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Kreuz & QuerDienstag, 30.05.2006, 23.05 Uhr in ORF 2Mit Feuer und SchwertChristlicher Fundamentalismus und Gewaltbereitschaft.Der Terror islamischer Fundamentalisten überzieht die Welt und hinterlässt eine Blutspur des Schreckens. Aber nicht nur im Islam, in nahezu allen Religionen gibt es Gruppierungen, die unter Berufung auf ihren Glauben ein Recht auf politische Radikalisierung, totalitäre Gesellschaftskonzepte und schließlich auch das Recht auf Gewaltausübung für sich und ihre Religion in Anspruch nehmen. Der vielfach preisgekrönte oberösterreichische Filmemacher Andreas Gruber versucht in seinem "kreuz&quer"-Dokumentarfilm "Mit Feuer und Schwert" am Beispiel US-amerikanischer und auch österreichischer christlich-fundamentalistischer Gruppierungen aufzuzeigen, wo die Wurzeln und Ursachen, aber auch mögliche Erklärungen für diese (scheinbar) religiösen Radikalisierungen liegen. Die "ethischen" ModernisierungsverliererDabei fällt zuallererst auf, dass dieser Fanatismus nicht - wie oft in schnellen Vorurteilen diagnostiziert wird - die Folge von Verelendung, Armut oder sozialer Benachteiligung ist. Christliche Fundamentalisten kommen vorrangig aus der Mittelschicht und empfinden sich als "ethische" Modernisierungsverlierer. Das Gefühl, in einer moralisch verkommenen Welt zu leben, die alle christlichen Werte mit Füßen tritt, veranlasst diese Menschen, selbst für eine "gottgewollte Ordnung" zu sorgen. Dies äußert sich vor allem in den USA in Konzepten eines radikalen Gottesstaates, der rigorosen Ablehnung der Darwinschen Evolutionstheorie, in einem Kampf gegen das Böse im Allgemeinen. Das "Feindbild" ist wichtigIn Österreich manifestiert sich christlicher Fundamentalismus vor allem in der Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils und einem Beharren auf traditionalistischen Formen der Liturgien. In diesem Kampf der Traditionalisten gibt es immer wiederkehrende Strukturen. Das Wichtigste dabei ist ein klar definiertes Feindbild. Es geht nicht um einen Kampf für das Gute, sondern in aller Destruktivität gegen das tatsächlich oder vermeintlich Böse - und das ist ein ganz erheblicher Unterschied. Kein barmherziger Gott Zu diesem Kampf fundamentalistischer Gruppen gehört auch ein
strenger, erbarmungsloser und strafender Gott, der keine Gnade
kennt. Ohne ein solches Gottesbild könnte dieser Kampf nicht
gelingen. Deshalb muss auch das Bild "eines ach so barmherzigen
Gottes" von Fundamentalisten entsprechend lächerlich gemacht werden.
Der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski stellt im Film die
durchaus provokante Frage, ob es bei dieser Art von christlichem
Fundamentalismus überhaupt noch um Glauben geht. |
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