Erfüllte Zeit

01. 01. 2007, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

„Die Geburt Jesu“  (Lukas 2, 16 – 21)

von Veronica Schwed

 

 

Acht Tage sind seit Weihnachten vergangen. Der Lärm von Silvester klingt noch in den Ohren, die Stille der Heiligen Nacht ist schon ein Stück weit weg.

Mit dem Hochfest der Gottesmutter Maria beginnt das neue Kalenderjahr.

Maria wird uns gleichsam von Beginn weg als Begleiterin an die Seite gestellt.

Doch nicht nur sie begleitet uns. Drei sind es, die das heutige Evangelium nennt.

 

Der Evangelist Lukas führt uns noch einmal an die Krippe, wohin die Hirten dem Wort der Engel folgend gegangen sind und das Jesus-Kind erkennen.

Maria ist davon zutiefst angerührt und bewahrt alles in ihrem Herzen.

Innehalten, das Wichtige bewahren, das lehrt Maria – auch für die kommenden 365 Tage. Ihre Haltung des Staunens und Erwägens beeindruckt mich. Sie hat nicht gleich gewertet, qualifiziert, beurteilt sondern aufgenommen und „wirken lassen“.

 

Das erscheint mir gerade für unsere Zeit bemerkenswert.

 

Im Zeitalter der „Wellness“ wird so viel von Loslassen, Selbstverwirklichung und „zur Mitte finden“ geredet. Was hat Maria anderes gemacht? Sie hat sich selbst losgelassen und sich Gottes Führung überlassen. Sie hat Ihn verwirklichen lassen, was Er mit ihr vorhatte, und sie hat Ihn als ihre Mitte gefunden. Ich meine, Maria war, trotz aller Probleme in ihrem Leben, ein glücklicher Mensch in Einklang mit Gott und mit sich selbst.

Diese Feststellung, dass Maria alles im Herzen bewarte, steht sowohl im heutigen als auch im gestrigen Evangelientext. Gestern war es im Anschluss an das Erlebnis mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel. Heute ist es nach der Erzählung der Hirten.

Zweimal verwendet der Evangelist Lukas diese Formulierung. Beide Male wird Jesu Bestimmung, Jesu Gottessohnschaft, Jesu Göttlichkeit ein Stück offenbar.

 

Immer dann, wenn hinter Jesus der Christus vorleuchtet, öffnet Maria ihre Herzenskammer, nimmt auf und bewahrt.

Am Hochfest der Gottesmutter Maria acht Tage nach Weihnachten am Beginn eines neuen Kalenderjahres steht uns nicht nur Maria zur Seite. Es wird heute nochmals das Evangelium verkündet, in dem der Evangelist Lukas von den Hirten erzählt, die auf das Geheiß des Engels nach Bethlehem eilen.

Es ist das ein sehr ermutigender Text:

Nicht die Mächtigen wurden zuerst informiert, nicht die Reichen verständigt, nicht die Prominenten versammelt. Gott spricht zu Hirten. Zu den Einfachen, zu den Normalen, zu den Durchschnittlichen, zu denen, die ihrer Arbeit nachgehen. Das Beachtliche ist, dass diese Hirten sich sofort entschließen aufzubrechen, um das verheißene Ereignis zu sehen. Sie verschaffen sich Sicherheit. Und dann erzählen sie: zuerst Maria und Josef, dann wohl den Bewohnern und Bewohnerinnen von Bethlehem und nicht zuletzt denen, die das Evangelium lesen oder hören.

Diese Erfahrung der Hirten und deren Haltung steht ebenfalls am Beginn des neuen Jahres: Offen für die Botschaft Gottes aufbrechen, sehen, staunen und verkünden.

Im heutigen Evangelium, acht Tage nach Weihnachten, wird auch von der Beschneidung Jesu erzählt: Als acht Tage voll vorüber waren und er beschnitten werden sollte, wurde sein Name gerufen: Jesus – wie der Engel ihn gerufen hatte, bevor er im Leib empfangen war.

 

Die Beschneidung der Knaben am achten Tag nach der Geburt ist ein jüdischer Ritus, der mit der Namensgebung verbunden ist. Jesus wird hier eindeutig als Jude ausgewiesen: Er trägt das äußere Zeichen der Zugehörigkeit zum auserwählten Volk und er bekommt einen – damals durchaus üblichen – jüdischen Namen: Jesus, das bedeutet: Gott rettet.

 

Für Christinnen und Christen drückt das nicht nur aus, dass Gott grundsätzlich der Retter ist, sondern dass er in Jesus Christus ganz konkret zum Retter von jeder und jedem von uns geworden ist: Sein Erbarmen hat sich eingefleischt, unwiderruflich und ewiggültig.

Der dritte und der eigentliche Begleiter, der am Anfang dieses neuen Jahres steht, ist also Jesus.

 

Er gibt uns die Zusage mit, dass der rettende Gott jede und jeden von uns durch das kommende Jahr begleitet.

Auch wenn vielleicht etwas widerfährt, das unverständlich, unsinnig, ja, grausam erscheint.

 

Trotzdem: In Jesus ist uns Gottes Rettung letztgültig zugesagt.

Drei Wünsche möchte ich Ihnen für dieses kommende Jahr mitgeben:

Dass Sie bewahren wie Maria,

ermutigt seien von den Hirten

und gerettet an der Seite Jesu.