Erfüllte Zeit

23. 09. 2007, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

Erfüllte Zeit 23.9.2007

 

„Gott oder Geld – Das Gleichnis vom klugen Verwalter“ (Lukas 16, 1 – 13)

von Propst Maximilian Fürnsinn

 

 

Der Verwalter des heutigen Evangeliums ist kein kleiner Fisch. Er ist ein saftiger Betrüger, der großzügig mit dem Geld anderer spekuliert. Und er hat keinerlei Hemmungen dabei.

 

 

1.   Betrug als Mittel der Rechtfertigung?

Zunächst wehre ich mich, dass Jesus die Klugheit des unehrlichen Verwalters lobt:

Ist Betrug als Mittel zur Rechtfertigung geeignet?

Ist betrügerisches Handeln gestattet?

Strotzt dieser Verwalter nicht von Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit?

 

Man könnte noch viele Fragen anschließen. Aber moralische Maßstäbe greifen in diesem Gleichnis zu kurz.

Die Pointe dieser Erzählung liegt im Engagement des Verwalters, der um jeden Preis seine Haut retten will.

Genau an das schließt Jesus an: Macht es ebenso, wenn es um euer Heil geht! Wenn es um die Sache Gottes geht, dann darf nichts im Wege stehen!

 

2.   Zur Sache: Gott oder Geld

Aber kommen wir zur Sache. Schlussendlich läuft diese Gleichnisrede Jesu auf eine Entscheidung hinaus: Gott oder Mammon – Gott oder Geld?

 

·      Es geht in dieser Evangelienperikope zunächst um die Beziehung von Gott und Besitz, von Gott und Geld, von Gott und Vermögen, von Gott und Macht.

Gott und Besitz haben miteinander etwas zu tun.

Unsere Geschäfte, unsere Arbeit, unser Vermögen können nicht losgelöst von unserer Gottesbeziehung gesehen werden.

 

Beispielsweise kann Besitz den Zugang zu Gott blockieren. Diesbezüglich enthalten die Evangelien viele Warnungen. Denn Besitz, Wohlstand und Reichtum können sehr viel Selbstvertrauen erzeugen, sodass der Mensch meint, er brauche Gott gar nicht. Ein entsprechender Lifestyle mit genügend Selbsttranszendenzen kann in Menschen schon ein wohliges Glücksgefühl erzeugen. Wozu dann noch Gott?

 

Und oft spielt man dann - wenn man genügend weit oben sitzt – selbst „lieber Gott“ – wie das auch der Verwalter des Gleichnisses getan hat.

 

Unsere Beziehung zu Geld und Besitz hat also etwas mit unserer Gottesbeziehung zu tun.  In der Stunde des Gerichts haben wir deshalb Rechenschaft zu geben: „Leg’ Rechenschaft ab über deine Verwaltung!“ – so sagt das Evangelium heute.

Besitz und Reichtum sind eine Frage des göttlichen Gerichts.

 

·      Weiters möchten die häufigen Warnungen des Evangeliums in Bezug auf Geld und Reichtum auch die Freiheit des Menschen garantieren. Besitz, Vermögen, Geld sollen den Menschen nicht instrumentalisieren. Der Mensch hat Besitz, aber er definiert sich nicht über seinen Besitz.

 

In diese Richtung zielt das Ordensgelübde der Armut und Besitzlosigkeit. Der Mensch soll seinen wahren Reichtum in Gott suchen und eine gesunde Distanz zu den materiellen Dingen finden. Das schafft ihm einen gesunden Freiraum. Das befreit von der eigenen Habgier.

 

Dieser evangelische Rat der Armut hat meines Erachtens auch eine gesellschaftliche Relevanz. Das Zusammenleben der Menschen darf nicht allein von den Prinzipien der Wirtschaft oder des Marktes bestimmt werden. Denn der Mensch und die menschliche Gesellschaft sind mehr als deren wirtschaftlicher Nutzen.

 

·      Wenn es schließlich um Geld, Besitz und Reichtum geht, dann ist auch auf deren soziale Ausrichtung zu achten.

Darauf geht die Gleichnisrede Jesu deutlich ein.

 

Verwalten ist eine unglaublich kreative Sache. Wirtschaftsleute entwickeln bei der Gestaltung ihrer Unternehmen oft sehr viel Phantasie, Planung, Durchsetzungs- und Umsetzungsvermögen. Da gibt es viele charismatische Menschen. Ein Unternehmen erfolgreich zu führen und Gewinne zu machen, verlangt ein hohes Maß an Verantwortung. Wer nur in roten Zahlen operiert, der gefährdet Menschen, Betriebe, Vermögen.

 

Das bestätigt Jesus. Er lobt den zuverlässigen Umgang mit Vermögen. Jesus scheint Wirtschaft gut zu verstehen, da ER selbst aus einem kleinen Unternehmen kommt und wahrscheinlich dem sogenannten Mittelstand angehört hat.

 

Aber Jesus fordert ganz klar auch immer soziale Verantwortung, den Blick auf die Armen und das Teilen ein.

 

Verwaltungsvollmacht ist von sozialer Verantwortung nicht abzukoppeln. Praktisch heißt das:

Wie gehe ich mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen um?

Wie gestalte ich Arbeitszeiten und Arbeitsabläufe?

Wie setze ich Vermögen und Gewinne ein?

Was tue ich für das Gemeinwohl?

Und es geht immer um die Frage: Schaue ich auf Arme und Benachteiligte?

 

In unserer globalisierten Welt ist das alles gar nicht so einfach?

Wem gehören Konzerne?

Wem gehört das unglaubliche Kapital, das sich weltweit angesammelt hat?

Warum werden die reichen Länder immer reicher und die armen immer ärmer?

 

Weil wir das Kapital globalisiert haben, aber nicht die sozialen Standards, deshalb werden die Hinterhöfe der Menschheit immer himmelschreiender.

 

Auch darüber fordert Gott von uns Rechenschaft. Was werden wir antworten?

 

 

Schluss:

Das Evangelium des heutigen Sonntags spricht einen wichtigen Lebensbereich des Menschen an.

Aus „Gott oder Geld“ soll ein „Gott und Geld“ werden. Das ist gar nicht leicht!