Erfüllte Zeit

28. 05. 2007, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

„Das Ziel der Sendung Jesu“ (Johannes 3, 16 – 21)

von Bischof Alois Schwarz

 

 

In diesem Evangelium, das wir jetzt gehört haben, ist viel vom Licht die Rede. Wir finden darin die großen Grundworte Leben und Lieben und Wahrheit und Glaube. Es ist aber eigentlich ein kleiner Abschnitt aus einem Gespräch, das der Pharisäer Nikodemus mit Jesus in der Nacht führt. Vielleicht ist deshalb von Licht so viel die Rede, weil die Männer in der Dunkelheit der Nacht miteinander sprechen. Es kommt der suchende Jude zu Jesus, um mit ihm einerseits über die Lebensweisheit der Thora zu sprechen, andererseits aber auch in seinem Suchen nach Leben mit dem Mann aus Nazareth vertraut werden.

 

Jesus antwortet dem gottsuchenden Menschen, der spürt, dass er von sich aus unfähig ist, das Heil zu erlangen. Er sagt ihm, es bedarf einer neuen Geburt von oben, die ihn zum göttlichen Leben führt. Jesus nützt die Gelegenheit, um seinem Gesprächspartner zu verdeutlichen, dass Erlösung aus der zuvorkommenden Liebe Gottes kommt. Gott gab seinen Sohn, damit jeder, der glaubt, das ewige Leben hat. Es stehen ja da so kräftige Worte, wie: „Jeder der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, dass offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“ Und vorher heißt es: „Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen sondern das ewige Leben haben.“

 

Ja, das sind ganz große Worte und die Leute fragen manchmal: „Was haben wir von Gott, was gibt er uns?“ Wenn ich die Bibel lese, dann kann ich sehr schnell darauf antworten: „Das ewige Leben.“ Aber ist das nicht eine zu rasche Vertröstung? Die Leute wollen jetzt leben und stellen sich unter ewiges Leben manchmal erst nach dem Tod eine Welt bei Gott vor. Jesus ist gekommen, damit wir Menschen das Leben haben. Er kommt in einer bedingungslosen Liebe und schenkt sich den Menschen als einer, der wegbegleitend mit ihnen ist, der drauf aus ist, dass die Menschen bei ihm bleiben.

 

Das ist übrigens ein Grundwort im Johannesevangelium. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts ist es dem Evangelisten wichtig, seiner Gemeinde zu sagen, dass sie bei Jesus bleiben und mit ihm gehen. Und eine solche Geschichte, wo einer bei Jesus bleibt ist das Gespräch mit dem Nikodemus in der Nacht. Jesus versucht ihm vom Licht zu erzählen, dass er das Licht für die Welt ist. Licht bedeutet Leben, Lebendigkeit, Freude. Jesus verdeutlicht seinem Zuhörer: die Liebe führt zum Licht. Das setzt allerdings voraus, dass wir Gott vertrauen können und dass er es ist, der das Licht der Menschen bedeutet. Johannes will uns sagen, dass in diesem Jesus das wirkliche Leben ist. Wer nicht an Jesus glaubt, hat nicht verstanden, was wirkliches Leben heißt. Das Johannesevangelium verdeutlicht das mit vielen Zeichenhandlungen und die Leute erzählen, was ihnen Jesus bedeutet. Die einen sagen: „Er ist für mich wie ein Stück Brot“, und die anderen sagen: „Er ist für mich wie das Leben“, und andere sagen: „Er ist für mich wie lebendiges Wasser“.

 

Dem Nikodemus erklärt Jesus, dass er als das Licht gekommen ist, damit die Menschen durch ihn gerettet werden. Ein Gespräch mit sehr schwierigen Worten aber dahinter mit der einfachen Einladung, sich in die Lichtspur des Auferstandenen zu begeben, der uns ja gezeigt wird immer in der Osterkerze, nicht in einem verletzenden Scheinwerferlicht wird der Mensch den Weg seines Lebens geführt sondern im Lichtschein der Osterkerze, damit spürbar wird, das Herz wird durch die Wärme der Kerze berührt und der Mensch soll erfahren, dass Gott sehr behutsam ist im Zugehen auf den Menschen, dass er sich nicht aufdrängt, dass er aber wegweisend da ist. Pfingsten heißt, sich in diese Liebe Gottes hineinnehmen lassen, es sich in der Seele gut gehen lassen, leben, Zeit haben für sich, die liebevolle Spur des Heiligen Geistes wahrnehmen. Gott möchte in Jesus den Menschen bewegen, wirklich zu leben.

 

Ob Pfingsten heuer ein neues Aufleben für Sie ist? Vielleicht haben sie sich in ihrem Leben schon das eine oder andere Mal verloren, haben ihre Mitte verloren, ihr ursprüngliches Bild, ihre Lauterkeit, ihre Fähigkeit zu lieben und sind jetzt durch dieses Gespräch mit Nikodemus hineingenommen in die Zusage Jesu, dass er den Menschen sucht, damit der Mensch das Leben findet. Wer glaubt, hat das ewige Leben. Es möge Ihnen heute zugeatmet werden durch die Kraft des Heiligen Geistes, durch den Nachklang oder das Öffnen der Türen von Pfingsten