kreuz und quer
03. 04. 2012 (Dienstag), 22.35 Uhr, ORF 2
04. 04. 2012 (Mittwoch), 20.15 Uhr, ORF III
05. 04. 2012 (Donnerstag), 01.05 Uhr, ORF III
Fasten im Kloster
Jesus hatte es leicht: Er suchte eine Oase der Stille - und fand sie
gleich nebenan in der Wüste. Aber was machen Normalsterbliche
heutzutage, wenn sie fasten, schweigen, beten oder einmal raus wollen
aus Alltag und Gewohnheiten? 2.000 Jahre n. Chr. sind es vor allem
Klöster, die sich immer mehr für Fastenwillige öffnen: Ihre dicken
Mauern verheißen Schutz und Ungestörtheit. Auch im Stift Göttweig werden
in den Wochen vor Ostern "Fastenexerzitien" abgehalten. Das Besondere
daran: Es geschieht unter geistlicher Anleitung durch die Mönche. Abt
Columban Luser: "Diese Tage hier wollen helfen, wieder auf die stille
Gegenwart Gottes im Leben aufmerksam zu werden."
Der Film von Helmut Manninger gibt Einblicke in die Fastenwelt hinter
Klostermauern, aber auch in die persönlichen Krisen, Wünsche und
Sehnsüchte der Teilnehmer. Entstanden ist ein Film über unmittelbare
Erfahrungen von Menschen, die bewusst verzichten und gestärkt daraus
hervorgehen wollen. "Ein Privileg", so Regisseur Manninger, "bei diesem
sehr intimen Prozess mit der Kamera dabei gewesen zu sein."
Keine Frau, keine Familie - Mönche wissen, was es heißt, zu verzichten.
"Fastenkrisen" sind ihnen gut bekannt - weil sie solche selbst durchlebt
haben. Im übertragenen Sinne können sie ihre Erfahrungen an die
Teilnehmer der Exerzitien weitergeben. Diesmal an mehr als ein Dutzend
Frauen und Männer aus Deutschland und Österreich. Einer von ihnen ist
Konrad Gutlederer. In seiner "besten Zeit" wog der Wiener Oberkellner
164 Kilogramm. Auf dem Göttweiger Berg will er sich die Kraft holen,
endlich "Nein" sagen zu können. "Allein schaffe ich es nicht", klagt der
56-Jährige. Essen war wie eine Sucht für ihn. An einem McDonalds
vorbeifahren, das konnte er nicht. Kuraufenthalte, Medikamente - nichts
hat bisher geholfen. Sein Arzt hat ihm jetzt etwas anderes
"verschrieben": eine Woche Kloster.
Eine Woche, in der das Leben auf das Wesentliche reduziert wird, aber in
der sich auch wesentliches ändern kann. Ein Bett, ein Kasten, ein Tisch.
Das Zimmer, neun Quadratmeter groß. Um 45 Euro pro Tag bekommt hier
jeder gleich wenig. Eine harte Semmel zum Frühstück, eine Fastensuppe
mittags und abends - und dabei nichts reden. Kein Radio, kein Telefon,
kein Fernseher, stattdessen ein herrlicher Blick in die Wachau.
Gemeinsam wird auf Dinge verzichtet, die im alltäglichen Leben als
unverzichtbar gelten. Dies und die Stille helfen, Gewohnheiten zu
hinterfragen und wieder die leise, "innere Stimme" wahrzunehmen. "Man
glaubt gar nicht, wie gut das Einfache tut", sagt Herr Gutlederer, und
freut sich auf den Gesang der Mönche allmorgendlich in der Chorkapelle.
"Es gibt kein Medikament, das das ersetzen kann."
Mit 20 Jahren ist Kerstin Pachschwöll die mit Abstand Jüngste. Und doch
fühlt sie sich oft wie eine alte Frau. Ständige Schmerzen im Rücken und
in den Knien wollten ihr die Lebensfreude rauben. Dazu kommt ein
jugendlicher Weltschmerz, von dem sie nicht weiß, wo er herkommt. Die
Studentin hat sich vorgenommen, sich zu konfrontieren mit ihren
Sehnsüchten und Ängsten, will gefordert werden und anders aus dieser
Fastenwoche herauskommen, als sie in diese Woche hineingegangen ist.
Ostern im Vatikan - Feuerwehr und Osterlamm
Geheimnisvoll - so erscheint er vielen: der Vatikan, der kleinste Staat der Welt, umgeben von dicken Mauern. Immer neue Legenden entstehen deshalb über Vorgänge im Innern des Vatikans. Am Rande der großen Zeremonien gelingt es bisweilen, einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen. Doch wie der Alltag im Vatikan aussieht, das konnte mit Fernsehkameras bisher nicht eingefangen werden. Erstmals haben sich Christel Fomm und Cristina Trebbi auf eine Entdeckungsreise durch den Vatikanstaat gemacht.
Sie blicken den Menschen über die Schultern, die dafür sorgen, dass die faszinierende Maschinerie Vatikan funktioniert. Sie stöbern in Werkstätten, sind bei einer Übung der vatikanischen Feuerwehr dabei und blicken in die Nähstube des Papstes.
Mit den Restauratoren klettern die Zuschauer in die Kuppel des Petersdoms. In der berühmtesten Kuppel der Welt, dem Meisterwerk von Michelangelo, kleben Hunderttausende Mosaiksteinchen. Einige sind locker geworden nach vier Jahrhunderten. Nun gilt es, verlorene Mosaiksteinchen in der richtigen Farbe in den riesigen Archivbeständen zu finden und dann wieder anzubringen, 72 Meter über dem Altar. Bei den Vorbereitungen auf die Osterfeierlichkeiten kommen tausende Rosen, Tulpen und Narzissen aus Holland und verwandeln den Petersplatz in ein kleines Paradies auf Erden. Eine Pracht, die die Menschen erfreut, die auf den Platz gekommen sind, um sich den päpstlichen Segen zu holen. Fünfzig Meter weiter, hinter den Kolonnaden, kann man den Segen auch "kaufen", sagt man: Das Geld für die Andenken fließt in die Almosenstelle des Vatikans. Hier versuchen der Erzbischof Rizzato und Don Diego das Elend der Welt zu lindern. Täglich bekommen sie unzählige Bittbriefe aus aller Welt.
Täglich sind es circa 20.000 Menschen, die den Petersdom besuchen. Danach durchsuchen die "Hausmeister" das Gotteshaus nach Gestrandeten im Treppenhaus, die den Aufstieg in die Kuppel unterschätzt hatten oder etwa Liebespaaren, die die Nacht in weihevoller Umgebung verbringen wollten. Und immer wieder: das Thema Sicherheit. Während die Gläubigen Schlange für die Audienz am Petersplatz stehen - oft seit den frühen Morgenstunden - wird zwei Meter unter dem Pflaster das Labyrinth geheimer Gänge abgelaufen.
Die Dokumentation von Christel Fomm und Cristina Trebbi zum Staunen und Schmunzeln stellt eine enge Verknüpfung zwischen der glanzvollen Größe des Vatikans und dem ganz persönlichen Lebensstil einzelner Menschen her, die dazu beitragen, dass der kleinste Staat der Welt funktioniert.