Erfüllte Zeit

05. 02. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

Markus 1, 29 – 39

von Regens Nikolaus Krasa

 

 

Haben sie schon die Morgennachrichten gehört? Gerade eben? Oder haben sie schon die heutige Zeitung gelesen? Haben sie einen Blick vor das Fenster getan? Wie ist das Wetter heute morgen,  kalt oder warm, scheint die Sonne oder ist der Himmel wolkenverhangen? Was wird dieser Tag bringen? Wie fängt er an?

Der Anfang eines neuen Tages und unsere Morgenrituale. Wie dieses sich langsam steigernde Hineinfühlen in den neuen Tag, wie der Versuch zu begreifen, was es mit diesem neuen Tag auf sich hat, so ist der Anfang des Markusevangeliums in dem wir uns mit den Sonntagslesungen seit einer Woche befinden. Der neue Tag heißt Jesus von Nazareth. Und Markus lässt sich kaum Zeit dabei. Er fällt praktisch mit der Tür ins Haus, Sonnenaufgang im Zeitraffertempo sozusagen. Gleich in seinem ersten Vers hat er angekündigt, worum es ihm geht: das Evangelium, die Frohbotschaft von Jesus Christus zu erzählen. Evangelium Jesu Christi, so hat das Markusevangelium begonnen. Und dann, knapp danach hat die Himmelsstimme zum eben von Johannes getauften Jesus gesagt: du bist mein geliebter Sohn.

 

Was ist die Frohbotschaft von Jesus Christus, was bedeutet es, dass dieser Jesus Christus Sohn Gottes ist? Was beginnt da und vor allem wie? Auch hier lässt sich Markus mit dem Tagesanbruch nicht viel Zeit. Es geht geradezu hektisch zu. „Euthys“, sofort, ist eines der Lieblingsvokabel von Markus im ersten Kapitel seines Evangeliums. Euthys, sofort nach der Taufe, geht Jesus in die Wüste. „Euthys“, schnell ruft er seine ersten Jünger, und wieder, sie haben’s erraten „euthys“, sofort geht er in die Synagoge von Kafarnaum, (von dem was sich dort abgespielt hat, haben wir vergangenen Sonntag gehört), und noch einmal „euthys“, sofort darauf beginnt unser heutiges Evangelium: raus aus der Synagoge und rein in das Haus des Simon. Der Tag des Jesus von Nazareth beginnt unter großen Vorzeichen, schnell und mit Macht.

 

Warum: weil hier nicht irgendein Prediger, nicht irgendein Heiler, nicht irgendein vorbildlicher Mensch sein Wirken beginnt. Weil es Jesus Christus ist und weil der Sohn Gottes ist, sagt Markus, und wird nicht müde werden dieses Thema in seinem Evangelium weiterzuverfolgen, bis ganz am Ende, am Kreuz, ein römischer Soldat bekennen wird: dieser Jesus ist wahrhaft Sohn Gottes.

 

Was bedeutet das, wie wirkt sich das aus? Die Antwort des heutigen Evangeliums lautet ähnlich, wie am vergangenen Sonntag. Die Antwort passiert dort wo Menschen mit diesem Jesus in Kontakt kommen, der Besessene im Evangelium des vergangenen Sonntags, die Schwiegermutter des Petrus und die vielen Menschen die ihm begegnen in unserem heutigen Evangelientext. Markus fasst dieses Geschehen in zwei Begriffen zusammen, und wieder, ähnlich wie vergangenen Sonntag, sind das zwei scheinbar unterschiedliche Tätigkeiten: Jesus predigt und treibt Dämonen aus, so der Schlussvers des heutigen Evangelienabschnittes. Und diese beiden Tätigkeiten werden nicht nur parallel genannt, sie gehören zusammen. Will heißen: Jesus verkündet keine leeren Worte, Theorien, gute Gedanken, seine Worte wirken und bewirken etwas. Seine Worte verändern Menschen von Grund auf. Seine Worte heilen. Warum?

 

Noch einmal die selbe Antwort, die uns damit noch einmal auf den entscheidenden thematischen Leitfaden des Markusevangeliums aufmerksam macht, der vom Titel des Evangeliums über die Taufe Jesu bis zum Bekenntnis des Soldaten unter dem Kreuz reicht: Weil Jesus Christus der Sohn Gottes ist und weil mit ihm auf dieser Welt etwas Neues beginnt. Der neue Tag beginnt schnell und gut. Wird er so gut weitergehen? So macht Markus neugierig auf das, was er noch erzählen wird, von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Doch das ist eine andere Geschichte.