24./25. Dezember: Weihnachten
Das
Fest der bedingungslosen Liebe Gottes
Krippenromantik, fröhliche Hirten mit lieblichen Schäfchen, ein
Engels-Chor mit schallendem Halleluja: So wird Weihnachten oft als Fest des
Friedens verklärt, zu dem sich die Familie unter dem Christbaum in
Eintracht zusammenfindet. Doch der eigentliche Sinn des Festes liegt tiefer:
Weihnachten ist das Fest der bedingungslosen Liebe Gottes zum Menschen,
indem Gott sich selbst ganz in das Geschick der Menschen hinein begibt. Er
wird in Jesus selbst einer von uns. Und das nicht in einem prunkvollen
Palast, sondern in einem ärmlichen Viehstall in Bethlehem, einem kleinen
Dorf in Judäa.
Zu Weihnachten wird deutlich, was Gott unter Liebe versteht: Er
verlangt als Bedingung für seine Liebe kein aufwendiges ethisches
"Fitness-Programm", keinen glänzenden Heiligenschein, kein
gerichtlich beeidetes Leumundszeugnis. Er liebt jeden Menschen um seiner
selbst willen – auch in seiner Schwäche und Sündhaftigkeit. Er sucht die
Begegnung mit jedem einzelnen Menschen, wie er ist. Er will keine
Luxus-Villa für sich, kein Cabriolet mit Stern, keinen Swimmingpool. Ein
armseliger Viehstall genügt ihm, um bei den Ärmsten der Armen zu sein.
Krippe: Kein Platz der Gemütlichkeit
Mit dem hölzernen Gestell, das in unseren Weihnachtskrippen
herumsteht, hatte das Jesusbett nicht viel gemein. Es war eigentlich der
Futtertrog für das Vieh im Stall. Wie es ausgesehen hat, kann man heute
noch in einigen Grotten in Palästina sehen. Der Stall ist dabei an eine
Felswand angebaut. Die eine Hälfte der Futterkrippe war aus dem Felsboden
und der Felswand der Grotte herausgehauen, die andere Hälfte durch Lehm ergänzt.
Alles in allem kann man sich Gemütlicheres für ein neugeborenes Baby
vorstellen. Die erste Krippenfeier hat übrigens der Heilige Franz von
Assisi in einer Höhle bei Greccio im Jahr 1223 abgehalten.
Hirten: Gute News für Kolporteure und Straßenkehrer
Jesus hat sich schon von Anfang an nicht mit der feinsten Gesellschaft
umgeben. Die ersten, die etwas von seiner Geburt erfahren und die ihn
besuchen kommen, sind Hirten, die soziale Unterschicht der damaligen
Gesellschaft. Sie gehören zu den Armen im Land, und ihr Beruf ist noch dazu
nicht besonders geschätzt. Es sind die, die nicht ins Café, Theater oder
Fitnesscenter gehen, sondern die sich bestenfalls im Stehbeisl aufwärmen,
die Zeitungskolporteure und Straßenkehrer von heute.
Einen Vorteil hatten die Hirten aber gegenüber den modernen
Unterprivilegierten. Ihr Berufsstand war bereits romantisch verklärt als
Bild für Gott, der auf sein Volk wie Hirten auf ihre Herde aufpasst.
Ochse und Esel wollen sagen: "Ihr Hornochsen und Rindviecher!"
Die beiden runden zwar bestens das idyllische Bild von der Heiligen
Familie im nächtlichen Stall ab, sie kommen aber recht unverhofft zu dieser
Ehre. Der Evangelist Lukas berichtet nämlich nichts von den gutmütigen
Vierbeinern, die sich wärmend um die Krippe stellen. Das haben erst spätere
Christen von prominenter Stelle entliehen: Der Prophet Jesaja schreibt:
"Jeder Ochse kennt seinen Besitzer und jeder Esel die Futterkrippe
seines Herrn. Israel aber will nicht begreifen, wem es gehört; mein Volk
nimmt keine Vernunft an." Mit Ochs und Esel im Stall soll also gesagt
sein: "Sogar die dummen Tiere erkennen, dass in diesem Kind der Messias
geboren ist. Nur ihr wollt es nicht wahrhaben!"
Ochs und Esel sind also für uns, auch wenn sie sich noch so treuherzig
über den Krippenrand beugen, eine ätzende Provokation. Etwas salopp
ausgedrückt: "Ihr Hornochsen und Rindviecher! Habt ihr noch immer
nicht mitgekriegt, dass hier der Erlöser zu euch gekommen ist?"
"Weihnacht"
Der Ausdruck "Weihnachten" leitet sich übrigens vom
althochdeutschen Wort "wih" ab, das so viel bedeutet wie
"heilig" oder "geweiht". Wörtlich übersetzt heißt
also Weihnachten nichts anderes als "heilige Nacht".
Größer
als der Staatsopernchor: Die himmlischen Heerscharen
Sie erscheinen plötzlich und unverhofft, reißen Menschen aus ihrem
Alltag und lösen im ersten Moment Angst aus: die Engel Gottes. Doch ihre
erste Botschaft ist stets: "Fürchtet euch nicht!" In der
Weihnachtsgeschichte beim Evangelisten Lukas spielen sie eine ganz besondere
Rolle. Sie verkünden den Hirten, dass der Messias geboren ist – und sie können
sich gar nicht halten vor Freude, sondern stimmen zu Tausenden gleich ein
mehrstimmiges Gloria an.
Sind schon die Umstände von Jesu Geburt reichlich ärmlich, wird
wenigstens beim Geburtstagsständchen nicht gespart. Damit auch alle genau
wissen, worum es geht, kommt ein Engel Gottes höchstpersönlich und
berichtet von dem erfreulichen Ereignis. Er kommt aber nicht allein – für
eine "Beleuchtungsshow" und "standing ovations" ist
gesorgt. Evangelist Lukas drückt das naturgemäß etwas konservativer aus:
"Ein großes himmlisches Heer" taucht plötzlich auf , vom
"Glanz des Herrn" umstrahlt, das Gott lobt. Da auch damalige
Hirten mit den Himmelsbewohnern nicht gerade vertraut waren, musste ihnen
zuerst einmal die Furcht genommen werden. Dann aber sind sie nicht mehr zu
halten. Sie stürmen los, um das Krippenphänomen zu bewundern.
Engelsgewohnheiten
Obwohl Engel auch bei den Menschen vor 2.000 Jahren nicht ständig
ein- und ausgingen, gehörten sie doch zum allgemeinen Weltbild. Aus der
Bibel lässt sich sogar einiges über ihre Gewohnheiten herauslesen. So
erscheinen sie beispielsweise nicht, wenn es ihnen Spaß macht, sondern nur,
wenn sie den Menschen eine wichtige Neuigkeit von Gott mitteilen sollen.
Ganz besonders lieben sie plötzliches Erscheinen, wobei sie die Menschen
meistens ein bisschen erschrecken. Nach der Erfüllung des göttlichen
Auftrages verschwinden sie so schnell, wie sie gekommen sind. Dieser göttliche
Auftrag ist übrigens etwas ziemlich Wichtiges. Ohne diesen gibt es die
Engel eigentlich gar nicht.
The White Stars
Da man Engel so schwer sehen kann, haben sich die Vorstellungen, die
man sich von ihnen machte, naturgemäß im Laufe der Zeit verändert. Zuerst
sah man gar nicht viel Unterschied zwischen Gott und dem Engel, durch den er
sprach. Es war sozusagen ein Begriff für Gott, wenn er mit den Menschen
redet. Sonst ist er ja unsichtbar und auch unhörbar. In späteren Texten
der Bibel sind Engel dann richtige, eigenständige Wesen, die vorzugsweise
nachts oder zu Mittag erscheinen, in ultraweißes Leinen gekleidet sind und,
wenn sie nicht gerade unterwegs sind, Gott ein Ständchen singen.
Die Engelsprominenz
Die wichtigsten sind sogar namentlich bekannt: Michael – sein Name
bedeutet: "Wer ist wie Gott?" – ist ein eher kämpferischer Typ,
der mit dem Satan, einem ehemaligen, nun bösen Engel, einige Gefechte
auszutragen hat. Er ist aber gleichzeitig die Sanftmut in Person, der die
Seelen vor den dunklen Mächten beschützt. Raphael – "Gott
heilt" – steht ebenfalls zu Diensten des Menschen zwecks Schutz und
Heilung von Krankheiten.
Ein Engel als Brieftaube?
Am besten bekannt ist uns wohl der Erzengel Gabriel. Er – sein Name
bedeutet: "Stärke ist Gott" – ist Symbol für die göttliche
Erzeugungsmacht und überbringt alle heilsgeschichtlich bedeutsamen
Botschaften. So kündigt er dem Priester Zacharias die Geburt seines Sohnes
Johannes – später "der Täufer" – an. Wichtig besonders zu
Weihnachten: Er war es, der Maria die Geburt ihres göttlichen Sohnes ankündigte.
Warum
ist gerade der 24. Dezember Heiliger Abend?
Was haben die Leute bloß zu Weihnachten gemacht, bevor es Weihnachten
gab? Drei Jahrhunderte lang haben die Christen nämlich kein Geburtsfest
Jesu gekannt. Das erste Weihnachtsfest hat man erst im Jahr 336 in Rom
gefeiert. Das bezeugt zumindest der römische Chronist Filocalus. In Rom
wurde am 25. Dezember, also zur Wintersonnenwende, das heidnische Fest des
Unbesiegbaren Sonnengottes (sol invictus) gefeiert. Die Christen, felsenfest
davon überzeugt, dass Jesus Christus die wahre Sonne ist, haben das Fest
schließlich für sich reklamiert.
Der Evangelist Lukas, der uns die Weihnachtsgeschichte übermittelt,
liefert über den Geburtstag von Jesus keine genauen Daten. Die Theologen,
die das genaue Datum errechnen wollten, sind daher zu sehr unterschiedlichen
Ergebnissen gekommen: Manche legten die Geburt Jesu in den Frühling und
verbanden ihn mit seinem Todestag im März/April. In anderen Gegenden galt
der Mai (insbesondere der 20. Mai) als sein Geburtsmonat. Auch den 28. März
hatte man errechnet, weil der 25. März als erster Tag der Schöpfung galt,
am 28. März – dem 4. Tag – die Sonne erschaffen und daher der
Geburtstag der "wahren Sonne", Jesus Christus, gefeiert wurde.
Der "Unbesiegbare Sonnengott"
Dass man sich auf den 25. Dezember und damit das Geburtstagsfest des
"Unbesiegbaren Sonnengottes" (sol invictus) einigte, hatte gute Gründe.
Zunächst war es ein Protest gegen diese römische Reichsfeier, die den Völkern
des römischen Imperiums erst 274 n. Chr. von Kaiser Aurelian aufgezwungen
wurde. Man konnte dieses heidnische Fest nur wirkungsvoll bekämpfen, indem
man es übernahm und christlich umdeutete. Dafür fand man in der Bibel auch
viele Anhaltspunkte, spricht sie doch an vielen Stellen vom Messias als der
Sonne. Beim Evangelisten Lukas heißt es: "Das aufstrahlende Licht aus
der Höhe wird uns besuchen", und im Johannesevangelium sagt Jesus von
sich: "Ich bin das Licht der Welt". Beim Konzil von Nicäa (325 n.
Chr.) hat man sich offiziell auf den 25. Dezember festgelegt.
Heiliger Abend am 24. Dezember
Das Weihnachtsfest wird am 25. Dezember begangen. Dass sich aber
bereits am Vorabend – am 24. Dezember – die Familie um den Christbaum
versammelt, hat einen guten Grund. Bereits im alten Orient und im Judentum
beginnt jeder Festtag nämlich bereits mit dem Vorabend. Und das hat man im
Christentum übernommen. Wenn es also am 24. Dezember dunkel wird, darf man
daher mit gutem Recht vor dem erleuchteten Christbaum die ersten
Weihnachtslieder anstimmen.
"Messias":
Ein Guerillaführer als Krisenmanager
"Los von Rom" – das war durchaus eine Parole in Israel zur
Zeit Christi Geburt. Denn die römische Fremdherrschaft wurde von vielen
Juden als Demütigung empfunden. Die Hoffnung richtete sich daher auf einen
Heilsherrscher der Zukunft, einen "Messias", der die Unterdrückung
beenden und wieder einen eigenen Staat Israel gründen würde. Als Jesus
geboren wurde, war diese Hoffnung besonders lebendig. Jesus war allerdings
ein Messias der anderen Art. Denn zum bewaffneten Kampf gegen Rom hat er
nicht aufgerufen.
Was man sich unter dem Messias vorzustellen hatte, darüber war man
sich in Israel zur Zeit Jesu keineswegs einig. Denn das Alte Testament kennt
durchaus unterschiedliche Messiaserwartungen. Das hebräische Wort
"Messias" bedeutet jedenfalls "Gesalbter" und ist in den
Psalmen meist Titel für den König von Israel. Nach dem Untergang des Königtums
wurden diese Texte jedoch anders gedeutet: Es wird wieder einen König für
Israel geben, einen "neuen David", der aller Unterdrückung ein
Ende bereiten und ein endzeitliches Reich des Friedens aufrichten werde.
Vorbild David – ein Messias aus Betlehem.
Für große Erwartungen braucht man auch große Vorbilder. Dafür
musste man nicht lange suchen: Ein Nachkomme des legendären Königs David
musste es sein. Unter diesem David war Israel zum einzigen Mal ein
aufstrebendes, funktionierendes und geeintes Königreich. Danach ist es
immer "in die Hosen gegangen", wenn man es ganz salopp ausdrücken
will – seit dem 10. Jahrhundert v. Chr.! Kein Wunder, dass man sich wieder
so einen neuen David wünschte. Bethlehem als Herkunftsstadt Davids war
daher für die Geburt des neuen Messias ideal.
Der Messias auf dem Esel.
Neben der Erwartung eines großen Heilsherrschers in Pracht und
Herrlichkeit kennt das Alte Testament aber auch abweichende Vorstellungen
des Messias. Im Buch Sacharja ist die Rede von einem König, der – nach
hebräischem Text – selbst ein Armer und Geretteter ist. Deshalb reitet er
auch nicht auf einem kriegerischen Ross, sondern auf einem Esel, dem Tier
der armen Leute. Jesus hat sich bei seinem Einzug in Jerusalem auf einem
Esel ganz offensichtlich als ein solcher "armer" Messias
verstanden. Und bereits im Stall von Bethlehem zeigt Gott, dass er besonders
bei den Armen sein will.
Paradiesischer Zustand.
Eine ebenfalls friedliche Sicht des Messias zeichnet der Prophet
Jesaja: Er stellt ihn sich als gerechten König vor. Bei dem Szenario, das
er malt, kommt man auch heute noch ins Schwärmen. Es wird zur Zeit des
Messias ein paradiesischer Zustand herrschen, mit einer gerechten, weisen,
friedliebenden Regierung, die sich für sozialen Ausgleich einsetzt. Das
geht soweit, dass nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere Vegetarier
werden, weil sie niemandem wehtun wollen: Der Löwe frisst Stroh wie das
Rind.
Der
Christbaum: Damit es auch im Winter grünt
Wenn der Winter so richtig eisig ist und die langen Nächte vom warmen
Sonnenschein träumen lassen, wächst die Sehnsucht nach dem Frühling. Die
immergrünen Zweige von Tannen und Fichten haben schon von alters her die
Hoffnung darauf lebendig gehalten. Aus den Zweigen wurde mit der Zeit ein
ganzer Baum – ein ursprünglich deutscher Brauch, der zu Zeiten des Wiener
Kongresses sogar von der österreichischen Geheimpolizei mit Misstrauen
registriert wurde.
Einen ersten Beleg für einen richtigen
Christbaum gibt es aus dem Jahr 1605. In einem Reisebericht aus Straßburg
heißt es: "auff Weihnachten richtett man Dannenbäum zu Staszburg in
den stuben auff daran henket man roszen aus vielfarbigem papier geschnitten,
Aeppfel, Oblaten, Zischgold, Zucker etc. ..."
Kind des Biedermeier
In Österreich ist der Christbaum ein Kind des "Herrn
Biedermeier", genauer gesagt des Wiener Kongresses (1814/15). Wir
verdanken kurioserweise der österreichischen Geheimpolizei einen Bericht,
in dem aktenkundig der erste Wiener Christbaum bezeugt ist. Ein
Geheimpolizist, der sich unter den Gästen des jüdischen Bankiers Arnstein
befand, schrieb: "Bei Arnsteins war vorgestern nach Berliner Sitte ein
sehr zahlreiches Weihbaum- oder Christbaumfest. Es waren dort ... alle
getauften und beschnittenen Anverwandten des Hauses. Alle gebetenen,
eingeladenen Personen ... erhielten Geschenke oder Souvenirs vom Christbaum.
Es wurden nach Berliner Sitte komische Lieder gesungen." Verantwortlich
für diesen komischen Brauch, der ganz dem Wiener Geschmack entsprochen hat,
war die Dame des Hauses, Fanni von Arnstein.
Habsburgische Christbaum-Mutter
Etwas jünger, dafür aber adeliger, ist der Christbaumbrauch bei den
Habsburgern. Erstmals 1816 hat man einen Weihnachtsbaum – und zwar im
Stadtpalais von Erzherzog Karl - geschmückt. Mitgebracht hat ihn die
deutsche Prinzessin Henriette von Nassau, die man seither als Mutter des österreichischen
Weihnachtsbaumes betrachtet.
Jedem sein Christbaum
Die Freude über den Glitzerbaum war lange Zeit den Kindern der bürgerlichen
Oberschicht in der Stadt vorbehalten. Auf dem Land hat man sich um die
Krippe versammelt. Erst das 20. Jahrhundert hat den Christbaum vom Stockerl
der Privilegierten in die Wohnzimmer von Jedermann herabgeholt. Dabei ist es
ein typisch deutscher Brauch. In England wurde er erst um 1840 bekannt, nach
Italien kam er durch Soldaten im 2. Weltkrieg, im Vatikan hat er gar erst
1982 Einzug gehalten.
Weihnachtskerzen
erleuchten das Dunkel der Nacht
Wer Kerzen anzündet – und wer tut das zu Weihnachten nicht – geht an
und für sich einer harmlosen Beschäftigung nach. Und einer unnötigen noch
dazu – im Zeitalter von Steckdose und Glühbirne. Dabei ist vielen kaum
bewusst, dass man mit den wenigen Handgriffen rund um Streichholz und Docht
an eine bei vielen Völkern verwurzelte Symbolik anknüpft. Licht ist bei
den altorientalischen Völkern das Urbild für Leben. Das Anzünden von
Lampen und Kerzen, die als gezähmtes Feuer gelten, war daher eine heilige
Aufgabe.
Auch in der Bibel spielt das Licht eine große Rolle als Symbol für
das Leben und für Gott, der letztlich alles Leben geschaffen hat. Der
siebenarmige Leuchter "Menoráh" erhellt das Dunkel des Tempels,
wobei aus den sieben Flammen sieben Augen Gottes höchstpersönlich blicken.
Kerzen werden von den Menschen der Bibel sonst nicht gebraucht,
wahrscheinlich, um sich von den Nachbarvölkern zu unterscheiden, wo Kerzen
eine große Rolle spielten.
Bienenwachskerze
Auch die ersten Christen verzichten zuerst auf Kerzen. Das dauert
aber nicht lange: Um 300 werden sie auch in christlichen Gottesdiensten
heimisch. Der tiefgründigen Symbolik kann man sich scheinbar nicht
verschließen. Einmal ist das brennende Licht ein Bild für die Wachsamkeit
des Menschen, dann wieder ein Symbol des Glaubens und der Auferstehung. Und
die wertvolle Bienenwachskerze ist letztlich Sinnbild für Christus selbst
als "Licht der Welt". Die Kerze, die sich selbst verzehrt,
symbolisiert seine sich verschenkende Liebe. Womit auch die traurige Seite
der Kerzensymbolik angeschnitten ist als Bild für die Lebenszeit, die ständig
kleiner wird.
Licht ins Dunkel im Internet
Seit 1973 gibt es den elektronischen Klingelbeutel zugunsten
behinderter Kinder, der im ersten Jahr 33.854 Schilling eingebracht hat.
1978 erbrachte die von E .W. Marboe ins Leben gerufene Aktion "Licht
ins Dunkel" bereits 2,5 Millionen Schilling. Seither beteiligt sich
auch das Fernsehen daran. " Licht ins Dunkel " findet heuer zum
28. Mal statt. Diese größte Hilfsaktion für behinderte Menschen
insbesondere für Kinder, ist längst zu einem festen Bestandteil des österreichischen
Weihnachtsfestes geworden. Alle kennen sie, mehr als 40 Prozent der Bevölkerung
machen jährlich mit. Allein im Vorjahr wurden mehr als 106 Millionen
Schilling gespendet.
Homepage:
http://lichtinsdunkel.orf.at
Zeichen
der Hoffnung: Das ORF-Friedenslicht aus Betlehem
Als Symbol für den Frieden für die Menschen auf Erden, von dem die
Engel nach dem Bericht des Lukasevangeliums bei der Geburt Jesu gesungen
haben, wird seit 1986 das "Friedenslicht aus Betlehem" verteilt.
Die Initiative ist im Rahmen der Aktion "Licht ins Dunkel" im
ORF-Landesstudio Oberösterreich entstanden und wird von dort aus durchgeführt.
In den Wochen vor Weihnachten entzündet ein oberösterreichisches
Kind, das sich durch besonderes soziales Engagement ausgezeichnet hat, in
der Geburtsgrotte in Bethlehem ein Licht, das in einer explosionssicheren
Speziallaterne von der AUA per Flugzeug nach Österreich gebracht wird.
Wenige Tage vor Weihnachten wird es dann an Organisationen weitergegeben,
die es in ganz Österreich und in mehr als 20 europäischen Ländern
verteilen.
Mit der Bahn durchs Land
In Österreich bringen es die Züge der ÖBB in alle Regionen. Es
brennt in allen ORF-Landesstudios, auf allen Bahnhöfen, in allen
Rotkreuzdienststellen und in den meisten Kirchen. Viele Organisationen wie
das Rote Kreuz oder die Feuerwehren bringen es von Tür zu Tür. Über Österreich
hinaus haben sich in Deutschland, der Schweiz und Italien Gruppen zusammen
gefunden, die das Friedenslicht verteilen. In ganz besonderem Ausmaß nehmen
sich die Pfadfinder des Friedenslichtes an. Sie bringen es in fast alle
europäischen Länder. So breitet sich die kleine Flamme aus, in dem sie von
Kerze zu Kerze weitergegeben wird. Am Heiligen Abend holen sich unzählige
Menschen dieses Weihnachtssymbol und entzünden mit dem Friedenslicht die
Kerzen des Christbaumes oder bewahren das Licht in Laternen auf.
Sich für den Frieden einsetzen
Das ORF-Friedenslicht aus Bethlehem erinnert daran, dass bei der
Geburt Jesu den "Menschen guten Willens" oder den "Menschen
seiner (Gottes) Gnade" der Friede versprochen wurde. Es kann natürlich
nicht den Frieden "herbeizaubern" sondern ist eine Aufforderung,
sich im Sinn des in Bethlehem geborenen Jesus für den Frieden einzusetzen.
So wie die kleine Flamme von Mensch zu Mensch weitergegeben wird, muss auch
der Friede zwischen den Menschen wachsen und weitergegeben werden.
Einsamkeit:
Die dunkle Seite der Weihnachtsfreude
Für Menschen, die Weihnachten abseits von Kleinfamilienglück und
Geschenkeaustausch verbringen müssen, sind ein paar harte Tage zu überstehen.
Einsamkeit schmeckt wohl niemals bitterer als in Zeiten allgemein
verordneter Glückseligkeit. Da tröstet es kaum festzustellen, dass die
Klage über Einsamkeit allgemein ist. Hermann Hesse schrieb darüber:
"Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den anderen, jeder ist
allein." Friedrich Nietzsche tröstet gar: "Wer die letzte
Einsamkeit kennt, kennt die letzten Dinge." Für die jüdische
Philosophin Simone Weil liegt der Wert der Einsamkeit in der "Ermöglichung
einer höheren Aufmerksamkeit".
Kluge Bücher haben immer wieder versucht, dem Phänomen der
Einsamkeit seinen Schrecken zu nehmen. So das "Lexikon der christlichen
Spiritualität", das dafür plädiert, der Einsamkeit Positives
abzugewinnen: Die Flucht vor der Einsamkeit in zerstreuende Betätigung kann
nur eine kurzfristige Lösung sein. Man muss die Einsamkeit zulassen, ihr
Raum geben, sie in sein Leben eindringen lassen. Das Verkehrteste wäre, vor
ihr die Flucht zu ergreifen. Der Weg in die wahre Einsamkeit führt über
die Heimkehr des Menschen zu sich selber. Bekehrung zur Einsamkeit ist der
einzig mögliche Schritt in die richtige Richtung.
Einsamkeit als Voraussetzung für Gemeinschaft
Vielleicht tröstet es, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass
Einsamkeit letztlich Voraussetzung für Gemeinschaft ist. Nur wer die Kälte
der Einsamkeit schon bis in den letzten Knochen gespürt hat, kann dem
Zusammensein mit anderen den wahren Wert abgewinnen. Nochmals das Lexikon
der Spiritualität: "Mit der letzten Einsamkeit betreten wir den Raum
neuer, intensiver Gemeinschaft. Der Weg zum wahren Du im anderen Menschen führt
durch die innere Einsamkeit. Einsamkeit läutert und erzieht den Menschen,
sie kann ihn zu einer neuen Offenheit befreien. Wie die Einsamkeit an das
Geheimnis des Todes grenzt, so grenzt es letztlich an das Geheimnis
Gottes." Wem das alles zu hoch und weltfremd ist, dem sei besonders
heute die Nummer der Telefonseelsorge (Tel. Nr.: 142) in Erinnerung gerufen.
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