kreuz und quer
08. 05. 2012 (Dienstag), 22.30 Uhr, ORF 2
09. 05. 2012 (Mittwoch), 20.15 Uhr, ORF III
10. 05. 2012 (Donnerstag), 11.55 Uhr, ORF 2
Am Rande des Samburu-Nationalparks in Kenia liegt Umoja – auf den ersten
Blick ein ganz normales Dorf in der afrikanischen Savanne. Und doch ist
hier alles anders: In Umoja leben ausschließlich Frauen – und auch ihre
Kinder.
Seit 1990 finden Frauen hier Zuflucht vor Zwangsehe, Männergewalt oder
Genitalverstümmelung. Gemeinsam haben sie sich hier eine neue Existenz
aufgebaut und übernehmen ganz selbstverständlich auch traditionell
männliche Aufgaben wie Viehzucht oder Schlachten. Eine Provokation für
die patriarchal geprägte Gesellschaft der Samburu. Die Doku von Francois
de Roubaix zeigt, wie die Frauen von Umoja ihren Weg zu mehr
Unabhängigkeit und Selbstbestimmung finden.
Naporas Geschichte ist beispielhaft für das Schicksal vieler Frauen im
Umoja. Bei der Suche nach Feuerholz wurde sie von einem Fremden
vergewaltigt. Als sie ihrem Ehemann davon erzählte, schlug und verjagte
er sie. Verstoßen und gedemütigt fand sie schließlich in Umoja Zuflucht.
Heute bietet ihr die Frauengemeinschaft Sicherheit, doch Naporas
seelische wie körperliche Wunden heilen nur langsam.
Umoja bedeutet „Einheit“ auf Suaheli, und das ist es auch, was die
Frauen hier finden. Im Gemeinschaftshaus oder unter der großen Akazie im
Zentrum des Dorfes kommen sie regelmäßig zusammen, um sich
auszutauschen. Gemeinsam versuchen sie, das Schreckliche, das jede
einzelne von ihnen erlebt hat, zu verarbeiten. „Wir wollen, miteinander
Spaß haben, so vergessen wir den Ärger“, sagt Rebecca Lolosoli, die
Gründerin des Dorfes. „Keine Demütigung mehr für diese Frauen. Nur noch
Respekt!“ Niemals wieder sollen Frauen missachtet oder misshandelt
werden – so ihre Forderung.
Das Zusammenleben im Dorf verläuft nach selbst definierten Regeln:
Sämtliche Güter werden geteilt. Außerdem besitzen die Frauen in Umoja
Haus und Land, züchten Vieh und schlachten es auch selbst – alles Rechte
und Aufgaben, die ihnen außerhalb der Grenzen ihres Dorfes verwehrt
bleiben. Denn bei den Samburu geht die Frau mit der Hochzeit
traditionell in den Besitz des Mannes über. Dass Frauen selbst Vieh und
Land besitzen, ist undenkbar. Die Männer im Nachbarort Archer’s Post
fühlen sich durch das neue Selbstbewusstsein der Frauen bedroht. Bei
Einkäufen im Ort werden die Frauen aus Umoja mit Argwohn empfangen und
bedrängt. Doch sie lassen sich durch die Widerstände nicht beirren, sie
engagieren sich politisch auch außerhalb ihres Dorfes für alle Frauen in
Kenia.
Rebecca Lolosoli ist regelmäßig im Ausland unterwegs, um auf die Lage
der kenianischen Frauen aufmerksam zu machen. Und sie ist optimistisch:
„Die Zukunft sieht besser aus“. Um auch finanziell unabhängiger zu
werden, planen die Frauen, ein Touristencamp in Umoja zu errichten – ein
weiterer Schritt zu mehr Anerkennung und Selbstbestimmung.
Seid fruchtbar und vermehret euch
Zehn, oft sogar noch mehr Kinder sind in ultra-orthodoxen jüdischen Familien nichts Ungewöhnliches. Das biblische Gebot „Seid fruchtbar und vermehret euch“ wird sehr ernst genommen und zur Maxime ehelicher Partnerschaft erhoben.
Es sind freilich in erster Linie die Frauen, die mit den Belastungen, die das Familienleben mit sich bringt, zurechtkommen müssen. Wie verkraften sie die zahlreichen Schwangerschaften? Wie begegnen sie den Herausforderungen einer ständig wachsenden Kinderschar? Wie gestaltet sich ihr Leben als Hausfrau, Ehefrau und Mutter?
Diesen Fragen gehen die beiden israelischen Filmemacher Shosh Shlam und Marek Rozenbaum in ihrer „kreuz und quer“-Dokumentation „Seid fruchtbar und vermehret euch“ nach. Dabei werfen sie einen kritischen Blick auf das ultra-orthodoxe Judentum und das Frauenbild, dem sich diese Frauen mehr oder weniger freiwillig unterwerfen. Von den vier porträtierten Frauen stellt nur eine das auferlegte Gebot in Frage. Nach der Geburt ihres vierten Kindes hat sie bei ihrem Rabbiner die Erlaubnis eingeholt, künftig Verhütungsmittel verwenden zu dürfen. Ein Film, wie ihn nur jüdische Insider machen können.