kreuz und quer am 1.3.2011:
Das Mädchen aus der Kommune
Als die holländische Filmemacherin Maroesja
Perizonius sechs Jahre alt war, schloss sich ihre Mutter der
Sekte des Bhagwan Shree Rajneesh an. Auch das Kind Marojesja
wurde zur glühenden Bhagwan-Anhängerin. Gemeinsam mit ihrer
Mutter reiste sie in den frühen achtziger Jahren des 20.
Jahrhunderts zu ihrem Guru nach Indien. Dort erhielten sowohl
Mutter als auch Tochter von Bhagwan höchstpersönlich neue Namen.
Maroesja hieß von da an Ma Prem Chandra, auf Deutsch
"Liebesmond". Doch nicht nur der Name Maroesjas hatte sich
geändert, auch ihr Leben als Kommunenkind verlief in völlig
anderen Bahnen als den üblichen. 25 Jahre später unternimmt
Maroesja Perizonius den filmischen Versuch, ihre Zeit in der
Bhagwan-Sekte aufzuarbeiten. Diese Zeit war von Einsamkeit,
harter Arbeit und sexuellem Missbrauch geprägt. Vor laufender
Kamera konfrontiert sie ihre Mutter mit der Frage, warum sie die
Verantwortung für ihr Kind an die Bhagwan-Sekte abgegeben hat.
Der "kreuz&quer"-Film "Das Mädchen aus der Kommune" von Maroesja
Perizonius (deutschsprachige Bearbeitung: Rosemarie
Pagani-Trautner) steht am Dienstag, dem 25. April, um 23.05 Uhr
auf dem Programm von ORF 2.
Der selbst ernannte indische Guru Bhagwan
Shree Rajneesh war eine charismatische Persönlichkeit, die in
den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
viele Menschen faszinierte. Vor allem junge Erwachsene aus
gutbürgerlichen Verhältnissen schlossen sich seiner Bewegung an.
Durch seine Lehre, so hofften sie, würden sie zur Erleuchtung
gelangen.
Auch Maroesja war eine begeisterte
Bhagwan-Anhängerin. Wie alle Sannyasins trug sie nur noch rote
Kleider und war mit Ketten aus roten Glasperlen geschmückt.
Gemeinsam mit ihrer Mutter übersiedelte sie in die
Bhagwan-Kommune in Amsterdam, in der etwa 240 Sannyasins auf der
Suche nach dem wahren Selbst und nach innerer Befreiung waren.
Wenig später wurde Maroesja von ihrer
Mutter getrennt und in eine Kinderkommune nach London
verschickt. Dort verlief ihr Leben alles andere als kindgerecht.
Um die Kommune finanziell über die Runden zu bringen, mussten
die Kinder schwere Arbeiten verrichten. Die wenigen Erwachsenen,
die die Kinder betreuen sollten, waren nur auf sich selbst
konzentriert, versunken in Meditation und auf der Suche nach
innerer Freiheit. Und wie in allen Bhagwan-Kommunen herrschte
auch in der Kinderkommune eine sehr liberale Sexualmoral. Vor
allem Mädchen waren ständig mit den sexuellen Wünschen oft
wesentlich älterer Männer konfrontiert.
Als die Mutter nach langem entdeckte, dass
die noch nicht 13-jährige Maroesja sexuelle Beziehungen mit
älteren Kommunarden hatte, nahm sie die Tochter aus der
Kinderkommune und brach den Kontakt zur Bhagwan-Bewegung ab.
Im Vorfeld des Muttertages ist die
Dokumentation "Das Mädchen aus der Kommune" ein packendes
Beispiel für eine sehr offene Diskussion zwischen Mutter und
Tochter.
Ein Film von Maroesja Perizonius
Musik: Fons Merkies
Sprecherin: Noemi Fischer, Heilwig
Pfanzelter, Barbara Willensdorfer, Martin Loew-Cadonna
Redaktion: Christoph Guggenberger
Eine Produktion von Lemming Film
"Eva Pilz - Die Hindupriesterin auf Java"
Eva Pilz, gebürtige Salzburgerin und
musisch begabtes Kind, absolvierte das Mozarteum und studierte
Schauspiel. Gerhard Bronner holte die talentierte
Jungschauspielerin nach Wien, wo sie mit Bronner und Qualtinger
im Kärntnertor-Theater ihre Karriere begann. Schon bald merkt
die erfolgreiche Künstlerin, dass die Schauspielerei allein sie
nicht ausfüllt. Sie beginnt in Wien Akupunktur zu studieren und
stellt fest, dass sie für das Ausüben dieser Praxis erst "das
asiatische Denken" lernen muss. "Das Leben als Schauspielerin
war sehr gut, aber das ist nicht alles im Leben. Unser
göttliches Selbst ist einfach stärker. Es hat mich dazu
gebracht, aufzuhören beim Bronner, es hat mich hierhergeführt,
nach Solo, nach Java." Eva verlässt Wien, ihren Mann und das
Theater. In Java findet sie ihren Lehrer und praktiziert Yoga.
"Alles, was ich gesucht habe im Leben, habe ich hier gefunden.
Ich liebe Java, die Menschen und deren Kultur." Nach einigen
Jahren Praxis schlägt ihr Lehrmeister vor, sie solle Priesterin
werden, und Eva wird in Solo zur Hindupriesterin geweiht. "Ein
guter Priester muss ein hochentwickelter Yogi sein, sonst geht
das nicht", sagt Eva und lacht.
"Als Kind habe ich oft die Pfarrer nach dem
Ziel des Lebens gefragt, aber keiner konnte mir das sagen. Ich
war ziemlich enttäuscht vom christlichen Glauben." Jetzt kann
Eva ihr Ziel sehr klar formulieren: "Das Ziel ist, ein
vollkommener Mensch zu werden. Wenn man sich selbst meistert und
das Ego hintanstellen kann, dann kann man die Vollkommenheit
wieder erreichen. Und das ist das größte Abenteuer." In Java hat
Eva wieder Frieden gemacht mit dem katholischen Glauben. "Der
katholische Glaube hat so viel Gemeinsames mit Hinduismus und
Buddhismus. Der Gott ist derselbe." Das Amt der Hindupriesterin
darf Eva als Ausländerin zwar nicht ausüben, sie widmet sich
jedoch mit Hingabe der Praxis, hält Zeremonien ab, richtet
Opfergaben und rezitiert hinduistische Mantren: "Das Vollkommene
ist hier, das Vollkommene ist da. Das Vollkommene wurde vom
Vollkommenen erschaffen. Wenn man vom Vollkommenen ein bisschen
wegnimmt, dann ist es immer noch vollkommen." Michael Hudecek
und Christina Zurbrügg haben Eva Pilz in Java besucht.
Ein Film von Michael
Hudecek und Christina Zurbrügg
Kamera Bernhard
Pötscher, Michael Hudecek
Musik Werner Kodytek,
Michael Hudecek, Christina Zurbrügg
Redaktion Christoph
Guggenberger
Dank an Eva Pilz,
Peter Pilz, Birgit Heyn, P.A. Straubinger
Eine Produktion
von GAMSfilm (c) ORF 2010