|
||||
Erfüllte Zeit17. 04. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Die Erscheinung Jesu vor den Frauen und der Betrug der Hohepriester“ (Matthäus 28, 8 – 15) von Mag. Michael Scharf
Für den Gottesdienst am Ostermontag sieht die
Liturgie der Kirche zwei Evangelien zur Auswahl vor. Das bekannte
Evangelium von der Begegnung des Auferstandenen mit den Emmausjüngern
und die Fortsetzung des Auferstehungsberichtes nach Matthäus. Frauen gehen zum Grab um dem toten Jesus nahe zu
sein. Trauer treibt sie am Beginn des ersten Tages der Woche, am
Beginn des Sonntags zum Grab. Begleitet von einem Erdbeben steigt
ein Engel des Herrn herab um den Stein wegzuwälzen. Die Begegnung
mit dem Engel lässt die Wache erstarren und wie tot am Boden
liegen.
Nun spricht der Engel die Frauen an. Wie so oft wenn
es zu einer Begegnung von Engel und Mensch kommt, heißt es: „Fürchtet
Euch nicht“. Der Engel weiß warum die Frauen gekommen sind, weiß
um ihre Suche, ihre Sehnsucht nach Jesus dem Toten, dem
Gekreuzigten. „Er ist nicht hier“, sagt der Engel, „denn er
ist auferweckt, wie er selbst verheißen hat.“ Nachdem die Frauen die Botschaft des Engels
vernommen haben verlassen sie eilends das Grab und laufen voll
Furcht und Freude zu den Jüngern. Hiermit beginnt das heutige
Evangelium wie es in der Liturgie der Kirche verkündet wird. Eilig laufen die Frauen zu den Jüngern. Die
Botschaft von der Auferstehung duldet keinen Aufschub. Unverzüglich
müssen die Jünger davon hören. Allerdings ist die Freude noch
durchmischt von der Furcht. Zu neu, zu unbegreiflich ist die
Botschaft des Engels. Zu rasch wäre der Umschwung von der Trauer
und Verzweiflung über den Tod Jesus zur Freude der Auferstehung.
Das leere Grab, die Begegnung mit dem Engel reichen alleine nicht um
von der Furcht zur Freude durchzustoßen.
Es braucht die Begegnung mit dem Auferstandenen selbst.
Diese wird den Frauen geschenkt, indem ihnen Jesus
entgegengeht. Jesus, der Auferstandene kommt ihnen entgegen. Er ist
unterwegs auf den Menschen zu. Er schenkt Begegnung. Ein wunderbares
Evangelium davon, dass Jesus uns Menschen entgegenkommt, auf uns zu
geht um uns Begegnung mit ihm zu schenken.
Er, der Auferstandene ist es der den Frauen
entgegengeht, sie grüßt. Darauf gehen sie auf ihn zu, werfen sich
vor ihm nieder und umfassen seine Füße. Es ist eine Geste der
Huldigung und Verehrung. Verehrung, Huldigung und Anbetung ist die
gebührende Haltung des Menschen in der Begegnung mit dem
Auferstandenen. Als Jesus sie anspricht bestätigt und bestärkt er
die Freude die anfänglich, wenn auch zunächst vermischt mit
Furcht, bestärkt er die Freude in ihnen: Freut Euch und fürchtet
euch nicht. So die ersten Worte Jesu. Durch die Begegnung mit dem
Auferstandenen sollen sie von der Angst befreit werden hingeführt
werden zu einer angstfreien Gottesbeziehung.
Als Zeuginnen der Auferstehung sendet sie der
Auferstandene zu seinen Brüdern. Zu jenen Menschen, die nicht bei
ihm geblieben sind, die ihn alleine und im Stich gelassen haben.
Christus verachtet die Jünger deswegen nicht, kommt ihnen weiter
mit seiner Gnade zuvor. Sie die er Verräter hätte nennen können,
nennt er weiter Brüder.
Die Frauen verlassen den Ort verwandelt. Sie haben
den Auferstanden gesehen, ihn persönlich erlebt und erfahren. Als
Zeuginnen der Auferstehung eilen sie zu den Jüngern.
Gemeinsam mit ihnen ist noch eine zweite Gruppe von
Menschen unterwegs nach Jerusalem. Auch sie haben etwas erlebt, auch
sie sind Zeugen. Es sind die Wächter die zu den Hohepriestern und
Ältesten gehen um ihnen ihre Erlebnisse zu berichten.
Wie die Frauen haben auch sie das leere Grab
gesehen. Ohne Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen können sie
keine Boten der Freude und der Auferstehung sein. Das leere Grab zu
sehen reicht nicht.
Die Tatsache vom leeren Grab wird auch von den
Hohepriestern und Ältesten nicht geleugnet. Sie glauben den Wachen.
Weil das Grab leer ist bestechen sie die Wachen eine Lüge zu erzählen,
bestechen sie vom Diebstahl durch die Jünger zu erzählen. Die römischen
Soldaten sollen sich selbst anschuldigen im Dienst geschlafen zu
haben. Bis heute, schreibt Matthäus, bis heute hält sich dieses
Gerücht. Bis in unsere Zeit gibt es viele verschiedene Meinungen
und Interpretationen des leeren Grabes.
Deutlich zeigt das heutige Evangelium worauf es in
den Osterevangelien ankommt: Auf die Begegnung mit dem
Auferstandenen, persönlich, lebendig und unmittelbar.
Von den Gruppen die um das leere Grab wissen, den
Frauen, den Soldaten, den Jüngern und den Hohepriestern und Ältesten
kommen nur jene zum Glauben an die Auferstehung die Jesus erlebt und
erfahren haben.
Es braucht Begegnung mit Christus. Ich brauche
lebendige Begegnung mit dem Auferstandenen. Er selbst schenkt sie in
dem er mir entgegengeht.
|