kreuz und quer

Dienstag, 30. 09. 2008, 22.30 Uhr in ORF 2

 

"kreuz und quer" über den "Charme Allahs"

Der "Charme Allahs" und die Frage, ob es eine absolute Wahrheit gibt, beschäftigen "kreuz und quer" am Dienstag, dem 30. September 2008, ab 22.30 Uhr in ORF 2.

 

 

"Warum Menschen zum Islam wechseln", 22.30 Uhr – Eine TV-Dokumentation von Christian Rathner

Der Islam hat in Europa kein gutes Image. Trotzdem wählen ihn Menschen als ihre Religion. Warum? Der Islam scheint vielen Europäerinnen fern und fremd, eine Religion der Wüstenvölker und Migranten. Dabei kann es durchaus sein, dass sich morgen die Nachbarin, der Verwandte, der Freund oder die Berufskollegin entscheiden, Muslimin oder Muslim zu werden. Denn gar nicht so wenige Menschen erliegen dem Charme einer Religion, die sich zugute hält, ein gutes Stück einfacher zu sein als das Christentum: Sie kennt keine Dreifaltigkeit, keinen Sohn und keine Mutter Gottes, keine Erbsündenlehre. Die Dokumentation fragt nach bei Menschen, die den Schritt gemacht haben und sich heute als Muslime verstehen.

Unterschiedliche Motive, unterschiedliche Wege

Muhammad Ismail Suk, ein früherer Diskothekenbetreiber in der Wiener Innenstadt, gab sein Geschäft auf, ging für drei Jahre nach Pakistan und geht heute in pakistanischem Gewand durch die Straßen Wiens. Als überzeugter Muslim hat er einen Kindergarten gegründet, der muslimischen Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund die Integration erleichtern soll.

Christine Osman ist Schneiderin St. Georgen an der Gusen im oberösterreichischen Mühlviertel. Nach Gesprächen mit ihrem Mann, einem Ägypter, ist sie schon vor 33 Jahren zum Islam konvertiert. – Die beste Entscheidung ihres Lebens, sagt sie heute.

Auch die Grazer Juristin Astrid Gschiel kam über ihren Mann zum Islam. Jetzt studiert sie aber aus eigenem Antrieb den Koran und lernt Arabisch. Kopftuch, Kleidungsvorschriften und die in ihrer Moschee gelebte Geschlechtertrennung kommen ihr sehr entgegen. Sie genießt das Zusammensein mit gleichgesinnten Frauen.

Alexandra Wolski war früher Katholikin, ihr Mann Baruch Wolski ist in einer säkularen jüdischen Familie aufgewachsen. Beide sind zum Islam konvertiert. Die Wolskis sehen den Koran vor allem als Unterstützung für ihr antirassistisches Engagement und ihren Einsatz für soziale Gerechtigkeit.

Der frühere deutsche Botschafter Murad W. Hofmann, Autor zahlreicher Bücher über den Islam, solidarisierte sich im Algerien-Krieg mit den Muslimen des Landes. Außerdem begeisterte er sich für islamische Kunst und islamische Philosophie. Am Ende hatte er sich so mit der Religion auseinandergesetzt, dass er sich entschloss, „über den Zaun zu springen.“

Konvertiten sind "Brückenbauer"

Das Leben der einen geht weiter wie bisher, das der anderen stellt sich durch die Konversion grundlegend um. Wie es nicht den einen Islam gibt, gibt es auch nicht die eine Konversion. Baruch Wolski spricht überhaupt lieber von „Muslims by choice“, Muslimen aus Wahl und Entscheidung. Denn auch geborene Muslime müssten sich irgendwann entscheiden, den Islam zu leben oder nicht. Konvertiten wechseln die Religion, nicht die Kultur. Sie bleiben Europäer. Dadurch kommt ihnen eine wichtige Funktion zu: „Wir sind Brückenbauer“, sagt Muhammad Suk – Brückenbauer zwischen Zuwanderern und Einheimischen, zwischen Muslimen und Nichtmuslimen.

 

Die Musik zum Film stammt von Yusuf Islam (Cat Stevens) und seiner CD „Another Cup“.

 

 

 

"Ist Wahrheit absolut? Der eine Gott und die vielen Religionen", 23.05 Uhr

Was ist Wahrheit? Mit dem Drama des 11. September 2001 hat die uralte Frage eine neue Brisanz erhalten. Dass die großen monotheistischen Religionen auf ihren universalen Wahrheitsanspruch beharren, gehört zu ihrem Wesen. Aber: Können wir Menschen die absolute Wahrheit erkennen? Muss Wahrheit absolut sein? Wie hoch ist der Preis, den ein Wahrheitsmonopol fordert? Und welche Probleme entstehen daraus für den interreligiösen Dialog?

 

Mit Günter Kaindlstorfer diskutieren: Walter Homolka, Rabbiner, Berlin; Hamideh Mohagheghi, Islamwissenschafterin, Hannover; Richard David Precht, Philosoph, Köln; Hans Waldenfels SJ, Theologe, Essen.
 

 
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