kreuz und quer
Dienstag, 25. 11. 2008, 22.30 Uhr in ORF 2
Einen Themenabend der Gegensätze präsentiert Doris Appel in „kreuz und
quer“ am Dienstag, dem 25. November, um 22.30 Uhr in ORF 2. Auf der einen
Seit der Jesuitenpater Georg Sporschill, der sich mit seinem Verein
„Concordia“ verlassenen Kindern in Rumänien, Bulgarien und Moldawien
zuwendet– ihm ist Andrea Eckerts Film „Die Bekenntnisse des
Pater Georg“ gewidmet. Auf der anderen Seite der Kapitalismus als
Ersatzreligion. Andreas Grubers Film „Der Sturz des goldenen Kalbes“ (Beginn
um 23.15 Uhr) stellt die Frage, welche Religion auf den Kapitalismus folgt.
„Die Bekenntnisse des Pater Georg“ – Ein Film von Andrea
Eckert
Der Jesuitenpater Georg Sporschill, der vor 30 Jahren zum Priester geweiht
wurde, widmet sein Leben den Schwächsten der Gesellschaft - Obdachlosen,
Drogensüchtigen, verlassenen Kindern. „Streetwork ist für mich eine Schule
der Freundschaft. Die Freundschaft ist stärker als der Tod. Kein Straßenkind
ist so verloren, dass ich nicht sein Freund sein könnte“, sagt Georg
Sporschill. Er hat mit großem Einsatz und Engagement vom Beginn seiner
Sozialarbeit an Orte der Zuflucht für jene geschaffen, die keine Zuflucht
mehr haben. In Wien, in Rumänien, in Bulgarien und Moldavien. In Bukarest
steht das Haus Lazarus, das seinem Herzen am Nächsten ist. Hierher kann
jeder kommen. Und, was noch wichtiger ist, immer wieder kommen.
Drogensüchtige werden oft rückfällig und müssen das Haus verlassen, aber sie
sind immer wieder willkommen. Pater Georg Sporschill verurteilt seine
Schützlinge nicht, wenn sie straucheln, und wird nicht müde, ihnen wieder
und wieder die Hand zu reichen.
Er hält ihnen bedingungslos die Treue ohne etwas dafür zu erwarten. Sein
Denken kreist um die Würde des Menschen - jedes Menschen -, um den Schutz
der Schwachen. Er will Hoffnung und Perspektive geben.
Es ist das Prinzip von Georg Sporschill, auf den Schwächsten zu achten, in
den Schwachen die Starken zu sehen. „Von früher Jugend an haben mich die
Außenseiter interessiert, die Obdachlosen, die Strafentlassenen, die
Schwierigen. Ich fühle mich mit ihnen verbunden - vielleicht bin ich selbst
ein verhindertes Straßenkind, ein verhinderter Clochard. Ich leide unter den
Braven mehr als unter den Schwierigen.“
Der größte Wunsch von Pater Georg Sporschill ist es, durch seinen Verein
„Concordia“ und die Sozialarbeit, wie er sie versteht und lebt, mitzuhelfen,
Brücken zu bauen für ein friedliches, erweitertes Europa, in dem Kulturen
und Kirchen, Arme und Reiche einander respektieren und aufbauen: „ Wenn man
einem Menschen zuerst die Würde nimmt und ihm dann Geld gibt, dann ist das
ein schlechtes Geschäft. Ich glaube fest an einen Austausch, bei dem man am
Ende nicht mehr überlegen muss, wer Gewinner und wer Verlierer ist.“
Webcast:
- Die Bekenntnisse
des Pater Georg
„Der Kurssturz des goldenen Kalbes“ – Ein Film von
Andreas Gruber
Bereits 1921 schrieb der deutsche Philosoph Walter Benjamin über den
Kapitalismus als neue Religion: "Der Kapitalismus ist eine reine
Kultreligion ohne Dogma und Transzendenz. Die Zelebrierung des Kults ist
ohne Traum und Gnade." Angesichts der weltweiten schweren Finanzkrise ist
der Glaube an die unsichtbare Hand des Marktes, die alles zum Guten wendet,
wenn man sie nur walten lässt, im Kern erschüttert:
Die Heilsversprechen des Marktes sind in Frage gestellt. Mit den
Aktienkursen stürzte auch das goldene Kalb ins Bodenlose. Die Sicherheit ist
weg, die Sinn- und Identitätsstiftung durch das undurchschaubare Mysterium
des Geldes funktioniert nicht mehr. Möglicherweise ist es noch zu früh für
einen Nachruf auf die Religion des Kapitalismus. Doch ein kritischer
Rückblick auf diese Religion scheint angebracht und notwendig.
Andreas Gruber untersucht in seinem dokumentarischen Essay am Beispiel der
Verkündigungsmaschinerie Werbung, wie diese Religion des Kapitalismus so
erfolgreich funktionierte. Der Film befasst sich aber auch –am Beispiel von
All-inclusiv-Ferienclubs in Afrika – mit den Schattenseiten dieses Systems,
das nur wenigen Wohlstand brachte, und stellt die Frage, wer den Preis dafür
zahlt.
Schließlich geht es um die Frage, ob es Alternativen zum System des
Kapitalismus geben kann. Antworten darauf versuchen der Designer Wolfgang
Joop, der Schriftsteller Ernesto Cardenal, der Wirtschaftswissenschafter
Stephan Schulmeister, Caritas-Direktor Michael Landau, der Kulturphilosoph
Wolfgang Müller-Funk und der Theologe Jozef Niewiadomski.
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