kreuz und quer

Dienstag, 02. 03. 2010, 22.30 Uhr in ORF 2

 

"Am seidenen Faden – Von Frauen in Afghanistan" und "Der Prophet und die Frauen"

Doris Appel präsentiert in „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 2. März, ab 22.30 Uhr in ORF 2 folgende Beiträge:

 

"Am seidenen Faden – Von Frauen in Afghanistan" (22.30 Uhr)

Laurie Chocks Dokumentation führt tief in das Schicksal von fünf ausgewählten afghanischen Frauen, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern das der gesamten afghanischen Gesellschaft verändern wollen. „Das Leben der afghanischen Frauen ist wie eine Stickerei – ein falscher Stich und das ganze Bild stimmt nicht mehr.“ Wer in Afghanistan als Frau zur Welt kommt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit im Schatten der Männerwelt leben. Frauen dürfen keinerlei Aktivität außerhalb ihres Hauses ohne Begleitung eines Mahram (naher männlicher Verwandter) ausüben. Sie sollen nicht mit männlichem Verkaufspersonal verhandeln und auch keine Schulen oder Universitäten besuchen.

Doch eine Gruppe afghanischer Frauen trotzt diesem Schicksal und setzt sich über sämtliche kulturellen Barrieren und Gebote hinweg. Geschickt verwandeln die Frauen ihre Näh- und Stickkenntnisse in ein florierendes Geschäft. Ganz im Geheimen agierten sie und überlebten so 30 Jahre lang Krieg und Unterdrückung. Nur so konnten ihre Familien überleben. Diese mutigen Frauen machten bei der US-Organisation BPeace (Business Council of Peace) auf sich aufmerksam. Die Organisation lud die Frauen zu einem Workshop nach New York City ein. Dort sollten sie die Modeindustrie und die neuen Modetrends kennenlernen, damit sie dann wieder im Heimatland in ihren Geschäften ihr neu erworbenes Wissen mit ihren traditionellen Kenntnissen verbinden können. Zunächst müssen sie sich aber die Erlaubnis ihrer Ehemänner, Väter, Schwiegerväter und Brüder einholen. Nicht alle bekommen diese Zustimmung und einige bleiben zu Hause. Die Dokumentation „Am seidenen Faden“ begleitet diese Frauen auf ihrer Reise in die Neue Welt: Fünf Frauen treten eine äußere, aber auch innere Reise an. Ihr Ziel ist es, so viel wie möglich zu sehen, in sich aufzusaugen, neue Kenntnisse zu erwerben, Lebensgewohnheiten zu beobachten, um dann wieder in der Heimat mit all diesem erworbenen Wissen zum eigenen Wohle und zum Fortschritt der Gesellschaft beizutragen.

Die Dokumentaristin Laurie Chock stellt fünf Frauen in den Vordergrund, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Das junge Allroundtalent Palwasha möchte gerne Designerin werden und genießt die vielen Anregungen, die sie in New York bekommt. Ihre Mutter hat sie sehr selbstbewusst erzogen, das Mädchen wird vor schwierige Entscheidungen gestellt. Bakht Nazera ist eine richtige Macherin. Sie stammt aus sehr armen Verhältnissen, ist klug und geschäftstüchtig und hat von der Organisation CARE eine Starthilfe für eine Unternehmungsgründung bekommen. Rahima und Suraya sind schon ältere Damen und haben die Sowjetbesatzung und die Taliban hinter sich. Surayas Mann wurde ermordet – und nur mit heimlicher Häkelarbeit konnte sie sich und ihre Kinder über Wasser halten. Es sind politisch gebildete Frauen, sie setzen sich für ein demokratisches Afghanistan ein und kandidieren bei den Parlamentswahlen. Rangina flüchtete als Kind mit ihren Eltern von Afghanistan nach Virginia. Die Sehnsucht nach ihrer Geburtsstadt Kandahar war so groß, dass sie nach ihrem Universitätsabschluss wieder zurückgekehrt ist. Ihre Mission ist, die weibliche Unterdrückung aufzubrechen. Alle fünf kehrten von New York wieder in ihre Heimat zurück.

 

 

"Der Prophet und die Frauen" (23.20 Uhr)

Die Dokumentation von Lila Salmi und Malek Chebel beleuchtet die Beziehung des Propheten Mohammed zu den Frauen. Unter Nichtmuslimen ist relativ unbekannt, dass Gottes Auserwählter zugleich ein einfacher und aus damaliger Sicht „toleranter“ Mann war, der die Menschen und das Leben, vor allem aber die Frauen liebte. Der Film erzählt von Mohammeds Liebschaften und Leidenschaften. So entsteht das Bild eines zärtlichen und sensiblen Mannes voller Zweifel, Ängste und Verlangen, ein Bild, auf das sich heutige Fundamentalisten sicher nicht berufen können.

Mohammed war 25 Jahre lang mit seiner ersten Frau verheiratet. Sie war es auch, die als Erste an ihn als Propheten glaubte. Er weigerte sich, eine Frau gegen deren Einverständnis zu ehelichen. Filmemacherin Lila Salmi geht es nicht darum, Mohammed zu idealisieren. So spricht sie auch das heute umstrittene Thema Polygamie an. Deutlich aber wird, dass Mohammed kein „Traditionalist“ war und dass er den etablierten gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit einen neuen Zug verlieh. Sein Leben lang war er von Frauen umgeben, die er liebte und achtete. Sie haben ihn begleitet, ihn beraten und ihm geholfen. Die Dokumentation lässt Historiker, Islam-Forscher und moderne muslimische Intellektuelle wie den Anthropologen und Islam-Experten Malek Chebel zu Wort kommen.

 

 

 

 
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