Fachartikel

Die universale islamische Umma

Von Hartmut Bobzin (Biografie)

 

"Umma" ist das arabische Wort für die Gemeinschaft der Muslime. Sie gilt ihnen als die beste Gemeinschaft im göttlichen Schöpfungs- und Heilsplan. Als Umma bezeichnete der Koran zunächst einmal sprachliche, religiöse oder ethnische Gemeinschaften. Im Laufe der Zeit wurde dann darunter die Gesamtheit der gläubigen Muslime in aller Welt verstanden, unabhängig von ihrer Rasse, Sprache oder Nationalität und auch unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer besonderen religiösen Form des Islams. In wieweit gibt es nun Religionspluralität in der konkreten Geschichte des Islams und wie reagieren islamische Gesellschaften auf die verschiedenen Religionen im Bereich der eigenen islamischen Umma?

Das arabische Wort Umma hat eine lange Geschichte und ist immer noch bzw. heute wieder äußerst lebendig. Jedenfalls ist es für einen Arabischsprechenden mit Assoziationen behaftet, deren emotionale Bedeutung einem Außenstehenden nur schwer zu vermitteln ist.

Die Bedeutung von "umma"

Umma kommt etwa dreißig Mal im Koran vor. Meistens bezeichnet es eine Gemeinschaft, genauer gesagt, eine Volksgemeinschaft. Aber auch die Geister, die sog. Dschinn, bilden nach koranischem Verständnis eine umma (vgl. 7,38). Sieht man einmal von dieser eigentümlichen Stelle ab, so ist für das koranische Verständnis von umma charakteristisch, dass das Wort meistens mit dem Begriff rasul, "Gesandter" korreliert wird. Im Koran heißt es, dass zu jeder umma ein Gesandter mit der Botschaft des Monotheismus geschickt wird. In diesem Sinne ist Muhammad der Gesandte, der zur arabischen umma gesandt ist. Diese arabische umma wandelt sich dann durch die Predigt Muhammads zur umma muslima, also zu der umma, die Gott ergeben ist. Dieser Ausdruck kommt, bezogen auf die Nachkommenschaft Abrahams, im Koran Sure 2, Vers 128 vor, nicht jedoch der heute geläufigere Ausdruck umma islamiya - "islamische Gemeinschaft"; letzterer ist erst eine moderne Prägung.

Umma als Ausdruck für Gemeinde

Doch zurück zu den emotionalen Assoziationen des Wortes umma. Wie ich meine, hängen sie mit einem einzigen, oft zitierten Koranvers zusammen, nämlich Sure 3, Vers 110; dort heißt es: "Ihr seid die beste Gemeinschaft (arab. umma), die für die Menschen hervorgebracht wurde, da ihr das Gute gebietet, das Verwerfliche verbietet und an Gott glaubt." Vielleicht wäre es besser, umma an dieser Stelle mit "Gemeinde" zu übersetzen, weil dieses Wort zwei charakteristische Bedeutungen hat, nämlich einerseits die soziale, politische Gemeinde, anderseits die religiöse Gemeinde. Genau diese beiden Aspekte beinhaltet das Wort umma im Arabischen bis heute. Es ist dieser Vers, auf den sich das immer wieder zu beobachtende Selbstbewusstsein von Muslimen gründet, die "beste", ja die vollkommene Religion zu besitzen, so wie es ein anderer Koranvers (Sure 5, 3) vielleicht noch deutlicher und schärfer formuliert - ein Vers, den man, in eigentümlicher Kontinuität zu deuteronomistischem Gedankengut, durchaus als Hinweis auf einen neuen Bundesschluss (vgl. Sure 33, 4!) betrachten kann: "Heute habe ich an euch eure Religion (arab. din) vollendet und über euch meine Gnade (oder: mein Wohlgefallen; arab. ni 'ma) zum Ziel gebracht und bin mit dem Islam als eurer Religion zufrieden." In dieser Aussage nimmt das arab. Wort din "Religion" einen zentralen Platz ein.

Islam als die "richtige" Religion

Im Gegensatz zum Alten wie zum Neuen Testament ist auffällig, wie im Koran von einer ganz spezifischen "Religion" (arab. din oder milla) gesprochen wird, die islam genannt und gegen andere Religionen abgegrenzt wird. Das Wort islam bedeutet: Ergebung Gott gegenüber. Nach koranischer Lehre ist diese Religion uralt; sie wird nämlich in den medinensischen Suren als die Religion Abrahams (arab. millat Ibrahim, vgl. z.B. 2, 135; 4,125) bezeichnet. Wie wichtig das Bewusstsein, der "richtigen" Religion anzugehören, für den frühen Islam war, geht aus Münzaufschriften hervor. Auf der Rückseite der omayyadischen Goldmünze, des Dinars, steht Sure 9, Vers 33: "ER ist es, der seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der wahren Religion (din alhaqq) gesandt hat, um ihr zum Sieg zu verhelfen über alles, was es sonst an Religion gibt, auch wenn es denen, die Gott einen Teilhaber geben, zuwider ist."

Der Umgang mit anderen Religionen

Andere Religionen als der islam werden im Koran nicht abstrakt auf den Begriff gebracht und unter einem umfassenden Begriff subsumiert, sondern sie werden einfach mit den Namen ihrer Anhänger aufgezählt. Der umfassendste Beleg dazu ist Sure 22, Vers 17 (vgl. ähnlich Sure 2, 62 und Sure 5, 69): "Siehe, diejenigen, die glauben, diejenigen, die Juden sind, die Sabier, die Christen, die Magier und diejenigen, die Gott einen Teilhaber an die Seite stellen - siehe, Gott entscheidet zwischen ihnen am Tag der Auferstehung; siehe, Gott ist über alles Zeuge" Hier werden also sechs Gruppen genannt: (a) "diejenigen, die glauben" damit sind die Muslime gemeint; (b) die Juden; (c) die Christen; (d) die Sabier (arab. as-sabi `un) - wir werden noch ausführlich darauf eingehen, wer damit gemeint sein könnte; (e) die Magier (arab. madschus) damit sind die Anhänger Zarathustras gemeint; (f) "diejenigen, die Gott einen Teilhaber zur Seite stellen" (arab. muschrikun), oder die "Beigeseller", d.h. die Anhänger der altarabischen Lokalkulte, die "Heiden". Aber auch die Christen könn(t)en damit gemeint sein, d.h. im Gebrauch des Ausdrucks muschrikün gibt es eine gewisse Unschärfe, die jedenfalls eine Übersetzung mit "Polytheisten" als unangemessen erscheinen lässt. Im folgenden möchte ich auf jede dieser sechs Gruppierungen genauer eingehen.

Muslime sind "diejenigen, die glauben"

"Diejenigen, die glauben" sind nach dem Sprachgebrauch des Korans die Muslime. Wobei anzumerken ist, dass das Wort "Muslim" (arab. muslim) im Koran viel seltener vorkommt als das Wort "Gläubiger" (arab. mu `min). Das gilt auch für den frühen Islam. Der offizielle Titel des Kalifen ist, wie die ältesten Münzen lehren (oder wie man es auch aus "1001 Nacht" kennt), "Beherrscher der Gläubigen" (arab. amir al-mu `minin).

Erwähnung der Juden und Christen

An zweiter Stelle werden die Juden genannt. Für sie werden im Koran verschiedene Bezeichnungen gebraucht, z.B. "die Israeliten" (arab. banu Isrä `il, wörtlich: "Kinder Israel"), womit meist (aber nicht immer) die Israeliten der Vergangenheit gemeint sind; oder es ist von den "Stämmen" (arab. asbat) die Rede, auch hiermit sind in der Regel die altisraelitischen Stämme gemeint. Die zeitgenössischen Juden heißen im Koran yahud bzw. "diejenigen, die Jude sind" (arab. alladhina hadu). Was wird nun über die Juden im Koran gesagt? Wie sieht ihr Bild im Koran aus? Bei den Stellen, die ich im folgenden behandeln werde, ist auffällig, dass in ihnen die Juden häufig zusammen mit den Christen genannt werden. So z.B. in den Versen 111-113 der zweiten Sure, in denen es um den Exklusivitätsanspruch der Juden und der Christen geht: "Sie sagen [gemeint sind die ,Leute der Schrift' oder ,Schriftbesitzer', eine Sammelbezeichnung für Christen und Juden]: Niemand wird ins Paradies eingehen, außer denen, die Christen und Juden sind. Das sind doch nur ihre Wünsche und Vorstellungen. Sag: Bringt doch euren Beweis vor, wenn ihr die Wahrheit sagt. Nein, nur wer sich Gott ergibt [d.h., wer muslim ist] und dabei rechtschaffen ist, dem steht bei seinem Herrn sein Lohn zu. Die brauchen keine Angst zu haben und werden nicht traurig sein." Hier wird ein vermeintlicher Erwählungsanspruch von Christen und Juden zurückgewiesen. Ähnliches geschieht in Sure 5, Vers 18, wo es um die Zurückweisung der Gotteskindschaft und damit auch eines Erwählungsanspruches geht.

Umma als wandelbarer Begriff

Auch die Juden werden übrigens, was in unserem Zusammenhang interessant ist, als umma bezeichnet. Das geschieht im Zusammenhang mit der expliziten Ablehnung der Verdienste der "Väter" Abraham, Ismael und Isaak (Sure 2, 134, vgl. 141 ). lm Hintergrund dieses Verses steht der Gedanke, dass die Erwählung der erwähnten umma vorbei ist; ihr folgt eine andere. Das heißt, jede umma hat ihren Platz in der Geschichte und kann prinzipiell durch eine andere , abgelöst werden. Und zu jeder umma kommt der ihr bestimmte Gesandte (arab. rasul), wie es an mehreren Stellen heißt (vgl. Sure 10, 47; 13, 30; 16, 36). In der Regel ist es so, dass die umma den Gesandten zurückweist, und dann die Reihe an eine nachfolgende kommt, welche als "Erbe" der vorhergehenden betrachtet wird. Dieser Gedanke der Erwählungsnachfolge wird im Koran nur an wenigen Stellen exemplifiziert. In dem angedeuteten Sinne sind z.B. die Israeliten (banu Isra `il) die Nachfolger und Erben der Ägypter (vgl. Sure 44, 25~ 28). Ebenso aber wird durch Stellen wie die oben zitierte zum Ausdruck gebracht, dass auch Juden und Christen als jeweils erwählte umma "ausgedient" haben. Dieser Gedanke wird nun mit der Gestalt Abrahams in Verbindung gebracht, der erklärtermaßen "weder Jude noch Christ war" (Sure 3, 67). Entscheidend ist, was Sure 2, Vers 135 gesagt ist: "Und sie [d. h, die "Leute der Schrift"] sagen: Ihr müsst Juden oder Christen sein, dann seid ihr rechtgeleitet. Sag: Nein, sondern [Nachfolger] der Religion Abrahams, eines "Hanifen", der war nicht einer von denen, die Gott einen Teilhaber zur Seite stellen."

Der Begriff hanif

Die "Religion Abrahams" (arab. millat Ibrahim) durch einen Begriff näher bestimmt, der nicht leicht zu verstehen ist, nämlich hanif. Dieses Wort wird fast immer mit "Monotheist" oder "Rechtgläubiger" übersetzt. Man nimmt allgemein an, dass es in Arabien zur Zeit Muhammads eine Bewegung von sog. "Hanifen" gegeben habe, die überzeugt davon waren, dass es mit der heidnischen Religion zu Ende gehe, und die sich innerlich dem Monotheismus angenähert hätten. Nun hat das arabische Wort hanafi (eine Nebenform zu hanif) bei den arabischen Christen bis heute die Bedeutung "Heide" - und das passt genau zu der semitischen Etymologie des Wortes, das u.a. mit hebräisch hanep bzw. altsyrisch hanpa "gottlos, Heide" verwandt ist. Wen man als "gottlos" oder als "Heiden" bezeichnet, ist nun stets eine Frage des Standpunktes. Vom Standpunkt des altarabischen Heidentums ist derjenige ein hanif, der nicht mehr an seine Götter glaubt, und vom Standpunkt des Judentums bzw. Christentums jemand, der eben nicht Jude bzw. Christ ist. Bei Abraham wird zum Wort hanif stets die negative Einschränkung hinzugefügt: "Keiner von denen, die Gott einen Teilhaber an die Seite stellen." Und das hat seine Bedeutung: Abraham war ein Außenstehender, etwas ganz Eigenes. Von diesem Zusammenhang her kommt man dann zu der Deutung "Monotheist" für hanif.

Vorwurf der Schriftverfälschung

Ein weiterer Vorwurf, der den Juden gemacht wird (und der im interreligiösen Dialog bis heute von großer Bedeutung ist), ist derjenige der sog. Schriftverfälschung (arab. tahrif). In Sure 4, Vers 46 (vgl. Sure 5, 41 ) heißt es: "Unter denen, die dem Judentum angehören, gibt es einige, welche die Worte [der Schrift] entstellen [, indem sie sie] von der Stelle [, an die sie hingehören, wegnehmen]." Diese Stelle wird stets in dem Sinn gedeutet, dass die Juden (und übrigens auch die Christen, die stets mitgemeint sind) die Heilige Schrift nicht in jener ursprünglichen Form überliefert haben, die, nach islamischer Ansicht, im Koran gewahrt ist.

Teils skeptische Haltung gegenüber Juden und Christen

Im folgenden möchte ich auf einige Verse aus der spätmedinensischen Sure 5 eingehen, aus denen in aller Deutlichkeit die ambivalente Haltung der jungen muslimischen umma den Juden (und teilweise auch den Christen) gegenüber hervorgeht. In Sure 5, Vers 51 steht die Warnung, sich Juden und Christen zu Vertrauten bzw. Freunden (arab. auliya‘) zu nehmen: "Ihr Gläubigen, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden! Sie sind untereinander Freunde. Wenn einer von euch sich ihnen anschließt, gehört er zu ihnen. Gott leitet das Volk der Frevler nicht recht." Wenn man aus dieser Stelle den Juden und Christen gegenüber eine gehörige Skepsis herauslesen kann, so folgt in der gleichen Sure wenig später ein Vers, der diese Aussage stark relativiert. Dieser Vers stellt eine Parallele zu Sure 22, Vers 17 dar, dem Ausgangspunkt unserer Überlegungen: "Diejenigen, die glauben, diejenigen, die dem Judentum angehören, die Sabier und die Christen, die [alle] an Gott und den Jüngsten Tag glauben und tun, was recht ist, die brauchen [am Tage des Gerichts] keine Angst zu haben und werden nicht traurig sein."

Eingehende Auseinandersetzung mit den Juden

Der Blick auf den Jüngsten Tag relativiert hier eindeutig die Differenzen zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften und betont das Gemeinsame, das für sie alle Hoffnung am Gerichtstag stiften kann. Wenig später steht aber erneut ein Vers, der in seiner drastischen Formulierung nichts zu deuten übrig lässt, sowohl im Negativen wie im Positiven (Sure 5, Vers 82): "Du wirst sicher finden, dass diejenigen Menschen, die sich den Gläubigen gegenüber am meisten feindselig zeigen, die Juden, und diejenigen, die Gott einen Teilhaber an die Seite stellen, sind. Und du wirst sicher finden, dass diejenigen, die den Gläubigen in Liebe am nächsten stehen, die sind, die sagen: Wir sind Christen (arab. nasara). Dies deshalb, weil es unter ihnen Priester und Mönche gibt, und weil sie nicht hochmütig sind."

Relativierung negativer Bemerkungen gegenüber den Juden

Man könnte zunächst annehmen, dass eine Stelle, die eine derartig negative Aussage über das Judentum enthält, dazu geführt hätte, dass es in der Geschichte von Seiten der Muslime den Juden gegenüber große Probleme und viel Feindseligkeit gegeben hätte. Das genaue Gegenteil ist aber der Fall! In der klassischen, durch die Prophetentradition bestimmten Koranexegese wird diese Stelle an einem ganz bestimmten historischen Ort lokalisiert und in diesem Kontext verstanden: Sie bezieht sich auf die Auseinandersetzung Muhammads mit den Juden von Medina. Die Stelle wird also von der Koranexegese nicht zu einer Aussage über die Juden schlechthin verallgemeinert, sondern historisch genau in jenem Rahmen interpretiert, den die prophetische Tradition ja auch vorgibt. An der Fülle der Belege, denen leicht noch weitere Parallelstellen hinzugefügt werden könnten, sieht man, welchen Stellenwert im Koran die Auseinandersetzung mit den Juden hat. Weniger zahlreich sind demgegenüber die Stellen, die sich mit den Christen auseinandersetzen.

Kritik an Spaltung der Christen

Die Christen werden im Koran durchgängig nasara genannt. Für diese Bezeichnung gibt es mehrere Deutungsmöglichkeiten. Schon im Neuen Testament und in der frühchristlichen Literatur gibt es ja verschiedene Bezeichnungen für die Christen. Die einfachste und naheliegendste Erklärung (mit der ich mich hier begnügen möchte) ist diejenige, dass das arabische Wort nasara die Übernahme des syrischen Wortes ist, mit dem die Christen in der altsyrischen Bibelübersetzung bezeichnet werden. Einiges von dem, was im Koran ausdrücklich über die Christen steht, wurde schon im Zusammenhang mit den Juden angeführt. Daher gehe ich nur noch auf einige Stellen ein, an denen allein von den Christen die Rede ist, so z.B. in Sure 5, Vers 14f.: "Und von denen, die sagen: Wir sind Nasara' [d.h. Christen], haben wir ihre Verpflichtung (arab. mithaq) entgegengenommen. Aber dann vergaßen sie einen Teil dessen, wozu sie ermahnt wurden. Da erregten wir unter ihnen Feindschaft und Hass bis zum Tag der Auferstehung."

Verpflichtung Gott gegenüber

Hier ist zunächst von einer "Verpflichtung" die Rede, die für die Christen als umma Gott gegenüber besteht. Statt "Verpflichtung" könnte man auch "Bund" sagen. Die wichtigste Stelle, an der von einem solchen "Bund" (arab. mithaq) die Rede ist, scheint mir Sure 33, Vers 7 zu sein. Dort heißt es, dass Gott von den Propheten einen mithag entgegengenommen hat, und dann werden nacheinander Muhammad (in direkter Anrede!), Noah, Abraham, Mose und Jesus genannt. Bedeutsam an den oben zitierten Versen aus Sure 5 ist der Hinweis auf das offenkundige Ende des Bundes mit den Christen - wegen ihrer Schriftvergessenheit und den daraus resultierenden Spaltungstendenzen innerhalb der Christenheit. Das wird auch aus anderen Koranstellen ganz deutlich: Den Christen wird vor allen Dingen vorgeworfen, dass sie in verschiedene Gruppierungen aufgespaltet sind und ihre Einheit verloren haben.

Wer sind die "Sabier" ?

Das arab. Wort sabi `un kommt nur an drei Stellen vor, und zwar neben der eingangs zitierten (Sure 22, Vers 17) noch in Sure 2, Vers 62 und Sure 5, Vers 69. Interessanterweise werden Muhammad selbst sowie der zweite Kalif Omar ibn al-Chattab in der Prophetenüberlieferung bzw. in der biographischen Literatur als "Sabier" bezeichnet. Bemerkenswert dabei ist, dass schon die älteste islamische Auslegungstradition mit dem Wort sabi `un kaum noch etwas anfangen konnte, wie sich etwa bei dem bedeutenden Korankommentator at-Tabari (gest. 923) zeigen lässt. In seiner Auslegung zu Sure 2, Vers 62 heißt es: "Die Gelehrten streiten darüber, auf welche Religionsgruppe dieses Wort anzuwenden ist." Und dann zitiert er verschiedene Deutungen, von denen

hier einige wiedergegeben seien: So seien die Sabier "keine Juden, keine Christen, sondern solche, die keine Religion haben"; oder: "Sie befinden sich zwischen den Juden und den Zoroastriern (arab. madschus); man isst nicht von ihren Opfern und heiratet ihre Frauen nicht." Wieder eine andere von Tabarii zitierte Tradition besagt: "Die Sabier behaupten, ein Stamm aus dem Südirak zu sein; sie sind keine Zoroastrier, keine Juden und keine Christen." Und dann folgt bei at-Tabari ein besonders interessanter Satz: "Diejenigen, die Gott einen Teilhaber zur Seite stellen (also die sog. muschrikun) haben vom Propheten gesagt, er sei Sabier." Eine weitere Meinung besagt, die Sabier seien aus der Gegend von Mossul, hätten kein (heiliges) Buch (arab. kitab) und keinen Propheten, sondern würden sich mit dem Satz begnügen: "Es gibt keinen Gott außer Gott", und daher würden die muschrikun Muhammad und seine Anhänger mit den Sabiern vergleichen.

Versuch, die Sabier einzuordnen

Die islamischen Deutungen könnte man insgesamt in folgende vier Meinungen einteilen: 1. Es seien Leute, die sich von ihrer Religion abwenden. 2. Es sei eine bestimmte, den Buchbesitzern nahestehende Gruppe, die Engel verehren, die Gebetsrichtung beachten, den Psalter lesen. 3. Es seien die Mandaer. Es seien die Sabier von Harran (Nordmesopotamien), eine dem Sternglauben verpflichtete Gruppe, die mit ihrer Lehre dem Gedankengut des hermetischen Zirkels zugeordnet werden kann. Die westliche Forschung hat folgende Lösungen anzubieten: 1. In der von Annemarie Schimmel betreuten Koranübersetzung von Max Henning ist in 2,62 und 5,69 von den "Sabäern" die Rede, womit laut Anmerkung zu 2,62 die "Johanneschristen" gemeint seien. Aber das ist linguistisch unmöglich, da die "Sabäer" mit einem anderen s-Laut geschrieben werden als die Sabier. 2. Es seien die Anhänger der Sternreligion von Harran (s.o.). Es ist aber sehr zweifelhaft, ob diese Sabier (aus Nordmesopotamien!) bis nach Arabien hinein bekannt gewesen sein können. 3. Es sei eine Täufersekte gemeint. Dabei wird dann das arabische Wort saba `a mit dem mandaischen saba "taufen" in Verbindung gebracht. Es seien die sog. Elkesaiten gemeint, die sich selber als Sobiai, "die sich Eintauchenden", bezeichneten. Ihr Einfluss sowohl auf den Manichaismus wie den frühen Islam ist mehrfach behandelt worden. Auch wenn die Frage, wer die im Koran erwähnten sabi 'un wirklich gewesen sind, wohl nicht endgültig geklärt werden kann, so muss es doch eine in Arabien ansässige Gruppe gewesen sein, "eine zwar monotheistische, aber von Juden, Christen und Muslims verschiedene und zur Zeit Muhammads noch bestehende besondere Gemeinschaft."' Sowohl die Mandaer als auch die harranischen Sternenanbeter bezogen sich erst viel später auf die koranischen "Sabier"-Stellen, um von der islamischen Obrigkeit als "Schriftreligion" anerkannt zu werden (s.u.).

Die Zoroastrier

Nur ein einziges Mal werden die Zoroastrier, arab. madschus ("Magier"), im Koran erwähnt, nämlich an der hier behandelten Stelle 22,17. Der Zoroastrismus war Staatsreligion im neupersischen Reich der Sassaniden, die zeitweise Teile von Südarabien beherrschten, so dass auch persisches Gedankengut nach Arabien gelange. Das kann man z.B. daran erkennen, dass es im Koran eine ganze Reihe von persischen Fremdwörtern gibt.

Die Gruppe der Heiden

Die letzte noch genauer zu behandelnde Gruppe sind die sogenannten muschrikun. Ich übersetze das Wort etwas umständlich als "diejenigen, die Gott einen Teilhaber an die Seite stellen". In der islamischen Auslegungstradition sind damit die "Heiden" gemeint, also die Götzenanbeter (so z.B. at-Tabari zu 22,17: alladhina ya'budun al-authan). Insgesamt bleibt das Heidentum im Koran übrigens eigentümlich blass. Man erfährt darüber am ehesten aus Erzählungen, wie etwa derjenigen von der Auseinandersetzung Abrahams mit seinem Vater und von der Zerschlagung der Götzenbilder. Das beruht meist auf jüdischem Erzählgut. Es gibt nur zwei Stellen im Koran, in denen konkrete Götternamen genannt werden. Das ist zum einen die Geschichte von Noah; in Sure 71, Vers 23, heißt es: "Und sie [d.h. die Zeitgenossen Noahs] sagten: Gebt doch eure Götter nicht auf! Gebt weder Wadd auf noch Suwa` noch Yaghuth, Ya`uq oder Nasr." Diese Namen sagen wenig, wenn man einmal von Nasr, was soviel wie "Geier" heißt, absieht. Dass der Geier in altarabischen Kulten eine Rolle gespielt hat, weiß man. Mit den anderen Namen kann man weniger anfangen, außer dass einer der Namen "er hilft" heißt, nämlich der von Yaghuth.

Weibliche Götter als Kompromiss zu Muhammads Monotheismus

Die andere Stelle, an der Götter, und zwar weibliche Götter, erwähnt werden, ist Sure 53, Verse 19ff; Muhammad wendet sich hier an die Mekkaner, und es heißt: (19) "Was meint ihr denn von al-Lat und al-`Uzza und Manat, der dritten? (20) Sollen euch die männlichen Wesen zukommen und Gott die weiblichen? (21) Das wäre eine ungerechte Verteilung." Nach der Tradition, wie sie etwa bei at-Tabari in der Auslegung zu dieser Stelle angeführt wird, seien auf die in Vers 19 formulierte Frage die sog. "satanischen Verse" gefolgt, d.h. Verse, die Muhammad nicht von Gott geoffenbart, sondern vom Satan eingeflüstert worden seien, und die deswegen später aus dem Koran "getilgt" und durch die heutigen Verse 20-21 ersetzt wurden. Sie lauteten: "Sie [d.h. die erwähnten Göttinnen] sind die hohen Wesen [oder: Kraniche, Störche, bzw. Vogelwesen], bei denen die Fürsprache liegt." Die Aussage dieser sog. "satanischen Verse" wäre also, dass weiblichen arabischen Gottheiten (von denen übrigens al-Lat auch archäologisch sehr gut belegt ist) als eine Art Mittlergestalten, als Fürsprecherinnen bei Gott, anzusehen wären - also der Versuch eines Kompromisses zwischen dem von Muhammad verkündeten Monotheismus und dem mekkanischen Heidentum. Aber ein solcher Kompromiss ist nach dem Koran unmöglich.`' Viel mehr ist über das altarabische Heidentum im Koran nicht zu finden.

Anweisungen zum Umgang mit anderen Religionen

Der maßgebliche Koranvers zum Umgang mit Andersgläubigen (Sure 9, Vers 29) stammt aus spätmedinensischer Zeit und lautet: "Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den Jüngsten Tag glauben, und nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören, - von denjenigen, die die Schrift erhalten haben, bis sie kleinlaut (oder: erniedrigt) aus der Hand Tribut (arab. dschizya) entrichten." Dieser Vers enthält eine Fülle interpretatorischer Probleme, z. B. an wen sich die Aufforderung eigentlich richtet, oder warum hier noch eigens die "Schriftbesitzer" erwähnt werden (die ja doch mindestens "an Gott und den Jüngsten Tag glauben"!). In der islamischen Rechtspraxis war der Vers jedoch im wesentlichen klar. Denn aus ihm leitete man ab, dass Angehörige einer Religion, die ein Buch vorweisen konnten, ihre Religion weiterhin ausüben durften, freilich mit gewissen Einschränkungen, etwa was die öffentliche Zurschaustellung religiöser Symbole (z.B. bei Prozessionen) betraf. Für dieses Recht mussten sie einen Beitrag bezahlen, die sog. "Kopfsteuer" (arab. dschizya), wobei jedoch die Einzelheiten, wie die Höhe des Betrages, von Ort zu Ort verschieden sein konnten. Mit der Zahlung der dschizva wurde den "Schriftbesitzern" der Status von Schutzbefohlenen (arab. dhimmi) zuerkannt. Diese klassische islamische Rechtspraxis bedeutete zwar Religionsfreiheit, schränkte zugleich aber auch die Rechte der dhimmis gegenüber den Muslimen ein. Für diese Praxis gibt es eine Reihe von Musterverträgen, die in der Zeit der ersten Eroberungen zwischen dem Kalifen Umar und den christlichen Bewohnern der jeweiligen Städte (z.B. Damaskus, Jerusalem) abgeschlossen wurden. Darin enthalten sind eine Reihe von Einzelbestimmungen, wie z.B. das Verbot, Glocken zu läuten, neue Kirchen zu bauen, oder auch bestimmte diskriminierende Kleidervorschriften. Interessant ist auch, dass sich die Christen darin verpflichten, ihre Kinder nicht den Koran zu lehren. Von muslimischer Seite aus war es verpönt, dass sich ein Christ mit dem Koran beschäftigte; den Koran liest man nur, wenn man Muslim ist, also erst Islam, dann Koranlektüre!

Koran bleibt teilweise frei für Interpretationen

An dieser Stelle kann die Frage beantwortet werden, wer nun eigentlich die "Sabier" waren, bzw. genauer, welche Gruppe(n) sich so bezeichnete(n). Die Täufergemeinschaft der Mandaer, die bis heute im Südirak (übrigens in zunehmender Bedrängnis) überlebt, hat im 9. Jahrhundert, um als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden, auf die drei Koranstellen verwiesen, wo von den "Sabiern" die Rede ist; zudem konnten sie ein Buch vorweisen, das sog. Johannesbuch, genannt nach dem auch im Koran erwähnten Vorläufer Jesu. So hat, wie man sieht, eine für unterschiedliche Interpretationen offene Koranstelle nachweislich einer Gruppe als Mittel gedient, um als "erlaubte" Religion anerkannt zu werden. Ja, weil diese Stelle unklar war, konnten sich sogar mehrere Gruppen auf diese Stelle beziehen und dadurch den Status von Buchbesitzern und somit Schutzbefohlenen gewinnen. Auch der Zoroastrismus vermochte aufgrund der Erwähnung der madschis im Koran zeitweise den Status einer erlaubten Religion zu gewinnen, doch war die Haltung des Islams ihm gegenüber nicht einheitlich.

Auseinandersetzungen mit dem Christentum

Wie erging es nun den Christen in der langen Geschichte des Islam? Man hört und liest sehr oft, der Islam sei mit "Feuer und Schwert" ausgebreitet worden und habe das Christentum im Vorderen Orient und in Nordafrika verdrängt. Letzteres ist gewiss wahr - auch wenn die Zurückdrängung der Christen ein Jahrhunderte währender Prozess war, der keineswegs abgeschlossen ist. Jedenfalls ist die mit dem Begriffspaar "Feuer und Schwert" unterstellte Annahme, der frühe Islam habe die Bewohner der eroberten Gebiete sogleich "missioniert", absolut unzutreffend. Die arabischen Herrscher, deren Religion der Islam war, haben zwar weite Gebiete erobert, aber die Bevölkerung nicht zu Muslimen gemacht. Das ging schon deshalb nicht, weil ursprünglich nur ein Araber ein Muslim sein konnte; d.h. man muss den Charakter des frühen Islams sehr stark im Zusammenhang mit der Stammestradition und einer davon geprägter Religiosität sehen.

Auch Nicht-Araber wurden Muslime

Es bedeutete eine große Zerreißprobe für den bis dahin rein arabisch geprägten Islam, als die Perser ab dem 8. Jahrhundert ihr Recht einforderten, selber vollgültige Muslime zu werden. Erst im Laufe dieser Auseinandersetzungen zwischen der arabisch geprägten Führungsschicht des Islams und den persischen Neumuslimen ist die islamische umma zur universalen Weltreligion geworden. Um als "Muslim" aufgenommen zu werden, bediente man sich dabei einer Hilfskonstruktion; man musste nämlich Schutzbefohlener eines arabischen Stammes werden, sich also gleichsam "arabisieren". Schon aus diesen Überlegungen heraus wird klar, dass der Islam in den ersten Jahrhunderten seiner Existenz nicht missionierte. Die Folge war, dass die Zahl der Christen in den islamischen Kerngebieten (Levante, Ägypten, Nordafrika) in den ersten Jahrhunderten relativ hoch geblieben ist. In Ägypten etwa beginnt die Zeit der massenhaften Konversionen zum Islam wohl erst in mamlukischer Zeit (ab 1250): Zuvor ist die Bevölkerungsmehrheit Ägyptens stets koptisch gewesen.

Der Mongoleneinfall

Nicht die Kreuzzüge waren für den Islam der Wendepunkt in der Einstellung Andersgläubigen gegenüber, auch wenn sie den orientalischen Christen, die unter islamischer Herrschaft lebten, sehr geschadet haben. Von tiefgreifenderer Bedeutung war der Mongoleneinfall. Die Zerstörung Bagdads und die Abschaffung des Kalifats durch die Mongolen im Jahr 1258 war "das größte Unglück, das die islamische Welt bislang betroffen" hatte; und das hatte eine viel nachhaltigere Wirkung als die Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer 1099. Die Mongolen zerstörten mit dem Kalifat gleichsam den "alten" Islam. Wichtige Kulturlandschaften wurden verwüstet, Kulturgüter zerstört und weite Bevölkerungsteile ausgelöscht. Dass die westlichen Christen versuchten, über die - letztlich gescheiterte - Christianisierung der Mongolen auch den Islam zu besiegen, hat sich dem islamischen kollektiven Gedächtnis tief eingegraben.

Der Religionsgelehrte Ibn Taymiyya

Im Zusammenhang mit der Mongolenzeit ist ein Mann zu nennen und zu verstehen, dessen Wirken für die heutigen fundamentalistischen Bewegungen im Islam von großer Bedeutung geworden ist: Ibn Taymiyya (1263-1328), der als Religionsgelehrter und Richter kompromisslos gegen jeden Versuch aufgetreten ist, eine rein weltliche Herrschaft islamisch zu legitimieren. Er war es auch, der mit äußerster Schärfe Stellung gegen die Anhänger des Volksislams und der Mystik bezog, ja der sie wegen ihrer Verehrung von Heiligen und mystischen Meistern als muschrikun bezeichnete, also als gleichsam "moderne" Heiden! Auch die Christen nannte er wegen ihrer Heiligenverehrung so. Die scharfen Töne gegen die Christen, die man heute in fundamentalistischen Kreisen des Islams häufig hört, gehen vielfach auf Ibn Taymiyya zurück. Auch das Modell eines islamischen Staates, in dem allein das islamische Gesetz, die schari `a, gilt, ist als Reaktion auf die "Fremdherrschaft" der Mongolen zu Ibn Taymiyyas Zeit und in unserer Zeit als Reaktion auf die Herrschaft der Kolonialmächte zu verstehen.

Vorbildliche Religionspolitik

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass die Religionspolitik des Osmanischen Reiches in vielfacher Hinsicht als vorbildlich gelten kann. Die Osmanen haben das sog. millet-System eingeführt. Das türkische Wort millet ist eine Übernahme des arabischen Wortes milla, "Religion". Im osmanischen Kontext hat millet die Bedeutung einer durch gemeinsame Glaubenszugehörigkeit bestimmten Volksgruppe: Armenier oder Griechen, jeweils geeint durch ihren orthodoxen Glauben, galten als millet. Jede millet hatte ihre eigene Gerichtsbarkeit, was nur dann außer Kraft gesetzt wurde, wenn Muslime an Rechtsstreitigkeiten beteiligt waren. Dafür war stets der muslimische Richter (qadi) zuständig. Der osmanische Sultan hatte nur über das Oberhaupt der jeweiligen millet (z.B. den griechischen Patriarchen) Einfluss auf deren Mitglieder. Wichtig war jedoch, dass jedes neugewählte Oberhaupt einer millet der formellen Zustimmung des Sultans bedurfte. Mit Hilfe des millet-Systems ist es den osmanischen Herrschern gelungen, lange Zeit einen weitgehenden Religionsfrieden in ihrem Herrschaftsbereich aufrechtzuerhalten - ja, das Osmanische Reich gewährte großzügig den Juden Zuflucht, welche die christlichen Könige Spaniens und Portugals im 16. Jahrhundert vertrieben hatten! Und mehr noch: Es gibt historische Belege dafür, dass osmanische Notabeln etwa in Ungarn als Schlichter zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen gewirkt haben. Der Islam in seiner osmanischen Variante hat also durchaus einen friedensstiftenden Einfluss gehabt. Wenn die Osmanen ausgesprochene "Religionskriege" führten, so richteten sich diese gegen ihre schiitischen Nachbarn, die Perser, waren also innerislamische Auseinandersetzungen.

Islam zeigt Toleranz im Umgang mit anderen Religionen

Im Gegensatz zum Christentum hat der Islam religiöse Pluralität von Anfang an zugelassen, in getreuer Auslegung der (in Teil A behandelten) koranischen Vorgaben. Und im Verlauf der Geschichte haben die unterschiedlichen islamischen Gesellschaften bewiesen, dass sie mit religiöser Pluralität umgehen können, und zwar nicht nur in dem Sinne, dass sie passive Toleranz geübt hätten. Es gibt genug Beispiele dafür, dass der frühe Islam in einen fruchtbaren Dialog mit den Religionen getreten ist, die er in seinen Gebieten vorfand, ja, dass er von diesen sogar mehr oder weniger beeinflusst worden ist. Fundamentalistische Misstöne der Gegenwart sollten uns nicht davon abhalten, die historische Leistung des Islams anzuerkennen; die Gesellschaften in seinem Herrschaftsbereich waren - wie könnte es anders sein - islamisch dominiert, aber das Lebensrecht anderer Religionen, vor allem aber der "Buchreligionen", wurde darin nicht negiert.

 

Gekürzt und bearbeitet von Ernst Pohn

 

>> Die Bedeutung von "umma"

>> Umma als Ausdruck für Gemeinde

>> Islam als die "richtige" Religion

>> Der Umgang mit anderen Religionen

>> Muslime sind "diejenigen, die glauben"

>> Erwähnung der Juden und Christen

>> Umma als wandelbarer Begriff

>> Der Begriff hanif

>> Vorwurf der Schriftverfälschung

>> Teils skeptische Haltung gegenüber Juden und Christen

>> Eingehende Auseinandersetzung mit den Juden

>> Relativierung negativer Bemerkungen gegenüber den Juden

>> Kritik an Spaltung der Christen

>> Verpflichtung Gott gegenüber

>> Wer sind die "Sabier" ?

>> Versuch, die Sabier einzuordnen

>> Die Zoroastrier

>> Die Gruppe der Heiden

>> Weibliche Götter als Kompromiss zu Muhammads Monotheismus

>> Anweisungen zum Umgang mit anderen Religionen

>> Koran bleibt teilweise frei für Interpretationen

>> Auseinandersetzungen mit dem Christentum

>> Auch Nicht-Araber wurden Muslime

>> Der Mongoleneinfall

>> Der Religionsgelehrte Ibn Taymiyya

>> Vorbildliche Religionspolitik

>> Islam zeigt Toleranz im Umgang mit anderen Religionen

 
Seitenanfang