Sendung

kreuz und quer

17. 01. 2012 (Dienstag), 22.30 Uhr, ORF 2

19. 01. 2012 (Donnerstag), 20.15 Uhr, ORF III

Wiederholung in gekürzter Form:
19. 01. 2012 (Donnerstag) 12:00 Uhr, ORF 2

 

"Wiedergeboren - Vom Glauben an die Reinkarnation"

Die Überzeugung, der Mensch werde wieder und wieder geboren, ist längst nicht mehr eine rein asiatische Sache. Vermehrt findet sich solche Überzeugung auch im christlichen Kontext. Laut Umfragen in europäischen Ländern sehen mehr und mehr Menschen im "Reinkarnationsmodell" ein attraktives Gegenmodell zur christlichen Lehre über die letzten Dinge. Studien zufolge glauben rund 30 Prozent der europäischen Bevölkerung daran, wiedergeboren zu werden.

 

Attraktiv erscheint die Vorstellung, ein früheres Leben durch spätere Inkarnation wieder ins Lot bringen zu können bzw. die Möglichkeit zu haben, sich in einem nächsten Leben noch mehr selbstverwirklichen, sich noch weiterentwickeln zu können. Was steckt hinter der Reinkarnationsidee? Welche gesellschaftlichen Folgen sind mit einem solchen Glaubensmodell verbunden? Wo sind Möglichkeiten und Grenzen der Reinkarnationsforschung?

Ein Film von Eva-Maria Berger

 

"Wunder"

In Placanica in der Provinz Reggio di Calabria soll dem damals 18-jährigen Schäfer Cosimo Fragomeni vor 40 Jahren die Muttergottes erschienen sein. Seit der Erscheinung sollen sich in dem von der katholischen Kirche nicht anerkannten Wallfahrtsort zahlreiche Wunder ereignet haben. Aus dem "Erscheinungsort" Placanica wurde eine Pilgerstätte, an der sich zahllose "Heilungswunder" und andere außergewöhnliche Phänomene ereignet haben sollen: himmlische Düfte, prophetische Reden, Levitationen, Visionen. An einer Stelle im Fels, die angeblich von der Madonna bezeichnet wurde, sprudelt seit einiger Zeit eine wundertätige Heilquelle.

 

Die Kirche ist sich in der Bewertung der Ereignisse unsicher: Sie hat die Marienerscheinung nicht authentifiziert, der Vatikan lässt das "Wunder" durch eine wissenschaftliche Kommission untersuchen. Der Film porträtiert Pilger, die zum Teil Tausende Kilometer zurückgelegt haben oder Dutzende Male hierhergekommen sind, um ein Wunder zu erleben, das ihr Leben verändert. Hier treffen sie mit Personen zusammen, die sie aus lauteren oder weniger lauteren Motiven hierin bestärken, und auf Zeugen, die das Wunder an sich oder anderen erlebt haben wollen.

 

Die Erfahrungen der Menschen, die das Wunderbare suchen, bilden das Gerüst des Films. Eingewoben werden Aussagen von Theologen, Naturwissenschaftern und Philosophen, die sich über die Möglichkeit und Unmöglichkeit eines Wunders sowie über die Bedeutung der menschlichen Suche danach Gedanken machen. Peter Beringer geht auch der Frage nach, ob hinter Marienwundern durchaus diesseitige und politische Motive stecken können. In Placanica beispielsweise sprechen viele Beteiligte von einem Zeichen und notwendigem Fanal gegen die 'Ndrangheta, die berüchtigte kalabresische Mafia, die hier in der Gegend die Menschen fest im Griff hat.

 

Der Film präsentiert auch historische Wunder wie die Blutwunder in Neapel und Umgebung. Zu Wort kommen der Wiener Quantenphysiker Anton Zeilinger, Eberhard Bauer vom Freiburger Institut für Parapsychologie und der katholische Theologe Guido Mazzotta, der den Heiligsprechungsprozess für Padre Pio leitete und beauftragt ist, die Erscheinungen von Placanica zu untersuchen. Skeptische Stimmen sind der Baseler Theologe Josef Imbach, dem von der Kirche Lehrverbot erteilt wurde, und der Grazer Philosoph Wolfgang Treitler. Ebenfalls skeptisch ist der Innsbrucker Priester und Parapsychologe Andreas Resch, der im Auftrag des Vatikans die Seher/innen von Medjugorje einer Vielzahl psychologischer Tests unterzogen hat und für den Film Archivmaterial zur Verfügung stellt. Sein eigenes Hostien-Blutwunder inszeniert hat der Priester Claudio Gatti in einem Vorort von Rom. Gatti wurde dafür exkommuniziert, schart aber dennoch eine große Anhängerschaft um sich.

 

Schauplätze des Films sind Placanica und die ionische Küste in Kalabrien, Rom, Neapel, Freiburg, Innsbruck, Wien und St. Wolfgang, das als wundertätige Kultstätte viele Jahrhunderte lang eines der wichtigsten Pilgerzentren Europas gewesen ist, heute aber eher von seinem Ruf als Sommerfrische und als Heimat des "Weißen Rössls" lebt.

Ein Film von Peter Beringer