Erfüllte Zeit

02. 07. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

Heinz Zahrnt „Den Menschen definieren?“

 

 

Alle Versuche, den Menschen zu definieren, leiden daran, dass sie zwar einen Teilaspekt richtig beschreiben, diesen aber unter der Hand zur Totalbestimmung erheben: Der Mensch ist was er isst, sagen verächtlich die Materialisten – aber er fragt über sich hinaus, dürstet nach Gott und lässt sein Leben für seine Freunde! Der Mensch ist ein Stück Natur inmitten von Natur, fahren die Vitalisten fort – aber er ist sich seines Lebens bewusst, kann es verfehlen und es sich selbst nehmen! Der Mensch ist ein Ensemble seiner Verhältnisse, definieren ihn die Marxisten – aber er kann sich selber ändern, kann seine Verhältnisse durchbrechen und sich aus ihnen befreien! Der Mensch ist ein Geistwesen, Geist unter Geistern, halten schließlich die Idealisten dagegen – aber er ist dem Tode verfallen, und es bedarf nur eines mittleren physischen Übels, sogleich ist ihm alle Metaphysik aus dem Kopf! Alle einzelnen menschlichen Wesenszüge finden sich auch in der Bibel, aufgehoben jedoch in der einen wesenhaften Beziehung des Menschen zu Gott. Der Mensch ist das letzte göttliche Schöpfungswerk – nach ihm kommt in der Welt nur noch Gott selbst.

 

 

(Aus: „Dem Leben auf der Spur. Gedanken für jeden Tag des Jahres“, hrsg. von Wolfgang Brinkel, Gütersloher Verlagshaus)