Sendung

kreuz und quer

10.01.2012 (Dienstag), 22.30 Uhr, ORF 2

12.01.2012 (Donnerstag), 20.15 Uhr, ORF III

Wiederholung in gekürzter Form:
12.01.2012 (Donnerstag) 12:00 Uhr, ORF 2

 

„Kurzer Prozess – Indische Frauen kämpfen um ihr Recht“

Zwangsverheiratung, Gewalt in der Ehe, jährlich mehr als 7.000 Morde an Ehefrauen – die Gewalt gegen Frauen ist in Indien überall präsent und beinahe jede Frau quer durch alle Schichten, Kasten und Religionen ist davon betroffen. Von der Justiz können die Frauen keine Hilfe erwarten. Das indische Rechtssystem ist hoffnungslos überlastet. Ein Richter ist für 100.000 Menschen zuständig. Mehr als 25 Millionen Fälle warten auf Bearbeitung. Manche Verfahren dauern bis zu zehn Jahre.

 In Gujarat, im Nordwesten Indiens, haben sich Frauen aus den Armenvierteln zusammengeschlossen, die Organisation „Frauen für Gerechtigkeit“ gegründet und die Rechtsprechung selber in die Hand genommen, um sich gemeinsam gegen Diskriminierung und Gewalt zur Wehr zu setzen. Auf einem staubigen Platz am Rande des Armenviertels Kalyan Nagar in Varadora versammeln sie sich Woche für Woche und sprechen Recht. Mit Schlagfertigkeit und Kreativität weisen sie prügelnde Ehemänner und zänkische Schwiegermütter in die Schranken. Und wenn es sein muss, stellen sie auch ein Räumungskommando zusammen, um die Mitgift einer armen Witwe, die mit ihrer Tochter einfach auf die Straße gesetzt wurde, zurückzuholen.

 Die Filmemacherin Sybille Fezer ist leitende Mitarbeiterin der auf allen Kontinenten aktiven Frauen- und Menschenrechtsorganisation medica mondiale. Ihr lag die Idee, einen Film über die „Frauen für Gerechtigkeit“ zu machen, schon lange am Herzen. Mit dem Filmemacher und Juristen Daniel Burkholz, der schon häufig in Indien war, konnte der ideale Partner für dieses Projekt gefunden werden. Durch dieses Zusammenspiel gelang es, eine große Nähe zu den Protagonistinnen herzustellen und die Lage der Frauen in Indien eindringlich und respektvoll zu beschreiben.

Das Ergebnis: Ein wunderbares und ermutigendes Beispiel für Fraueninitiativen gegen Gewalt, so Yakin Ertürk, Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Gewalt gegen Frauen, über den Dokumentarfilm „Kurzer Prozess“. 

Ein Film von Daniel Burkholz und Sybille Fezer

 

 

„Badal – Hochzeit mit Geschwistertausch“

 „Badal“ von Ibstisam Mara'ana wirft einen authentischen Blick auf eine uns fremdartige Tradition: Badal (wörtlich: Austausch) bedeutet in manchen muslimischen Traditionen „Hochzeit mit bestimmten Auflagen“.

Um Waji ist Palästinenserin und hat fast alle ihrer zehn Söhne und Töchter in solchen Badals verheiratet. Jetzt versucht sie, ihren ältesten Sohn, den 42-jährigen Witwer Waji, und dessen 21 Jahre alte Tochter Mayada gleichzeitig unter die Haube zu bringen – ein höchst ungewöhnliches Unterfangen. Die Regisseurin dieser Dokumentation, die Palästinenserin Ibstisam Mara'ana, wäre beinahe auch ein Opfer dieser Tradition geworden und weiß daher aus eigener Erfahrung, wovon sie berichtet: Nicht nur, dass ihre eigene Mutter eine Vermittlerin von Badals ist, auch Um Waji, die treibende Kraft hinter der im Film geschilderten angestrebten Pauschal-Doppelhochzeit, ist als Witwe des Onkels von Ibstisam Mara'ana eine angeheiratete Verwandte. Mara'ana hätte auf die gleiche Weise verehelicht werden sollen. Der Grund dafür: Mit 24, relativ dunkelhäutig und mit einer Narbe an der Hand, sei sie zu alt und hässlich, um ohne das Gottesgeschenk eines Badal einen Mann zu finden.