Erfüllte Zeit

12. 05. 2008, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

Der Geist der göttlichen Phantasie, der Geist aller Wahrheit, der uns immer von neuem die bisher noch unerhörte Wahrheit bringt, der Geist, der uns in tiefem Gebet und geistlicher Praxis eint, der Geist, der uns in Verfolgung und Unrecht stützt, der „immer grüne“ Geist (Hildegard), der der „Wandler“ (Eckhart) ist, ist vom Wesen her ein weiblicher Geist. Die „Geistin“, die unsere Grünkraft erhält, unsere Saftigkeit und Fruchtbarkeit (die in Saras Leib Isaak zeugte, als sie schon zu alt war, Kinder zu empfangen; die ohne männliche Hilfe Jesus in Marias Leib zeugte; die neue Bilder und Formen, neue soziale und seelische Strukturen in uns allen erzeugen kann und wird, die wir Teil einer Zivilisation sind, die allem Anschein nach zu alt zu einem Neubeginn ist); die Geistin der neuen Schöpfung, die offen ist für alle, besonders für die Armen, die ganz unten sind, die bis zu jedem Punkt an den Rand Gedrängten, an dem sich Nichtigkeit und Verzweiflung treffen und wo die Dunkelheit überwältigend ist - diese ist ein feministischer Geist. Die Leidenschaft des Nährens um jeden Preis, des Gebärens gegen alle Hemmnisse, das Umfassen des Ganzen, ohne sich mit den Teilen abzufinden, das Tanzen im Kosmos und nicht nur in menschgemachten Räumen unserer Psyche und unserer Institutionen – das ist das Herz des echten Feminismus. In diesem Traum sind Mystik und Prophetie gleich wichtig, und „Friede und Gerechtigkeit küssen sich“ (Ps. 85,11)

 

(Aus: Matthew Fox „Schöpfungsspiritualität“, Kreuz-Verlag)