Opfer dar, wie es das Gesetz für arme Leute vorsieht, die sich ein fettes Schaf nicht leisten konnten.

Tempelmäuse? 

Dass es die sprichwörtlichen "Kirchenmäuse" gibt, das steht fest. Aber gibt es auch "Tempelmäuse"? Wenn ja, dann könnte man den Greis Simeon und die alte Hanna so bezeichnen, von denen das Lukasevangelium in der Liturgie des 2. Februar erzählt. Denn die beiden hielten sich fast ständig im Tempel von Jerusalem auf. Allerdings hatten sie allen Grund dazu: Sie erwarteten den Messias. Sie verkörpern das Volk Israel, das auf seinen Erlöser wartet. Und das Warten hat sich für die beiden gelohnt.

Scheinwerfer an!

Der Messias kommt zu seinem Volk Israel – um letztlich aber die ganze Welt zu erlösen. Das ist für den Greis Simeon Grund genug, einen Lobgesang auf das Jesuskind anzustimmen, als er es im Arm seiner Mutter Maria sieht. Simeon bezeichnet das Kind als "Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für das Volk Israel". Dieser kleine Hymnus des Simeon, das "Nunc Dimittis", wird übrigens jeden Tag beim kirchlichen Stundengebet bei der "Komplet", der letzten Gebetsstunde vor der Nachtruhe, gesungen oder gebetet.

Widerspruchsgeist 

Das Geschick Jesu wird keine reine Erfolgsstory sein. Auch das sagt der alte Simeon dem Kind voraus: "Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." Vielleicht ist das ein Fingerzeig, dass Christsein nicht bedeuten darf, sich billig anzupassen. Zivilcourage passt durchaus in die Nachfolge Jesu.

Studentin Egeria lieferte ersten Bericht

Es war eine Nonne aus Gallien namens Egeria, die als erste vom Fest "Lichtmess" in Jerusalem berichtete. Denn sie war auf einer Art Studienreise im Heilige Land unterwegs. Und ihrer "Mitschrift" aus dem 4. Jahrhundert verdanken wir wertvolle Hinweise zum Fest.

40 Tage nach Weihnachten

Das liturgische Fest "Darstellung des Herrn" oder "Lichtmess" wurde zuerst in Jerusalem 40 Tage nach Weihnachten gefeiert. Es war zunächst ein "Herrenfest" – es handelte also von Jesus, der als der Messias zum ersten Mal "in seinen Tempel" kommt. So schreibt jedenfalls Egeria in ihrem Reisebericht aus dem 4. Jahrhundert, der ältesten Bezeugung des Festes. Mit der Zeit rückte aber das vom jüdischen Gesetz vorgeschriebene Opfer zur "Reinigung Mariens" immer mehr in den Vordergrund, sodass es später überhaupt als Marienfest verstanden wurde ("Mariä Lichtmess"). Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist der ursprüngliche Inhalt des Festes wieder mehr ins Bewusstsein gerückt.

Rom im Lichterglanz

Als man auch in Rom das Fest übernahm, integrierte man eine Lichterprozession, die damals in der Weltmetropole üblich war. Diese Prozession mit vielen Kerzen und Fackeln dürfte dem Fest schließlich auch den bis heute gebräuchlichen Namen "Lichtmess" gegeben haben.

Dienstbotenwechsel

Früher markierte "Lichtmess" an verschiedenen Orten auch einen wichtigen Zeitabschnitt: Die Dienstboten wechselten ihre Stelle ("schlenggeln"). Von da her wurde der 2. Februar zum Beispiel in Tirol zum "Schlenggeltag".

Mit einem Schwert durch die Seele

Wer kennt das nicht: Man ist von jemandem bitter enttäuscht. Oder man hat Kummer und Sorge um einen guten Freund. Das kann so "einschneidend" sein wie ein Messer in der Seele. Der Greis Simeon hat Maria, der Mutter Jesu, genau das vorausgesagt. Und spätestens unter dem Kreuz hat sich diese Prophezeiung auch erfüllt.

Menschenkenner Simeon

Dass im Leben nicht alles Glanz und Gloria ist, hat der Menschenkenner Simeon gewusst. Daher belässt er es nicht einfach bei dem Lobpreis auf das Jesuskind, von dem er sagt, es werde "Licht für die Heiden und Herrlichkeit für das Volk Israel" sein. Zu Maria sagt er nämlich: "Dir aber wird ein Schwert durch die Seele dringen."

Verrückter Jesus? 

Tatsächlich hat es Maria nicht immer leicht gehabt mit ihrem Sohn: Er geht von zu Hause weg, tritt öffentlich auf, verkündet das kommende Reich Gottes und wirkt Wunder. Zusammen mit einigen Verwandten versucht Maria sogar einmal, Jesus nach Hause zurückzuholen, denn bereits die ganze Verwandtschaft sagt: "Er ist verrückt!" (Mk 3, 20f.). Doch eine besonders dunkle Stunde muss es für Maria gewesen sein, als ihr Sohn wie ein Verbrecher am Kreuz starb. Das wird wie ein Schwert gewesen sein, das durch ihre Seele ging.

Märtyrin ohne Martyrium 

Maria hat durch den Kreuzestod ihres Sohnes ziemlich schonungslos erfahren müssen, was Leid bedeuten kann. Nicht zuletzt deshalb wird sie in der aus dem Mittelalter stammenden Lauretanischen Litanei "Königin der Märtyrer" genannt – obwohl sie selbst nie das Martyrium erlitten hat. Auf bildlichen Darstellungen wird die "schmerzhafte Mutter" deshalb oft mit einem oder mehreren Schwertern in der Brust dargestellt: Für manche wahrscheinlich eine makabere Darstellung, für andere eine tiefe Lebenswahrheit

Sankt Blasius spielte nie Trompete

Zum Fest "Lichtmess" wird der sogenannte Blasius-Segen gespendet. Der hilft aber nicht gegen Blasenkatarrh, wie man wegen des Namens eventuell vermuten könnte, sondern gegen Halskrankheiten, die zur kalten Jahreszeit ja auch nicht so selten sind. 

Auch hat Sankt Blasius nie die Trompete geblasen – und ist doch Patron der Blasmusiker. Der populäre Heilige, dessen Namenstag eigentlich am 3. Februar gefeiert wird, war vom Beruf zunächst Arzt. Später wurde er Priester und sogar Bischof.

Es gab ihn wirklich

Das meiste, das uns über den Bischof Blasius überliefert ist, gehört in den Bereich der Legenden. Immerhin gilt als gesichert, dass er wirklich gelebt hat. Er soll nach 300 das Martyrium erlitten haben. Seit dem Mittelalter zählt er zu den "Vierzehn Nothelfern". In Österreich sind unter anderen die Stiftskirche von Admont (Steiermark) und die Deutsch-Ordenskirche in Friesach (Kärnten) dem populären Heiligen geweiht.

Heimtückischer Fisch

Die wahrscheinlich bekannteste Geschichte, die vom heiligen Bischof Blasius erzählt wird, handelt von einem gierigen Knaben und einem heimtückischen Fisch: Als der Bub – wohl auch etwas zu hastig – einen großen Fisch verschlang, blieb ihm eine Gräte im Hals stecken. Auf wunderbare Weise soll Blasius das Kind, das mit blauem Gesicht verzweifelt nach Atem rang, vor dem Erstickungstod errettet haben. Auch wenn die Logik nicht zwingend ist: Seither gilt Sankt Blasius als Patron gegen Halskrankheiten.

Tuba und Trompete

Dass der heilige Blasius zur hohen Ehre gekommen ist, Schutzpatron der vielen Blasmusikkapellen in Österreich zu werden, hat keinen historischen Hintergrund. Sankt Blasius hat wahrscheinlich weder Tuba noch Trompete geblasen. Der Klang seines Namens hat genügt, um die Sympathie der Blasmusikanten zu gewinnen.

Blasius-Segen: Aberglaube? 

Zu glauben, dass durch den Blasius-Segen, der zu "Lichtmess" nach der Heiligen Messe gespendet wird, automatisch die raue Stimme wieder klar und die brennende Kehle wieder samtig wird, wäre purer Aberglaube. Arzt oder Apotheker sollte man bei Halskrankheiten trotz Blasius-Segen aufsuchen. Wenn aber jemand darauf vertraut, dass ihm Gott auch in Krankheit nahe ist und ihm beisteht, wenn der Hals kratzt, wird man ihn durchaus als Christen bezeichnen dürfen. Und wenn man den Blasius-Segen als Zeichen dieses Gottvertrauens versteht, dann hat er ja doch Sinn.

 

 

 

 

 

 
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