Sendung

kreuz und quer

10. 04. 2012 (Dienstag), 22.30 Uhr, ORF 2

11. 04. 2012 (Mittwoch), 20.15 Uhr, ORF III

12. 04. 2012 (Donnerstag), 11.45 Uhr, ORF 2
 

 

 

Papst Benedikt XVI.
85. Geburtstag des Kirchenoberhauptes: Eine Zwischenbilanz des Pontifikats


Er ist für viele ein Papst der Gegensätze: Er äußert sich kritisch zum Islam – und führt dennoch den interreligiösen Dialog; er setzt sich für die Seligsprechung des Papstes Pius XII. ein, dem Kritiker vorwerfen, er habe zum Holocaust geschwiegen – aber Benedikt XVI. besucht Israel. Auch veröffentlicht der Papst eine von vielen als progressiv bezeichnetet Enzyklika – und hat gleichzeitig Sympathien für die traditionelle tridentinischen Messe. Anlässlich des 85. Geburtstags von Joseph Ratzinger geht die Doku den Hintergründen des Pontifikats nach und zeigt, wofür Papst Benedikt XVI. steht und was der Papst erreichen will.

Nach dem ausgesprochen medienwirksamen Pontifikat des visionären Johannes Paul II., der sich den Kampf gegen den Kommunismus auf die Fahnen geschrieben hatte und unermüdlich durch die Welt reiste, wirkt sein Nachfolger Benedikt XVI. zurückhaltender und weniger charismatisch. Man sagt von ihm, er sei ein nüchterner Einzelgänger, fühle sich mit theologischen Büchern wohler als unter Menschen und habe vor allem ein sehr kritisches Bild der modernen Gesellschaft. Das Klischee des früheren „Panzerkardinal“, der unnachgiebig für die Lehre der Kirche gegen Irrtümer der Zeit kämpfe, überdeckt freilich, dass der anerkannte Theologe und jetzige Papst auch ein feiner Stratege ist, der es versteht, sich mit einflussreichen Beratern zu umgeben.

Der junge Professor Joseph Ratzinger war in den 1960er Jahren für eher progressive Positionen bekannt. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil, auf das er als theologischer Berater einigen Einfluss hatte, galt er als Reformer. Doch die Rahmenbedingungen haben sich verändert: An die Stelle des Kampfes gegen den Kommunismus ist der durch die Globalisierung bewirkte Kultur- und Säkularisierungsschock getreten. Aber auch die schwindende Bedeutung des christlichen Glaubens und der Kirche in Europa, der wachsende Laizismus der Gesellschaft und die Autonomieforderungen der Ortskirchen sind große Herausforderungen für den Vatikan.

Die Dokumentation beleuchtet die Strategien des Papstes zur Neuausrichtung der Kirche. Dabei wird auch deutlich, dass die Annäherung an die katholischen Traditionalisten in Europa Teil einer konkreten Strategie ist, um die Identität der katholischen Kirche durch bewusste Abgrenzung zu modernen Strömungen zu sichern.

 

 

"kreuz und quer"- Diskussion: Der Papst und sein Kreuz mit der Moderne

Am 16. April feiert Joseph Ratzinger seinen 85. Geburtstag. Seit fast genau sieben Jahren steht er als Papst Benedikt XVI. an der Spitze der römisch-katholischen Kirche. Als Denker und Theologe führt er seine Kirche. Der modernen Gesellschaft scheint er defensiv gegenüberzustehen - Reformen im Sinne einer "zeitgemäßen" Öffnung der Kirche lehnt er ab. Es scheint als hätte Joseph Ratzinger sein Pontifikat unter zwei Devisen gestellt: Kampf gegen den Relativismus und das Bemühen, "der Wahrheit" gerecht zu werden. Wessen Geistes Kind ist dieser Papst? Was ist ihm wichtig? Und welches Konzept steckt hinter seinem Kirchenkurs? Darüber diskutieren: Die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, der Dogmatiker Georg Essen, der Publizist Christian Geyer und der Rektor der päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz, Pater Karl Wallner. Die Diskussion leitet Michael Hofer.