Erfüllte Zeit

13. 08. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

„Die Rede vom Himmelsbrot in der Synagoge von Kafarnaum“

(Johannes 6, 41 – 51)

von P. Maximilian Hofinger OSFS

 

 

Oft fragen wir Leute: Wie geht es dir? Meist wollen wir nur hören: gut. Eine Leidens- oder Problemgeschichte würde uns auf die Nerven gehen. Das heißt, in Wirklichkeit sind wir gar nicht an der Seelengeschichte interessiert. Nur eine Antwort wollen wir hören, die uns bestätigt: Du brauchst keine Angst zu haben. Ich komme mit meinem Leben alleine zurecht.

 

Wie steht es mit Jesus? Wäre das nicht reizvoll, seine Gefühle kennen zu lernen? Wenn wir Jesus nach dem heutigen Evangelium fragen könnten: Wie geht es dir? - da würde er wohl antworten: Ich bin enttäuscht. Ich bin enttäuscht über euren Unglauben.

 

Wenn ich das Johannesevangelium lese, kommt mir oft und oft der Gedanke, Jesus muss sich immer wieder gewundert haben: Wieso begreifen sie nicht, wer da vor ihnen steht, wer mit ihnen spricht? Ich habe doch so viele Zeichen und Wunder gewirkt. Bitte nehmen Sie sich einmal die Zeit und lesen im vierten Kapitel bei Johannes, wie sich Jesus am Jakobsbrunnen mit der Samariterin unterhält. Sie staunt, dass er als Jude, sie um Wasser bittet. Da sagt Jesus zu ihr: Frau, wenn du wüsstest, wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.

 

Das ist das Problem auch des heutigen Evangeliums. Seine Zuhörer meinen zu wissen, wer zu ihnen und mit ihnen spricht, aber sie wissen eben nur einen Teil der Wahrheit, nicht die volle: für sie ist Jesus der Sohn des Zimmermanns aus Nazareth. Da murren sie, weil er sagt: Ich bin vom Himmel herabgekommen.

 

Oft nennen wir das eine treffende Formulierung, wo uns mit ein wenig Wahrheit ein verblüffender Irrtum beigebracht wird. Es ist ja wahr, dass er aus Nazareth stammt, es ist wahr, dass er ein gelernter Zimmermann ist. Aber es wäre ein Irrtum, auf Grund dieser Kenntnisse zu leugnen, dass er Gottes Sohn ist. Auch wir würden sagen, wenn jemand von sich behauptet, er sei vom Himmel herabgekommen: er ist übergeschnappt. Eben die kleine Wahrheit, dass Jesus Mensch ist, könnte uns den Zugang verbauen, an ihn als Gottes Sohn zu glauben. Aber Jesus ist eben nicht nur Mensch. Er ist uns vom Vater geschenkt als Zeichen seiner Nähe.

 

Jesus will uns sagen: Wenn du begreifst, wer zu dir spricht, dann wirst du auch einsehen, dass ich das Himmelsbrot bin. Dann wirst du nicht murren, wenn ich verspreche: wer an mich glaubt, den werde ich auferwecken am jüngsten Tag.

Immer wieder fordert das Johannesevangelium von uns zu bekennen, Jesus ist der Herr, Jesus ist Gottes Sohn.

Wer kann das glauben? Die Freunde Jesu. Wer Jesus schätzt, wer sich an ihm freut, hat Zugang zu Glauben. Glaube setzt Freundschaft voraus.

 

Ich möchte ihnen einen Wunsch meines Ordensstifters, der hl. Franz von Sales, mitgeben: Auf jeder Faser  Ihres Herzens möge stehen: Es lebe Jesus!