Erfüllte Zeit

13. 05. 2007, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

Veronica Schwed: „Wer bist du, Maria?“

Du wurdest und wirst so oft missdeutet, missbraucht, verkitscht, herabgewürdigt oder  ignoriert wie kaum ein Mensch dieser Kirche. Viel Unfug wurde und wird mit Dir getrieben, von überhöhter „Fast-Vergöttlichung“ bis zum Verstauben im hintersten Winkel.

So oft missverstanden und doch so kostbar!

Du bist mir ans Herz gewachsen, Maria, in vielen Jahren.

In meiner Kindheit und Jugend warst Du mir fremd.

Heute versuche ich, Dir gerechter zu werden, und bekomme so Vieles für mein Leben geschenkt.

Ich habe Dich schätzen gelernt, als Begleiterin, als Frau in dieser oft so männlich geprägten Kirche, als Mutter, die mich als Mutter versteht.

So rufe ich zu dir:

Maria, du Begleiterin aller, die von Gottes Botschaft berührt werden,

Maria, du Begleiterin aller, die der Charme des Herrn erfüllt,

Maria, du Begleiterin aller, die Gottes Wort beglückt,

Maria, du Begleiterin aller, die den Mut haben, Gott zu dienen,

Maria, du Begleiterin aller, deren Ziel Jesus Christus ist,

bitte für uns.

 

 

Maximilian Fürnsinn: „Entfremdung“

 

Eltern sind irgendwann mit der Entfremdung ihrer Kinder konfrontiert. Diesen Ablösungsprozess hat es ganz sicher auch zwischen Maria und ihrem Sohn Jesus gegeben.

Es gibt viele Stellen in den Evangelien, die sogar eine ganz starke Entfremdung erkennen lassen. Das liegt in der „Natur der Sache“: Jesus ist Gottessohn. Er möchte von allen Bindungen frei sein, wenn es um das Reich Gottes geht. Und wenn ER von seinen Jüngerinnen und Jüngern Nachfolge einfordert, dann gehört für IHN das Verlassen von Brüdern, Schwestern, Müttern und Vätern dazu. Ein familienfreundlicher Typ ist Jesus nicht und schon gar kein Familienmensch. Familienbindungen reiht ER sehr schnell hinten an. ER setzt auch gegenüber seiner Mutter deutlich Grenzen.

Man darf diese Situation nicht bloß psychologisch deuten. Es geht um das Geheimnis Gottes, das immer mit einer gewissen Befremdung zu tun hat. Der Sohn Mariens bleibt auch für sie Gottessohn. Und von ihr wird ein unglaublicher Prozess verlangt: aus der Mutter muss eine Jüngerin des Sohnes werden.

 

(Aus: Veronica-Maria Schwed/Maximilian Fürnsinn: „Aus ganzem Herzen leben. Gedanken zu Maria“, Verlag Molden)