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Erfüllte Zeit05. 03. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Die
Versuchung Jesu - Kehrt um und glaubt!“ (Mk 1, 12 - 15) Die Versuchung Jesu ist bei Markus nur eine Notiz in zwei kurzen Versen. Aber welches "Personal" versammelt sich da: der Geist (Gottes), Jesus und der Satan, wilde Tiere und die Engel! Es ist eine Zusammenfassung des weltgeschichtlichen Dramas, in dem der Mensch, jeder Mensch seine Rolle zu spielen hat. Wir
leben immer und überall in der Spannung zwischen Sünde und Gnade.
D.h.: Wir können „versucht“ sein, ganz aus uns selbst und nur für
uns selbst zu leben – als ob es Gott nicht gäbe. Dann folgen wir
allein dem, was „diese Welt“ uns bietet – bis hinein in die
Befriedigung unserer „animalischen“ Triebe. Freilich folgen wir
auch dem, was die Gesellschaft von uns fordert: wir tun unsere
Arbeit, handeln nach den Gesetzen, sorgen für unsere Familie,
streben nach Erfolg und Gewinn. Aber alles bleibt innerhalb der vom
Menschen durch seine Technik beherrschbaren, machbaren Welt, wie in
einem geschlossenen Raum. Diese Welt genügt sich selbst und sie genügt
uns. So zu leben ist das, was die Bibel Sünde nennt. Und
nun kommt dieser Jesus und sagt, dass die Zeit „erfüllt“ sei.
D.h.: Ein solches, ausschließlich auf sich selbst bezogenes Leben,
diese in sich geschlossene Welt haben keine Zukunft. Sie gehen
unwiderruflich ihrem Ende entgegen. Etwas anderes kommt, ist schon
im Anbruch. Er nennt es das „Reich Gottes“. Es ist keine
Gegenwelt und erst recht keine außerirdische Über-Wirklichkeit. Es
ist die Überzeugung Jesu, dass Gott, den er seinen Vater nennt,
eben diese Welt und alles, was er geschaffen hat, liebt. Diese
Liebe, mit der Gott jedem Leben schenkend zugewandt ist, ohne
Vorleistungen zu fordern, nennt die Bibel Gnade. Dem,
der diesem „Evangelium“, d.h. der guten Botschaft Jesu von der
alles umfangenden und durchdringenden Liebe Gottes glaubt,
verwandelt sich die Welt von innen her. Und er selbst wird ein
anderer. Er wird seine Wertvorstellungen und seine Lebensziele
revidieren. Das nennt die Bibel „umkehren“. Was seinen nicht gläubigen
Zeitgenossen so ungemein oder gar einzig wichtig ist, verliert für
ihn mehr und mehr an Bedeutung. Er durchschaut die Vergänglichkeit,
ja die Nichtigkeit dessen, woran so viele ihr ganzes Herz hängen.
Und er erfährt, wie ihn die Gewissheit, von Gott geliebt zu sein,
auf eine einzigartige Weise frei macht: von der alles
verschlingenden Sorge um das eigene Wohl, von der ständigen Angst,
zu kurz zu kommen, vom Zwang, immer mehr und immer noch Besseres
leisten zu müssen.
Aber die „königliche“ Herrschaft der Liebe Gottes ist noch nicht vollendet. Sie ist erst „nahe“, im Kommen. Die Geschichte der Welt und unser Leben in ihr bleiben Schauplatz eines Dramas. Der Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, Gottlosen und Gottwidrigen (für das die Bibel Satan als Symbol setzt), wird ausgefochten bis zum Ende der Geschichte. Die Fronten verlaufen auch durch unser Herz. Weil das Reich Gottes zwar mitten unter uns, aber auch innerlich und also verborgen hinter den augenfälligen Dingen der Welt ist, bleiben wir versuchbar. Jeder Zweifel an der Botschaft Jesu, an der Wirklichkeit der Liebe Gottes wirft uns auf uns selbst zurück, auf unsere alte Weltverfallenheit. Um das Vertrauen und die Hoffnung des Glaubens müssen wir immer wieder ringen: auch gegen uns selbst
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