kreuz und quer
Dienstag, 19. 01. 2010, 22.30 Uhr in ORF 2
Nach den beiden erfolgreichen „kreuz und quer“-Filmen
„Gefillte Fisch – Eine jüdische Kochshow“ und „Himmlische Lust & koscherer
Sex“ hat Helene Maimann nun ihren dritten Film zum Thema Judentum gedreht.
In „Bar Mitzwa heißt erwachsen werden“ stehen am Dienstag, dem 19. Jänner,
um 22.30 Uhr in ORF 2 das Lernen und das Ritual des Erwachsen-Werdens im
Mittelpunkt. Danach begibt sich um 23.05 Uhr in ORF 2 der erste Teil der
preisgekrönten Dokumentation „Die Juden – Geschichte eines Volkes“ auf eine
spannende Reise durch unzählige Länder und auf mehrere Kontinente, in denen
die jüdische Kultur einen prägenden Eindruck hinterlassen hat. Neben den
dokumentarischen Abschnitten bedienen sich die Gestalter Nina Koshofer und
Sabine Klauser opulenter Spielszenen.
„Bar Mitzwa heißt erwachsen werden“
Jonathan ist soeben 13 Jahre alt geworden und feiert
mit seiner Familie und deren Freunden, die aus der ganzen Welt nach Wien
gekommen sind, seine Bar Mitzwa. „Ich bin sehr nervös gewesen“, erzählt er.
„Das war schon schwer.“ Am Tag zuvor ist er zum ersten Mal zur Thora gerufen
worden, unter Anwesenheit der Mitglieder seiner streng orthodoxen Gemeinde
in der Wiener Tempelgasse, hat daraus vorgesungen und die vorgeschriebenen
Gebete gesagt. Jonathan ist nach jüdischem Gesetz mit 13 zum Mann geworden,
mit allen religiösen Rechten und Pflichten. Jetzt ist er unter die
Erwachsenen aufgenommen, und das wird groß gefeiert.
Was Bar und Bat Mitzwa bedeuten
Der Film begleitet Simon bei seiner Vorbereitung und
zwei Jonathans – einer aus einer orthodoxen, der andere aus einer liberalen
Familie – sowie die zwölfjährige Naomi, die ihre Bat Mitzwa begeht, während
Zeremonie und Fest. Was Bar und Bat Mitzwa bedeuten, welche Rituale damit
verbunden sind, warum bei den Orthodoxen nur die Männer zur Thora gerufen
werden und nicht die Frauen und warum sich die Juden ihr Glaubensbekenntnis
an den Kopf binden: Darüber sprechen Oberrabbiner Paul Eisenberg und der
Theologe Peter Landesmann, der auch über seine eigene Bar Mitzwa erzählt,
1942 in Budapest, eineinhalb Jahre vor dem Einmarsch der deutschen
Wehrmacht. Er hat, wie sein Vater und sein Bruder Hans „wie durch ein
Wunder“ überlebt. Der düstere Schatten der Schoah fiel 35 Jahre später auch
über die Jugend von Thomas Löwy, den Vater von Simon: Es war nicht leicht,
sagt er, antisemitischen Angriffen in der Schule und beim Bundesheer mit
Selbstbewusstsein zu begegnen.
„Es war unvergesslich“
Vier Bar-Mitzwa-Feiern haben Chaya und Samy Molcho mit
ihren Söhnen erlebt. „Für die Mutter bedeutet dieser Tag, dass ihr Sohn nun
in die Welt der Männer geht und sie ihn nun loslassen muss“, erzählt Chaya.
„Er ist ein König an diesem Tag“, sagt Samy. „Und so soll es auch sein.“ „Es
war unvergesslich“ sagt ihr zweiter Sohn Elior, dessen Bar Mitzwa und die
seiner Brüder Nuriel und Ilan ebenfalls zu sehen ist. Unvergesslich für alle
Anwesenden war auch der Tanz von Samy Molcho mit seinen jungen Söhnen auf
den Schultern.
„Die Juden – Geschichte eines Volkes“
Die Geschichte des jüdischen Volkes beginnt vor mehr
als 3.000 Jahren. In der Wüste wächst die Vorstellung von dem einen und
einzigen Gott, der keine anderen Götter neben sich duldet. Die Idee des
Monotheismus wird die Welt verändern. In den fast 3.500 Jahren seiner
Geschichte gab es nur kurze Perioden sesshaften Lebens, das durch Exil,
Wanderung und sehr schwierige Lebensbedingungen geprägt ist. Die zweiteilige
Dokumentationsreihe „Die Juden – Geschichte eines Volkes“ ist eine
Expedition in die Geschichte der ältesten Buchreligion. Die Bibel ist keine
historische Abhandlung. Sie ist ein Glaubensbuch, in dem die Geburt eines
Volkes beschrieben wird. Die Reihe „Die Juden – Geschichte eines Volkes“
folgt den Spuren herausragender Persönlichkeiten, die Zeugen wichtiger
Ereignisse der jüdischen Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart
sind. Und sie zeigt auf, wie es den Juden gelingt, durch alle Zeiten ihre
Identität zu bewahren.
Exodus aus Ägypten
Teil eins erzählt vom Exodus aus Ägypten und der
Landnahme des „gelobten Lands“, jenem schmalen Landstreifen zwischen Ägypten
und Mesopotamien, der heutigen Halbinsel Sinai. Das Volk Israel kämpft um
die Vorherrschaft in Kanaan, Saul wird zum ersten König Israels gesalbt und
aus dem losen Stammesverbund entsteht ein Staat. Sein Nachfolger David kürt
Jerusalem zur Hauptstadt. Der erste Tempel wird gebaut. 586 v. Chr. erobern
die Babylonier Jerusalem. Große Teile der jüdischen Bevölkerung werden nach
Babylon verschleppt. Dies ist das erste Exil des jüdischen Volkes und zu
dieser Zeit beginnt die Geschichte der jüdischen Diaspora, denn nicht alle
kehrten aus der Babylonischen Gefangenschaft zurück. Jerusalem und der
Tempel waren aber für alle jüdischen Gemeinden, die bereits in verschiedenen
Teilen der Alten Welt verstreut waren – wie Ägypten, Kleinasien und
Babylonien – immer das religiöse und geistige Zentrum.
Rückkehr aus dem babylonischen Exil
Nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil stellen
die Gelehrten die Thora zusammen. Die Thora stellt gewissermaßen die
Verfassung, das Gesetzbuch des gläubigen Juden dar und sie ist die erste und
heilige Grundlage der jüdischen Religion. Sie gibt dem Volk eine Identität
und dem Land, das immer wieder Opfer seiner übermächtigen Nachbarn wird,
Halt. Viele Juden fliehen. In allen Teilen der jüdischen Diaspora erinnern
die Synagogen an den verlorengegangenen Tempel. Der absolute Glaube an Gott,
die strikte Befolgung des religiösen Kodex hielt die jüdischen Gemeinden
durch die turbulenten Jahrtausende hindurch, in denen die beiden anderen
Weltreligionen – Christentum und Islam – mehr und mehr Einfluss gewannen, am
Leben.
Blütezeit der sephardischen Juden
Die Dokumentation führt in sämtliche Mittelmeerländer,
wo viele jüdische Gemeinden entstanden sind. Die Zuseher/innen erfahren von
der Blütezeit der sephardischen Juden, die sich aber mit dem Aufkommen
radikaler islamischen Gruppen eine neue Heimat suchen müssen. Neben
Nordafrika, der Türkei, Frankreich und Italien wird auch die große
Hafenstadt Antwerpen zum Anlaufpunkt für zahlreiche sephardische Juden.
Ausschreitungen gegen die Juden
In Zentraleuropa muss sich die jüdische Bevölkerung mit
dem Christentum auseinandersetzen. Mainz, Speyer und Worms gehören zu den
bedeutendsten Gemeinden des frühen Mittelalters. Im 11. Jahrhundert wächst
die Zahl der Juden in den Städten entlang des Rheins. Dem jahrzehntelangen
friedlichen Miteinander wird durch den Aufruf zum Kreuzzug durch Papst Urban
II. im November 1095 ein Ende gesetzt. Viele Juden wählen den Freitod. In
Mainz sterben mehr als tausend Juden. Auch in den nächsten Jahrhunderten –
besonders zur Zeit der Inquisition – kommt es immer wieder zu
Ausschreitungen gegen die Juden.
„kreuz und quer“ ist nach der TV-Ausstrahlung sieben
Tage auf der Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als
Video-on-Demand abrufbar.
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