Erfüllte Zeit

19. 10. 2008, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

Aus einem Brief vom 22. Oktober 1970:

 

 

Wie dringend ist es, dass in unserer Welt Menschen des Friedens aufstehen. Das Spektrum der Gewalt ist allgegenwärtig. Wir müssen rasch darauf reagieren, mit der Torheit von Friedenswerken, die unsere eigenen Kapazitäten völlig übersteigen,  und ohne Angst vor der Gewalttätigkeit, die uns und unsere Welt treffen kann. Wir sind dazu berufen, der Gewalt mit gewaltlosem Handeln die Stirn zu bieten und dabei felsenfest auf den Heiligen Geist zu vertrauen. Ich spüre in mir zwar eine göttliche Ungeduld, aber ich weiß auch, dass ich ärmer werden und noch vollkommener auf unseren Vater im Himmel vertrauen muss, um sogar noch törichtere Dinge auszuführen. Ich habe das Gefühl, dass wir rascher handeln müssen, um das Evangelium voller zu leben, überall. Wir sollten nicht urteilen, aber ärmer leben, es akzeptieren, wenn man uns falsch versteht auf Gewalttätigkeit gefasst sein und diejenigen lieben, die uns kritisieren. Wir müssen jeden Augenblick unseres Lebens Gott in die Hände legen und versuchen, mit unserem Gewaltverzicht Einheit zu schaffen. Wenn wir Gemeinschaften errichten, die zum Band zwischen den Reichen und den Armen werden, können wir andere mit dieser Haltung der inneren Armut anstecken.

 

 

(Aus: Kathry Spink „Jean Vanier und die Arche. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Berufung“, Tyrolia Verlag. Aus dem Englischen übersetzt von Bernardin Schellenberger)