Sendung

kreuz und quer

31. 07. 2012 (Dienstag), 22.30 Uhr, ORF 2

01. 08. 2012 (Mittwoch), 20.15 Uhr, ORF III

02. 08. 2012 (Donnerstag), 11.55 Uhr, ORF 2

 

 

"Nur so wie die anderen - Transsexuell in Teheran"

Im Islamischen Gottesstaat Iran ist Homosexualität strengstens verpönt; wer bei sexuellen Handlungen mit  einem gleichgeschlechtlichen Partner  erwischt wird, muss mit der Todesstrafe rechnen. Homosexuelle Männer und Frauen sind also gezwungen, ihre Beziehungen strikt im Geheimen zu leben.   Seit jedoch im Jahr 1983 durch eine Fatwa, ein Rechtsgutachten,  von Ayatollah Khomeini die der Geschlechtsumwandlung gestattet wurde, nützen viele Homosexuelle diese Möglichkeit. Sie unterziehen sich aufwändigen Operationen, um auf diese Weise ganz legal mit ihrem Wunschpartner zusammenzuleben. Die aus dem Iran stammende Filmemacherin Tanaz Eshaghian begleitet einige iranische Männer und Frauen, die sich in einer Spezialklinik der Geschlechtsumwandlung unterzogen haben, und zeigt, wie sie mit ihrer neuen Identität zurechtkommen und mit welchen Problemen sie nun konfrontiert sind.

 

Dr. Mirjalali ist einer der führenden  iranischen Experten  auf dem Gebiet der chirurgischen Geschlechtsumwandlung, rund 450 solcher Operationen hat er in den vergangenen Jahren im Teheran durchgeführt. Zu ihm kommen sowohl Männer als auch Frauen, die ihr Geschlecht ändern wollen. In Frage steht, ob es sich dabei tatsächlich um transsexuelle Menschen oder schlicht und einfach um  Menschen handelt, die sich zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlen, also homosexuell sind. In ihrer sehr berührenden Dokumentation  „Nur so wie die anderen“  zeigt Tanaz Eshaghian Menschen, die entweder bereits eine Geschlechtsumwandlung hinter sich haben oder die sich auf die Operation vorbereiten. Und sie verschweigt dabei auch nicht, dass auch die Geschlechtsumwandlung keine Garantie für ein glückliches Leben ist.

 

Buch und Regie: Taraz Eshaghian,

Deutsche Fassung: Rosemarie Pagani-Trautner

 

 

"Gesichter des Islam: Wissen und Fortschritt"

Der aktuelle politische Umbruch in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens hat eine lange Vorgeschichte: Die Herrschaft despotischer Regime in islamischen Ländern hängt mit der Kolonialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert und auch mit dem niedrigen Niveau der Bildung breiter Bevölkerungsschichten zusammen.

 

Doch das war nicht immer so. Über Jahrhunderte war der Islam die Triebfeder für Bildung und Fortschritt in Wissenschaft und Medizin. Die Doku sucht „Wissen und Fortschritt“ in Ägypten, Andalusien, Indonesien und in der Türkei. In Kairo und Alexandria geht es um das Ringen des muslimischen Ägypten, traditionsverhaftete Religion und zukunftsträchtige Bildung in Einklang zu bringen.

 

In Kairo führt der junge Imam Abdallah eine der ältesten Moscheen der Medina wie eine Begegnungs- und Bildungsstätte. Der ägyptische Nobelpreisträger Ahmed Zewail fordert bei einem öffentlichen Auftritt neue Anstrengungen in Politik und Bildungswesen. Das goldene Zeitalter von Kultur und Wissenschaft des Islams im mittelalterlichen al-Andalus ist heute noch lebendig: In Córdoba sehen wir die faszinierende Moschee-Kathedrale und die Ausgrabung der Palaststadt Madinat al-Zahra. Der spanische Konvertit Antonio Romero leitet auf seiner Finca zwischen Araberpferden und einer wertvollen Handschriftensammlung eine islamische Bildungsstätte. Der Historiker Emilio Ferrín erklärt das Potential und die Faszination des Islams im historischen und im heutigen Andalusien.

 

Der populäre türkische Theologe Zekeriya Beyaz fordert fortschrittliches Denken im Islam. In einer von Istanbuls religiösen Imam-Hatip-Eliteschulen lernen Jungen in Anzug und Krawatte Koranrezitation, Englisch und moderne Naturwissenschaften, während in Kairo junge Mädchen der besseren Gesellschaft und mit moderner Schulbildung privaten Koranunterricht bekommen.

 

Beispielhaft spielt das ägyptische Bildungsdilemma auch zwischen mittelalterlichem Altstadthandwerk ohne Zukunftsperspektive, einem High-Tech-Zentrum, der neuen Bibliothek von Alexandria und der ehrwürdigen Al-Azhar-Universität - Bildung für zu wenige. Der ägyptische Soziologe Nader Fergany attackiert Männer und Regierungen, wenn es um die Rückschrittlichkeit des Islams geht.

 

Im indonesischen Jakarta könnten beim „Islamic Banking“ aus den Traditionen des Islams neue Akzente in der Wirtschafts- und Finanzwelt gesetzt werden.

 

Ein Film von Hannes Schuler