Erfüllte Zeit

17. 05. 2007, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

Frieden stiften ist etwas Aktives. Es meint mehr als die Gesinnung der Friedfertigkeit. Martin Luther hatte die Friedensschaffer mit „friedfertig“ übersetzt und damit einseitig auf die Gesinnung gesetzt. Friedenstiften bedeutet die aktive Bereitschaft, auf Menschen, die zerstritten sind, zuzugehen und sie miteinander zu versöhnen. Doch nach außen hin vermag nur der Frieden zu schaffen zwischen den Menschen, wer zuerst mit sich selbst in Frieden ist. Daher heißt es, zuerst einmal in sich selbst in Frieden ist. Daher heißt es, zuerst einmal in sich selbst Frieden zu schaffen. Das gelingt nur, wenn ich mit all den Regungen meiner Seele ins Gespräch komme. Frieden schaffen geht immer über den Dialog, über das Sich-Auseinandersetzen mit dem Gegner. Auf der persönlichen Ebene bedeutet das, dass ich mit dem inneren Gegner Frieden schließe. Ich muss den inneren Gegner erst einmal befragen, was er eigentlich für Wünsche hat. Im Gespräch mit ihm wird mir vielleicht klar, dass seine Wünsche berechtigt sind und dass ich sie mit berücksichtigen muss, um im Frieden mit mir selbst leben zu können.

 

Es genügt heute aber nicht, nur im kleinen Kreis Frieden zu stiften. Der Friede will sich auf der ganzen Erde ausbreiten. Und so soll auch unser Friedenschaffen immer die ganze Erde berücksichtigen. Wir sollen nicht nur zwischen ein paar Menschen Frieden wecken, sondern so wirken, dass sich der Friede immer mehr auf der ganzen Erde ausbreitet. Das beginnt mit unseren Gedanken. Sind es wirklich Gedanken des Friedens oder mehr Gedanken der Macht? Unsere Gedanken drücken sich in unseren Worten aus. Wir können noch so sehr bewusst Frieden stiften wollen, wenn unsere Sprache verurteilend und verachtend ist, so werden wir nur Spaltung erzeugen. Wer in sich gespalten ist, um den herum spalten sich auch die Menschen. Daher braucht es immer den inneren Frieden, damit von uns Versöhnung ausgeht.

 

 

(Aus: Anselm Grün „Glückseligkeit. Der achtfache Weg zum gelingenden Leben“, Herder)