Streng kirchenrechtlich betrachtet ist ein "Weihbischof"
eigentlich ein "Titular- und Auxiliarbischof". Er wird auf eine
nicht mehr existierende Diözese geweiht – ist also nur dem Titel nach
Bischof (daher: "Titularbischof"). Jeder
"Titularbischof" wird zu Hilfsdiensten einer anderen Diözese
zugeteilt - daher: "Auxiliarbischof", ein lateinischer Begriff den
man mit "Hilfsbischof" übersetzen könnte.
Schwarz bekommt nordafrikanische Titeldiözese
Der neuen Wiener Weihbischof wird auf die nordafrikanische
Titulardiözese Simidicca, geweiht, die aber bereits im letzten Drittel des
ersten Jahrtausends erloschen ist. Die einstige Bischofsstadt lebt im
kleinen tunesischen Dorf Simidia weiter.
"Weihbischof": Ein Spezifikum der deutschen Sprache
Der Begriff "Weihbischof" – der auch in keiner anderen Sprach
zu finden ist – geht angeblich auf die Renaissance zurück, als
Fürstbischöfe sich mitunter auf das Amt des Fürsten beschränkten, selbst
aber keine geweihten Bischöfe waren. Für die Weihen benötigten sie daher
eigene "Weihbischöfe".
Historischer Ursprung im Frühmittelalter
Historisch betrachtet geht diese Konstruktion auf den Sarazenensturm
zurück, als viele Bischöfe in den Westen flüchten mussten. Um den
Rechtsanspruch auf die Bischofsstühle aufrecht zu erhalten, wurden dann
auch Nachfolger ernannt – auch wenn sie ihr Amt nie antreten konnten. Sie
übernahmen dann sinnvollerweise Hilfsdienste an ihren Wohnorten.
Wien: Bis zu fünf Weihbischöfe
Die Einrichtung erwies sich offenbar als zweckmäßig. Heute verfügt
praktisch jede größere Diözese über mehrere Weihbischöfe. Wien hatte
vor 20 Jahren de facto sogar fünf Weihbischöfe gleichzeitig – Karl
Moser, Jakob Weinbacher, Helmut Krätzl, Florian Kuntner und
Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym.
Titeldiözesen: Von Karthago bis Wiener Neustadt
Als Titeldiözesen dienen verschiedenste Orte. Der langjährige
Kardinal-Staatssekretär Agostino Casaroli war beispielsweise Erzbischof von
Karthago. Der Apostolische Nuntius Donato Squicciarini ist Erzbischof von
Tiburnia – dem heutigen St. Peter im Holz in Kärnten. Dem Titel nach gibt
es nach wie vor einen Bischof von Lorch (Lauriacum) und von Wiener Neustadt.
Theologisch nicht unumstritten
Theologisch sind die Weihbischöfe nicht ganz unumstritten. Sie seien
"Hirten ohne Herde" – die Weihe hänge damit in der Luft. Und
die Funktionen, die Weihbischöfe ihren Diözesanbischöfen abnehmen,
könnten genauso gut von Bischofsvikaren mit Firmerlaubnis wahrgenommen
werden, meinen Kritiker.