Sendung

kreuz und quer

17. 04. 2012 (Dienstag), 22.30 Uhr, ORF 2

18. 04. 2012 (Mittwoch), 20.15 Uhr, ORF III

19. 04. 2012 (Donnerstag), 11.50 Uhr, ORF 2
 

 

 

Geister

Geister gehören seit Urzeiten zum Erlebnishorizont des Menschen. In fast allen Kulturen werden sie gefürchtet und verehrt, man schreibt ihnen die Macht zu, das Schicksal der Menschen zu bestimmen und zu verändern. Als verstorbene Seelen, als Dämonen, als Engel erkennt auch das Christentum die Existenz solcher jenseitiger Wesenheiten an, auch wenn ihre Anbetung unterdrückt wird. Doch bis heute haben weder Monotheismus noch Aufklärung am Glauben und Erleben der Menschen viel geändert: gerade in der modernen, aufgeklärten Welt, die Gott und Religion ad acta legt, wenden sie sich, bewusst oder unbewusst, den Geistern wieder zu. "Spiritualität" meint häufig den Glauben an gute und böse Geister, die als "Energien" beschrieben werden, Techniken wie Schamanismus und Meditation arbeiten mit Bewusstseinskonzepten, die häufig auch den eigenen Geist der Menschen als vom Körper getrennten "Geist" beinhalten.

 

Was bedeutet es, wenn in einer vorgeblich religionslosen Zeit die Menschen sich gerade solchen religiösen Inhalten zuwenden? Die moderne Psychologie erklärt Geisterwahrnehmung als Veräußerlichung innerer Konflikte, die als solche verstanden und behandelt werden kann. Doch diese Vorstellung scheint die Menschen nicht zu überzeugen, zumal bei Vielen im Freundeskreis Spukphänomene und Geistersichtungen nicht selten Gesprächsstoff sind. Peter Beringer hat sich auf die Suche gemacht und bei Geisterjägern, Schamanen, Ethnologen, Neurowissenschaftlern, Therapeuten, Theologen, Parapsychologen und Meditationsmeistern Antworten gesucht.

 

Es treten auf: der Therapeut Eugen Drewermann, Theologe Wolfgang Treitler, die Geisterjäger der "Austrian Paranormal Investigators", die Ethnologin Yvonne Schaffler, der Zürcher Neurowissenschaftler Peter Brugger, der Geistererfahrungen aus medizinischer Sicht untersucht, die Tiroler Wald- und Pflanzenexpertin Connie Miedler, die lange Jahre als Assistentin eines Schamanen im Urwald Venezuelas verbracht hat, und viele mehr.


 

 

Das Hirn und ich

„Wenn das Bewusstsein das Resultat von Gehirnprozessen ist, dann werden wir bei unserem künstlichen Gehirn bald ebenfalls eine Art Bewusstsein sehen.“ Henry Markram, Hirnforscher in Lausanne in der Schweiz hat mit seinem „Blue Brain“-Projekt neue Maßstäbe in der Hirnforschung gesetzt. In einem der größten Computer der Welt arbeiten 10.000 elektronische Klone von Hirnzellen selbstständig wie im Gehirn. Schon in zehn Jahren will Markram das menschliche Hirn komplett nachgebaut haben.

 

Ist das Bewusstsein nicht mehr als ein neurochemischer Prozess? Wenn ja, was ist dann unser freier Wille, unser „Ich“? Lässt sich aus der modernen Hirnforschung ableiten, dass nicht unser Ich, sondern chemische und physikalische Prozesse in den Neuronen entscheiden, was wir denken und wollen? Oder ist das eine reduktionistische Verzerrung der Realität? Gibt es einen freien Willen?

 

Die Hirnforschung hat in den vergangenen 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Doch fast alle optimistischen Einschätzungen, dem Verständnis des komplexesten Organs ganz nahegekommen zu sein, haben sich als verfrüht herausgestellt. „Wenn das Gehirn so einfach wäre, dass wir es verstehen könnten, dann wären wir so einfach, dass wir es nicht verstehen könnten“, resümiert der Berliner Hirnforscher John-Dylan Haynes, der selbst mit einem Versuch Aufsehen erregte:

 

Versuchspersonen in einem Kernspintomografen sollten ganz nach ihrem Gutdünken einen Knopf links oder rechts drücken. Mit einer speziellen Software konnte Haynes die Aktivitätsmuster erkennen und vorhersagen, welchen der beiden Knöpfe der Proband drücken werde – und zwar bereits sieben Sekunden bevor die Versuchsperson eine bewusste Entscheidung traf. Das würde bedeuten, dass das Gehirn längst entschieden hat, bevor wir meinen zu entscheiden. Philosophen wie Peter Strasser widersprechen dieser Schlussfolgerung. Und tatsächlich gibt es auch wissenschaftliche Beispiele, wie sehr das Bewusstsein auf das Nervensystem einwirkt, etwa den Placeboeffekt.

 

Im Film „Das Hirn und ich“ dokumentiert Kurt Langbein eine Art Wettbewerb zwischen den deterministischen Thesen und den Verfechtern eines freien Willens anhand von Beispielen aus dem menschlichen Alltag.