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Erfüllte Zeit09. 04. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Der
Einzug in Jerusalem“ (Markus 11, 1 – 10) von Mag. Michael Scharf
Jesus zieht in Jerusalem ein. Mit seinem Einzug
beginnt das Evangelium von Tod und Auferstehung, der letzte Teil des
Markusevangeliums. Jesus kommt als Messias, als Sohn Davids. So hat
ihn der blinde Bartimäus unmittelbar zuvor genannt. Jesus kommt als
königlicher Davidssohn, als Messias. Er folgt dem Willen Gottes,
kommt wie Gott es will, nicht wie die Menschen es erwarten. Die Art
und Weise seines Einzuges wird zu einer prophetischen Symbolhandlung
die auf dem Hintergrund alttestamentlicher Verheißungen zu
verstehen ist.
Jesus kommt über den Ölberg nach Jerusalem. Der Ölberg,
ist Ort des Gebetes. Auch Jesus hat immer wieder dort gebetet. Nach
dem Propheten Ezechiel ist die Herrlichkeit Gottes nach dem Exil über
den Ölberg nach Jerusalem zurückgekehrt. Nach Sacharja wird sich
Gott am Gerichtstag auf dem Ölberg offenbaren. Die Erweckung der
Toten wird am Ölberg beginnen.
Wenn Jesus als Messias über den Ölberg nach
Jerusalem zieht, so war dies als prophetisches Zeichen verstehbar. Jesus reitet auf einem jungen Esel der noch nie
geritten worden ist. Einem unberührtem Tier, das noch rein und
somit für Opfer und Kult geeignet ist. Nach Sacharja wird der
messianische Friedenskönig, der Streitwagen und Kriegsbogen
vernichtet und für die Völker den Frieden bringen wird, nach
Sacharja wird der messianische Friedenskönig auf einem Esel, dem
Fohlen einer Eselin reiten.
Jesus zeigt durch den Ort von dem aus er nach
Jerusalem zieht und die Art und Weise wie er dies tut, dass er als
Messias, als der Sohn Davids einzieht. Markus verwendet für
Jerusalem die profane, die weltliche Bezeichnung. In der antike
waren zwei Schreibweisen für den Namen Jerusalem üblich. Markus
verwendet immer die hellenisierte Form, die auch bei Nichtjuden üblich
war, verwendet die profane Bezeichnung der Stadt. Jerusalem ist das
unheilige Jerusalem, das sich dem Messias verschließt, es ist der
Sitz der Gegner Jesu.
Jesus schickt zwei seiner Jünger voraus um das
Reittier zu holen. Ein wohl unangenehmer Auftrag, der großen
Gehorsam erfordert. Sie werden aufgefordert, einen angebundenen Esel
einfach loszubinden und mitzunehmen. Wenn sie zurechtgewiesen werden
haben sie den Besitzern nicht mehr als zu sagen: der Herr braucht
ihn. Kein Geld, keine Garantien, nur: der Herr braucht ihn und wird
ihn bald zurückbringen. Jesus handelt als Herr, als Kyrios mit göttlicher
Vollmacht. Jesus beansprucht den unbedingten Gehorsam seiner Jünger.
Nachdem das Fohlen zu Jesus gebracht ist, legen sie
ihre Kleider als Schmuck auf das Tier. Dies erinnert an eine Königsinthronisation
in Israel. Der Weg Jesu wird mit Kleidern geschmückt dazu werden
Zweige auf den Weg gestreut. Jetzt beginnt eine Menge Jesus zu huldigen: Hosanna,
gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das
Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe.
Hier wird der Messias proklamiert. Er kommt im Namen Gottes des
Herrn, nicht in eigenem Namen. Mit ihm kommt das messianische Reich
Davids.
Es ist ein Jubel der Anhänger Jesu. Jene die mit
ihm gekommen sind, die vor im her gehen und ihm nachfolgen, sie sind
es die ihn als Messias feiern und proklamieren. Die Stadt in die er
einzieht erkennt ihn nicht, bleibt stumm. Die Stadt, die beim Einzug
eines Königs diesem jubelnd und begrüßend entgegen ziehen müsste,
verweigert sich, erkennt nicht die Bedeutung des Geschehens, bleibt
still und stumm.
Nach dem prophetischen Einzug in die Stadt, unter
dem Jubel seiner Jünger der zeigt wer da kommt, der Messias, der
Herr, nach dem prophetischen Einzug in Jerusalem bleibt Jesus auch
nicht lange. In der Abendstunde verlässt er das abweisende
Jerusalem, geht wieder hinaus nach Betanien. Am heutigen Palmsonntag wird dieses Evangelium in
der Öffentlichkeit, außerhalb der Kirche, in den Straßen und Plätzen
unserer Orte und Städte verkündet. Er Jesus Christus wird als
Messias und Herr verkündet.
Das Evangelium ist eine Frage an mich: Ist Jesus
mein Erlöser, mein Messias und König? Kann ich ihn als Herrn
annehmen? Bin ich bereit ihm gehorsam zu sein, wie seine Jünger
gehorsam waren? Bereit, einen vielleicht unangenehmen Auftrag
anzunehmen? Bereit ihm mein Leben zu geben? Bereit jubelnd vor ihm
herzuziehen, hinter ihm nach zugehen? Bereit als jemand aufzufallen
der sich öffentlich zu Jesus stellt, egal wer zusieht, egal wie die
Reaktion der Umgebung ist?
Jesus möchte mein Erlöser sein, möchte mein
Messias und König sein. Meine Hingabe kann und darf Antwort sein.
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