Sendung

kreuz und quer

12. 06. 2012 (Dienstag), 22.30 Uhr, ORF 2

13. 06. 2012 (Mittwoch), 20.15 Uhr, ORF III

14. 05. 2012 (Donnerstag), 11.55 Uhr, ORF 2
 

 

 

"Wir sind Pfarre"

Debatten über die Kirche werden heute - für die Öffentlichkeit wahrnehmbar - vor allem über die Medien ausgetragen: Reformforderungen und Prinzipientreue prallen immer wieder aufeinander. Das Wort von der "Kirchenkrise" gehört bereits zum festen Wortschatz in dieser Diskussion. Wie geht es Menschen, die sich als gläubige Katholikinnen und Katholiken in ihrer Pfarre ehrenamtlich engagieren und dazu beitragen, dass die Kirche als Gemeinschaft erfahren werden kann? Was bedeutet ihnen der Glaube? Was ist ihnen wichtig und was bewegt sie? Ohne die vielen "Ehrenamtlichen" wäre das Leben der Pfarren in Österreich vielerorts nicht aufrechtzuerhalten. Menschen aus der Gemeinde, die sich unentgeltlich als Arbeitskräfte zur Verfügung stellen, sind heute die "Säulen der Pfarre".

 

Religiöse Bildung der Kinder: "Dienst für den Herrn": Véronique Smolka ist Mutter von fünf Kindern - trotzdem findet sie Zeit, in ihrer Pfarre St. Rochus in Wien die religiöse Frühbildung der Kleinkinder zu übernehmen. Ihr Ehrenamt sieht sie als "Dienst für den Herrn".

 

Laienpredigt am Sonntag: Für Michaela Richter aus Wien ist das ehrenamtliche Engagement hingegen die ganz konkrete Möglichkeit, aus ihrer Sicht notwendige Reformen der Kirche von innen heraus voranzutreiben: Sie studierte Theologie, mit "Glaubenszeugnissen" - der Laienpredigt bei der Messfeier - setzt sie mit Einverständnis ihres Pfarrers eine Forderung der Pfarrer-Initiative in die Tat um.

 

Wichtige Dienste "hinter dem Vorhang": Es sind auch Pensionisten wie Hedwig Leblhuber, die sich mit Eifer in allen möglichen Bereichen engagieren: Als Mesnerin in Sankt Marien in Oberösterreich macht sie seit 21 Jahren die Messwäsche und organisiert den Blumenschmuck. Verheiratete Priester kann sie sich gut vorstellen, aber Frauen als Priesterinnen? Das lehnt sie ab. Günther Schneider wiederum sorgt in der Herz-Jesu-Pfarre Ternitz in Niederösterreich durch seine Musikbegleitung im Gottesdienst dafür, "dass die Post abgeht" - und er engagiert sich auch sozial.

 

So unterschiedlich die Motivationen hinter den Ehrenamtlichen sind: Sie alle tragen dazu bei, dass es in Österreich noch funktionierende Pfarrgemeinschaften gibt. Die Dokumentation "Wir sind Pfarre" begleitet einige von ihnen in ihrem Pfarralltag und beantwortet die grundlegende Frage: Was macht eine Pfarre heute aus? Dabei wird beleuchtet, wie die ehrenamtlich engagierten Kirchenmitglieder die aktuellen Probleme der Institution Kirche im Allgemeinen und ganz konkret in ihrer Pfarre sehen. Wie stellen sie sich die Zukunft vor? Abseits abstrakter Umfragen und medial betriebener Themenschlachten kommen in diesem Film diejenigen zu Wort, die sonst kaum Gehör finden. Und: wer sich hinter den Kulissen um die Kirche im Ort bemüht, kommt nicht immer zu Antworten, die dem Mainstream entsprechen.

 

Ein Film von Julia Wallnöfer

 

"Jude aus Überzeugung"

Yael, eine ehemalige Richterin, der Krankenpfleger Secharjah und Nico, ein 22-jähriger Student aus dem Ruhrgebiet, der sich bezüglich Beruf und Berufung erst noch orientieren muss, haben sich entschlossen, Familie, Freunde, Sprache, Kultur und ihre alte Konfession hinter sich zu lassen. Drei Deutsche, die zum Judentum konvertiert sind oder kurz davor stehen.

Der Dokumentarfilm zeigt die drei Konvertiten in den unterschiedlichen Phasen eines langen Prozesses. Yael und Secharjah sind bereits in Deutschland dem jüdischen Glauben beigetreten. In Israel wollen sie jetzt als Juden unter Juden leben. Nico hingegen will die Stationen der Konversion in Israel durchlaufen. "Jude aus Überzeugung" beschreibt die unterschiedlichen, außergewöhnlichen und konfliktreichen Wege zu einem neuen Leben - mit einem neuen Namen, einer neuen Identität. Sechs Monate begleiteten die beiden Schweizer Regisseure David Bernet und Robert Ralston Nico bei seinen ersten Schritten in einem noch fremden Kosmos, in dem er nicht nur herzlich, sondern auch mit großer Skepsis empfangen wird.

 

In den Augen vieler Deutscher mag dieser Übertritt wie ein naiver Wiedergutmachungsversuch am jüdischen Volk aussehen. Die Kinder der Täter im Staat der Opfer. Viele Juden in Israel betrachten Konvertiten wie die drei Deutschen jedoch aus einem ganz anderem Grund mit ambivalenten Gefühlen: Jüdisch zu sein bedeutet weit mehr als das Bekenntnis zu einer Religion. Aufgrund ihrer besonderen Geschichte und der aktuellen politischen Situation ist die jüdische Gemeinschaft vor allem vom gemeinsamen Schicksal geprägt. Wie wollen Konvertiten in dieser Kultur heimisch werden? Wie wollen sie ankommen in einer Glaubensgemeinschaft, deren Vergangenheit niemals die ihre werden wird? Es dauert Jahre, bis ein neuer Jude sich im Alltag zurechtfindet und selbstbewusst entscheiden kann, wie offen oder orthodox er die religiösen Gesetze auslegen will.

 

Ein Film von Robert Ralston und David Bernet