Orientierung

 ORIENTIERUNG

Sonntag, 15.4.2012,12.30 Uhr, ORF 2
Sonntag,
15.4.2012,17.45 Uhr, ORF III

 

Missbrauch im Kloster-Internat:
Ein Kremsmünster-Opfer berichtet

Er gehört zu jenen insgesamt mindestens 45 mutmaßlichen Opfern, die im Stiftsgymnasium von Kremsmünster ab den 1970er-Jahren bis in die 1990er-Jahre gedemütigt, geschlagen und sexuell missbraucht worden sind: der heute 46-jährige evangelische Pfarrer Jürgen Öllinger. Von „grauenhaften Dingen“ berichtet er, von Scham und heftigen Verletzungen, die jungen Menschen durch Lehrer – durch Ordensmänner – zugefügt worden sind. Vor allem an Pater Alfons erinnert er sich. Der ist schon vor längerer Zeit aus dem Schuldienst ausgeschieden, vor wenigen Wochen auch aus dem Kloster. Ihm droht nun eine Anklage. Ein 1200 Seiten dicker Akt liegt bereits bei der Staatsanwaltschaft. Betroffenheit signalisiert die aktuelle Stiftsführung: Abt Ambros Ebhart, seit 2007 in dieser Funktion, zeigt sich bestürzt über die Vorgänge von damals, hat sich bereits mit Opfern getroffen und sich mehrmals öffentlich entschuldigt. Tätig geworden ist auch die Klasnic-Kommission: Sie hat bis zum heutigen Tag 25 Kremsmünster-Opfern Entschädigungszahlungen zuerkannt. Weitere dürften folgen.

Bericht: Klaus Ther; Mitarbeit: Christoph Riedl; Länge: 8 Minuten

 

Benedikt XVI. – Der Papst wird 85

Am 16. April wird Joseph Ratzinger 85 und ist damit der älteste Pontifex Maximus seit Leo XIII., der 1903 im Alter von 93 Jahren starb. Die Kardinäle hätten ihn als „Papst des Übergangs“ gewählt, sagt der römische Journalist und Vatikan-Experte Marco Politi. Aber viele Hoffnungen, die man in Papst Benedikt XVI. gesetzt habe, seien nicht erfüllt worden. Politi, der kürzlich sein Buch „Crisi du un papato“ („Ein Pontifikat in der Krise“) veröffentlich hat, sieht die römisch-katholische Kirche in einem Stillstand, in dem Diskussions- und Reformbedarf wachsen.

Bericht: Christian Rathner; Länge: 6 Minuten

 

Auszeichnung für Pfarrer-Initiative – Helmut Schüller im Gespräch

Am 22. April erhält Helmut Schüller – stellvertretend für die Pfarrer-Initiative – den mit 10.000 Euro dotierten „Herbert-Haag-Preis 2012 für Freiheit in der Kirche“ verliehen. Der im Juni 2011 veröffentlichte „Aufruf zum Ungehorsam“ greife „die Not der Seelsorge auf, die in der katholischen Kirche immer weniger durch Priester gewährleistet werden“ könne, so die offizielle Begründung der Schweizer Herbert-Haag-Stiftung. Aus Anlass dieser Auszeichnung spricht Helmut Schüller im „Orientierung“-Interview über die jüngsten Entwicklungen rund um den Aufruf zum Ungehorsam. Im Zusammenhang mit der Entscheidung Kardinal Schönborns, einen homosexuellen Pfarrgemeinderat in der Pfarre Stützenhofen zuzulassen, spricht Schüller davon, dass er „große Achtung vor diesem Schritt des Kardinals“ habe und damit „viel Terrain gewonnen wurde“. Die Diskussion rund um den „Fall Stützenhofen“ zeige jedoch auch die „negativen Früchte eines Hinausschiebens von wichtigen Fragen“ im Bereich der Sexualmoral der römisch-katholischen Kirche, so Schüller.

Gestaltung: Christoph Riedl; Länge: 5 Minuten

 

Tote taufen? Warum Mormonen Ahnenforschung betreiben

Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, besser als Mormonen bekannt, war in den vergangenen Wochen mit teils heftiger Kritik konfrontiert. Stein des Anstoßes: Für eine ganze Reihe von bekannten Persönlichkeiten, darunter Mahatma Gandhi, Anne Frank und die Eltern von Simon Wiesenthal, hatten Mormonen posthum sogenannte „Ahnentaufen“ durchgeführt. Der Hintergrund: Die Mormonen glauben, dass nur jene Menschen beim Jüngsten Gericht gerettet werden, die auch mormonisch getauft sind. Deshalb können sich Mitglieder der Kirche in ihren Tempeln stellvertretend für verstorbene Verwandte, die das Mormonentum nie kennengelernt haben, taufen lassen. Dabei scheint man freilich mit einem recht weit gefassten Verwandtschaftsbegriff zu operieren.  „Orientierung“ hat eine mormonische Familie aus Österreich bei der Suche nach ihren Vorfahren begleitet und nachgefragt, was es mit der „Totentaufe“ auf sich hat.

Bericht: Michael Weiß, Mitarbeit: Marcus Marschalek; Länge: 6 Minuten

 

 

Redaktion: Norbert Steidl, Moderation: Christoph Riedl