kreuz und quer

Dienstag, 12. 08. 2008, 22.30 Uhr in ORF 2

 

 

"Maos General – Das erstaunliche Leben des Jacob Rosenfeld" / "Die sieben Todsünden: Zorn"

In Europa kennt den Österreicher Dr. Jakob Rosenfeld kaum jemand. In China wird er als Held verehrt: Am fünften Tag der Olympischen Spiele in Peking erinnert "kreuz und quer", präsentiert von Doris Appel, am Dienstag, dem 12. August, um 22.30 Uhr in ORF 2 mit der Dokumentation "Maos General – Das erstaunliche Leben des Jacob Rosenfeld" von Emanuel Amara (deutsche Bearbeitung Helmut Schwarzbach) an einen Österreicher, der in China eine erstaunliche Karriere machte. Zu Wort kommen zahlreiche Zeitzeugen, vorgestellt wird auch das von Gerd Kaminski herausgegebene China-Tagebuch Jakob Rosenfelds. Danach, um 23.25 Uhr, gibt es mit dem Film "Die sieben Todsünden: Zorn" von Thomas Reider einen Rückblick auf die rumänische Revolution des Jahres 1989.

 

"Maos General – Das erstaunliche Leben des Jacob Rosenfeld" – Eine Dokumentation von Emanuel Amara

Rosenberg wurde 1903 in Lemberg als Sohn eines k. u. k. Offiziers geboren und wuchs in Wöllersdorf auf, wo heute ein Gedenkstein an ihn erinnert. Nach dem Medizinstudium ließ er sich in Wien als Arzt nieder. 1938 wurde er ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Ende 1939 durfte er das KZ verlassen, unter der Bedingung, binnen 14 Tagen auszuwandern. So gelangte er nach Schanghai, das damals zum Teil unter japanischer Besatzung stand.

Anfang 1941 schloss sich Rosenfeld der chinesischen Roten Armee an, um in den von der kommunistischen Partei kontrollierten Gebieten für medizinische Hilfe zu sorgen. Die Chinesen nannten ihn Luo Daifu, eine Übersetzung von Doktor Rosenfeld. Durch seinen bedingungslosen Einsatz und sein Organisationstalent wurde er bald zum General ernannt. General Luo wurde danach sogar als Gesundheitsminister eingesetzt. Die Japaner setzten auf seine Ergreifung, tot oder lebendig, einen hohen Preis aus. Neun Jahre lang schrieb er ein ausführliches Tagebuch, berichtete von der Mühsal im Feld und von Kämpfen gegen die japanischen Besatzer. Dabei porträtierte er führende Funktionäre, wie zum Beispiel den späteren chinesischen Staatspräsidenten Liu Shaoqi oder Maos "Kronprinzen" Lin Piao. Dieses Tagebuch, das eine unschätzbare Quelle über Leben und Gebräuche in China darstellt, war 50 Jahre lang verschollen. Vor einigen Jahren wurde es im Nachlass von Jakob Rosenfelds Schwester wiederentdeckt.

1949, nach dem Sieg Mao Zedongs, verließ Rosenfeld die Volksrepublik China und kehrte nach Wien zurück. Doch das Wien, welches er vor dem Krieg gekannt hatte, existierte nicht mehr. Er versuchte, wieder nach China zu gehen, doch seltsamerweise wurde ihm die Einreise verweigert. So gelangte er 1951 nach Israel, wo er auch wieder als Arzt arbeitete. Acht Monate nach seiner Ankunft starb er an Herzversagen in Tel Aviv.

 

Jakob Rosenfelds Tagebuch unter dem Titel "Jakob Rosenfeld – Ich kannte sie alle. Tagebücher aus China 1941–1949" ist im Löcker-Verlag erschienen. Herausgeber ist China-Experte Gerd Kaminski.

 

 

"Die sieben Todsünden: Zorn" – Ein Film von Thomas Reider

Wenn Zorn mobilisiert, verbindet, gewaltig und stark wird, kommt es häufig in der Geschichte zu einem bestimmten Phänomen – dem Volkszorn. Genau jenem Phänomen und der daraus resultierenden Frage nach einem "gerechten Zorn" widmet sich der Dokumentarfilm anhand der rumänischen Revolution des Jahres 1989.

Rumänien, Dezember 1989: 25 Jahre lang hatte Nikolae Ceausescu die rumänische Bevölkerung brutal unterdrückt. Sein Regime baute auf Verfolgung, Unterdrückung und Mord. Die Überwindung der jahrzehntelang angestauten Angst und des feigen Gehorsams explodierte in Gewaltexzessen und führte zu einem kollektiven Ruf nach Rache, frei nach dem alttestamentarischen Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn".

Gerade ein Pastor sollte eine oppositionelle Bewegung in Gang setzen, die im Sturz des Regimes und der Ermordung des Diktatoren-Ehepaares am 1. Weihnachtstag 1989 gipfelte.

Die Schlüsselfiguren jener Ereignisse zwischen dem 16. und 25 Dezember 1989 rufen sich selbst und den Zusehern die dramatischen Begebenheiten jener Tage in Erinnerung. Dargestellt wird eine Periode in der europäischen Geschichte, die geprägt war von Gewalt, Unsicherheit, fadenscheiniger Justiz und vor allem moralischer Ungewissheit.

Im Mittelpunkt steht die Frage, ob man einen Diktator töten darf. Ist das Leid eines Einzelnen geringer als das vieler Tausender? Legitimiert "gerechter Zorn" Mord?

Zu diesen Fragen kommen unter anderem zu Wort: Laszlo Tökes, 1989 Pastor, heute evangelischer Bischof und Abgeordneter im Europäischen Parlament, Valeriu Stoica, der ehemalige Justizminister, Ion Iliescu, der Machtergreifende nach Ceausescu und spätere Staatspräsident Rumäniens, Dan Voinea, der Ankläger im Prozess gegen Ceausescu, und Diana, eine Vetreterin aus dem Volk.  

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang