Erfüllte Zeit

27. 08. 2006, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

„Die Rede über das Himmelsbrot“ (Johannes 6, 51 – 58)

von Regens Anton Leichtfried

 

 

Der Kreis ist klein geworden. Von den Tausenden bei der Brotvermehrung bleiben jetzt nur noch die „Sympathisanten“, dann nur noch die Zwölf – und auch die sind nicht mehr sicher.

 

Wir haben eben aus dem Johannesevangelium die letzten Auswirkungen der Brotvermehrung und der langen Brotrede Jesu gehört. Vom gefeierten Massenliebling wird Jesus zum unverstandenen Einsamen. Und da fragt er die letzten, engsten Freunde: Wollt auch ihr weggehen? Wie lange war wohl die Stille, die dieser Frage folgte?!

 

Wie ist es zu dieser Massenabwanderung gekommen? Tausende sind satt geworden. Jesus sorgt sich nicht nur um das Überleben, sondern um das ganze Leben der Menschen. Nicht nur um Lebensmittel, sondern um Lebensziele: Wovon und wofür leben? - Über Essen und Trinken hinaus. Es geht ihm um Herkunft und Zukunft des Menschen.

 

Die Reaktionen darauf, salopp ins Heute übersetzt: „Freibier und Würstel haben wir gehabt. Komm, wir gehen.“ Vorher noch: „Das wäre ein König!“ Jetzt: „So nicht.“

 

Jesus spricht in konkreter Zuspitzung von Menschwerdung, Kreuz und Auferstehung an seinem Fleisch und Blut. Die Reaktion: Wie etwa schon die Intellektuellen in Athen, als Paulus über die Auferstehung spricht: „Darüber wollen wir dich ein andermal hören.“ „Danke, so genau wollten wir’s gar nicht wissen.“

 

So bleiben am Schluss nur noch die Zwölf. „Wollt auch ihr weggehen?“ - Stille. Wahrscheinlich sind einige ganz froh, dass wieder einmal Petrus, impulsiv und direkt, wie er eben ist, sich zum Sprecher macht: „Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“

 

Die Zwölf haben zu diesem Zeitpunkt sicher nicht alles kapiert, und sie werden Jesus auch nicht so recht verstanden haben. Aber eine gewisse Ahnung und die bisherigen Erfahrungen mit Jesus haben sie. Jesus möchte uns nicht nur etwas zum Essen geben, sondern uns Leben in Fülle ermöglichen. Und da bleibt vieles paradox, scheint nicht wahr zu sein: Jesus ist selber nicht alt geworden – und gibt ewiges Leben! Der Verspottete und in den Staub Getretene – ist der Höchste. Der zu Tode Gequälte – ist der Lebendigste von allen! So lebendig, dass er uns teilhaben lässt an seiner Lebendigkeit, über unseren Tod hinaus.

 

In der Eucharistie sucht Christus konkrete Verbindung mit meinem Leben. Und ich empfange leibhaftige Gemeinschaft – Kommunion - mit Christus, dem Menschgeworde­nen, Gekreuzigten und Auferstandenen; mit seiner Liebe. – Herr wohin, sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.