Erfüllte Zeit

20. 08. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“

(Johannes 6, 51 – 58)

von P. Maximilian Hofinger OSFS

 

 

Bekannt ist ja das Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein“. Das Christentum ist eben eine mystische Religion. Wenn Sie sich das Evangelium des heutigen, 20. Sonntags durchlesen, werden sie feststellen, wie sehr Jesus Ihren Glauben herausfordert, und wie sehr er hofft, dass Sie ein Mystiker sind. Der Mystiker sieht hinter die Oberfläche, er sieht eine tiefere Schicht des Daseins, er ist offen für das Geheimnis, das Mysterium.

 

Jesus sagt uns: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“ Aber wie kann Jesus sein Fleisch zu essen geben?  Darüber stritten seine Zuhörer. Wir finden zum Glauben an Jesus als Himmelsbrot, wenn wir auch an das Letzte Abendmahl denken und an die Auferstehung des Herrn. Beim Letzten Abendmahl haben seine Jünger begriffen, wie sehr sich Jesus für uns Menschen hinopfert. Er weicht dem Leiden nicht aus, er ist bereit, sein Leben für uns hinzugeben. Jesus ist auferstanden, er hat den Tod überwunden. Kreuz und Tod eröffnen seither den Weg zur Herrlichkeit beim himmlischen Vater.

 

In diesem Evangelium versucht Jesus nicht seine Behauptungen zu beweisen. Er vertraut seine Botschaft Freunden an. Sie glauben an ihn und haben schon erkannt, dass Jesus der Heilige Gottes ist. Sie sind überzeugt: Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ihnen kann er daher sagen: „Amen, Amen, ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst, und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag“.

 

Der wohl größte Theologe der Kirche, Thomas von Aquin, ehrt dieses Geheimnis unter anderem mit dem Hymnus: „Gottheit tief verborgen, betend nahe ich Dir. Unter diesem Zeichen bist du wahrhaft hier. Sieh mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin, weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.“

 

Die gläubige Begegnung mit der Eucharistie findet in der Anbetung den tiefsten Ausdruck. In der Anbetung staunen wir über die Größe Gottes. In staunender Haltung nähern wir uns ehrfürchtig. In der Annakirche wird die Anbetung seit über 100 Jahren täglich geübt. Das ausgesetzte Allerheiligste in der Monstranz, kann uns dabei helfen, unsere Fantasie zu zügeln. Wir sehen Jesus in der Brotsgestalt, erneuern den Glauben und bekennen: Du bist wahrhaft gegenwärtig in diesem Sakrament, in diesem Geheimnis.

 

Ich wünsche Ihnen, liebe Zuhörer, Ihre mystische Begabung möge wachsen und Sie mit Petrus bekennen lassen: „Zu wem sollen wir gehen. Nur du hast Worte des ewigen Lebens. Wir haben erkannt, du bist der Heilige Gottes!“