TIPP: Ausstellung

Wien: Dommuseum zeigt Ikonen als „Fenster in eine andere Welt“

„Das Betrachten von Ikonen soll dem Menschen helfen, das zu werden, was er ist: Bild Gottes.“ Mit dieser Hinführung eröffnete der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa die Ausstellung von zeitgenössischen Ikonen des griechischen Künstlers Nikos Kypraios. Bei dieser letzten Ausstellung des Wiener Dommuseums vor der renovierungsbedingten Schließung werden in den Jahren 1993-1994 geschaffene und eigens überarbeitete Ikonenstudien gezeigt.

Durch die „außerordentliche Zweidimensionalität und Betrachterbezogenheit“ der Ikonenmalerei komme es zu einer direkten Auseinandersetzung des Motivs mit dem Betrachter, hob Dozent Werner Telesko von der Akademie der Wissenschaften bei der Ausstellungseröffnung am Mittwoch hervor. Museumsdirektor Bernhard Böhler verwies darauf, dass der Künstler nicht Ikonen als religiöse Bilder habe schaffen wollen, sondern dass es sich dabei um Ikonenstudien handle. Dadurch wolle Kypraios „Tradition und Geist der byzantinischen Kunstform in Erinnerung rufen“.

Intensiv farbig und expressiv

Nikos Kypraios wurde 1944 auf der griechischen Insel Samos geboren. In den 1960er Jahren zog er nach Athen und wurde zunächst als Grafiker künstlerisch tätig. Aufgrund der geistigen Enge während der griechischen Militärdiktatur emigrierte er 1972 mit seiner Familie nach Australien. In den frühen 1990er Jahren kehrte er wieder nach Griechenland zurück und wohnt seitdem abwechselnd in Athen und auf Samos. Kypraios gilt als einer der namhaftesten griechischen Maler der Gegenwart. Bekannt wurde er durch seine intensiv farbigen und expressiven Landschaftsdarstellungen.

Direktor will „Rechenschaft“ ablegen

Für den Museumsdirektor bot die Ausstellungseröffnung gleichzeitig Gelegenheit, „Rechenschaft“ über die Jahre seiner Amtszeit abzulegen. Dabei seien zwei Hauptanliegen verfolgt worden: Das Dommuseum solle „ein Ort der Auseinandersetzung mit der Gegenwartkunst“ sein und gleichzeitig „den Dialog mit anderen Ländern“ fördern, so Böhler. Dies habe sich in den Werkausstellungen von Ernst Fuchs, Arik Brauer und Alfred Hridlicka sowie in der Ausstellung im Gedenken an den 100. Geburtstag von Msgr. Otto Mauer gezeigt. Länderausstellungen über Russland, Serbien, Bulgarien, Israel und jüngst über Usbekistan hätten den anderen Aspekt verdeutlicht.

Generalrenovierung im Sommer

Die Erzdiözese Wien plant ab Sommer eine Generalrenovierung des Dom-und Diözesanmuseums. Die beiden derzeitigen Ausstellungen über Ikonen sowie die Hauptausstellung „Symbol.Religion.Mythos - Das Kreuz in der Bildhauerei“ sind somit bis auf weiteres die letzten öffentlichen Aktivitäten des Museums, das 1933 gegründet wurde. Die Werkschau ist bis 25. Mai zugänglich.

 

 (APA/KAP)

 

Mehr Dazu

Dom- und Diözesanmuseum, Stephansplatz 6 (Durchgang Wollzeile), 1010 Wien

 

Die Austelleung hat von 29. März bis 25. Mai 2012 geöffnet.

 

Link:

Dommuseum Wien