Die Seligsprechung als "das" kirchliche Großereignis 2011
Die Seligsprechung Johannes Pauls II. am 1. Mai wird voraussichtlich
"das" katholische Groß-Event des Jahres. Das Medieninteresse für die drei
Tage dauernden Feierlichkeiten (30. April bis 2. Mai) ist groß. Noch ist
derzeit allerdings nicht klar, ob die Seligsprechung tatsächlich auch
besuchsmäßig "das" kirchliche Großevent wird - oder vielleicht doch der
Weltjugendtag im August in Madrid.
Fest steht indes der Ablauf der Seligsprechungsfeier:
So wird die Nacht vor der Seligsprechung als "Gebetsnacht" angelegt. Sie
beginnt mit einer Vigil im Circus Maximus, die der Stellvertreter des
Papstes als Bischof von Rom, Kardinal Agostino Vallini, leiten wird. Eine
Reihe von Kirchen im historischen Zentrum wird bis in die Morgenstunden für
Andachten und Anbetungen offen stehen. Der Zugang zum Petersplatz und zur
Via della Conciliazione, die auf den Vatikan zuführt, wird bereits am
Samstag gesperrt, um Zeltlager von Pilgern zu vermeiden.
Für die von Benedikt XVI. geleitete
Seligsprechungsfeier am 1. Mai sind keine Eintrittskarten nötig.
Großbildschirme übertragen die Feier auf dem Petersplatz u. a. in die Via
della Conciliazione und auf den Circus Maximus. An allen drei Tagen können
keine Touristenbusse ins historische Zentrum einfahren. Für sie sind
Parkplätze am Stadtrand vorgesehen, wo für die Pilger Shuttle-Dienste zur
Verfügung stehen.
Mehrere Feiern auf einmal
Eigentlich kommen am 30. April/1. Mai mehrere Feiern
zusammen. Denn der liturgische Todestag des an einem Samstagabend (2. April
2005) verstorbenen polnischen Papstes ist aufgrund der Vorabend-Regelung der
Sonntag, also heuer der 1. Mai. Und dieser ist zugleich der "Weiße Sonntag"
bzw. "Sonntag der Barmherzigkeit" im kirchlichen Festkalender.
Nach der Vorabendmesse zu diesem "Sonntag der
Barmherzigkeit" (2005) war Johannes Paul II. nach schwerer Krankheit und
einem die ganze Welt bewegenden Todeskampf gestorben. Zehntausende
Jugendliche wollen sich deshalb am Samstagabend in einem
Todesstunde-Gedenken um 21 Uhr im Circus Maximus versammeln.
Die "Umwidmung" des alten "Weißen Sonntags" in den
"Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit" erfolgte im Heiligen Jahr 2000.
Johannes Paul II. kam mit dieser Entscheidung einem Wunsch nach, den die von
ihm hoch verehrte polnische Mystikerin und Ordensfrau Maria Faustyna
Kowalska (1905-1938) in ihren Aufzeichnungen als Auftrag Jesu an die Kirche
bezeichnet hatte.
Navarro-Valls: "Keine Bewertung des Pontifikats"
Wie der frühere Pressesprecher Johannes Pauls II.,
Joaquin Navarro-Valls, bei einem Studientag zu Beginn der Karwoche an der
Universität "Santa Croce" in Rom betonte, gehe es bei der Seligsprechung
"nur um die persönliche Heiligkeit dieses Papstes" - nicht aber "um die
Bewertung seines Pontifikats". Der neue Selige prägte 27 Jahre mit immer
neuen Initiativen seine Kirche und steigerte ihr Ansehen in der Welt.
Doch entscheidend für das Grüne Licht zur
Seligsprechung war laut Navarro, dass Johannes Paul II. durch sein Leben
"den transzendentalen Charakter der menschlichen Person sichtbar gemacht"
habe - auch durch seine "natürlichen, maßvollen, verständlichen, echten,
niemals rätselhaften oder aufgesetzten" Gesten.
Benedikt XVI. ging im April 2005 zwar nicht auf das
"Santo subito" und die spontan-organisierten Sprechchöre und Plakate ein,
die schon bei der Totenmesse den Wojtyla-Papst sofort in den Heiligenstand
erheben wollten. Aber der Nachfolger trug dem Ruf der Heiligkeit Rechnung,
den der "geliebte Vorgänger" schon zu Lebzeiten, im Tod und nach dem Tod
genoss: Er verkürzte die üblichen fünf Jahre Wartefrist vor Eröffnung des
Seligsprechungsverfahrens auf drei Monate.
Streng nach den Regeln
Danach - und darauf legt man im Vatikan großen Wert -
folgte der Prozess jedoch den strengen römischen Kriterien und Normen.
Freilich bewegte sich das Verfahren auf einer Art "Überholspur". Die
Einreihung in die Warteliste anderer laufender Verfahren wurde nicht
verlangt.
Kurze Zeit sah es aus, als könnte es zu einer
Verzögerung kommen. Grund dafür waren Zweifel an der Echtheit des
angeblichen Heilungswunders, das in der Regel Bedingung für eine
Seligsprechung ist. Untersucht worden war der Fall der französischen
Ordensfrau Sr. Marie Simon-Pierre, die 2001 an Parkinson erkrankt war. Die
Unerklärlichkeit ihrer Heilung im Juni 2005 wurde von Ärzten bestätigt;
später hieß es, nicht alle Krankheitssymptome seien verschwunden. Nach einer
neuerlichen Untersuchung war jedoch klar, dass die Parkinson-Symptome von
2001 tatsächlich nicht mehr vorhanden waren.
Zur Seligsprechung wird der Marmorsarg mit dem Leichnam
Johannes Pauls II. am 30. April aus den Grotten von St. Peter in die
Oberkirche des Petersdoms gebracht. Allerdings wird der Sarg nicht geöffnet,
der Körper nicht exhumiert oder öffentlich ausgestellt - wie es etwa beim
Heiligen Pius X. oder beim Seligen Johannes XXIII. der Fall ist.
Nahe Michelangelos Pieta
Johannes Paul II. findet nach den Feiern seine letzte
Ruhestätte in der Sebastian-Kapelle, der zweiten Seitenkapelle rechts. Er
kommt an die Stelle, wo bisher Innozenz XI. im Glassarg ruhte, der vor der
Karwoche auf die andere Kirchenseite transferiert worden war.
In der Kapelle des heiligen Sebastian befinden sich
bereits Denkmäler moderner Päpste, etwa das von Pius XI. oder die
Bronzefigur von Pius XII. Und von dem Grab aus sind es nur wenige Meter zur
Pieta Michelangelos, der berühmten Darstellung der vom polnischen Papst
besonders verehrten Gottesmutter.
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