Erfüllte Zeit

22. 03. 2009, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

„Durch Glauben zum Leben – Das Ziel der Sendung Jesu“

(Johannes 3, 14 - 21)

von Wolfgang Langer

 


Unser Leben bewegt sich anscheinend in einem ständigen Auf und Ab, wir sind mal up und mal down. Wenn wir gerade oben sind, freuen wir uns, die Welt um uns ist hell und wir können unserem Dasein von Herzen zustimmen. Geht es uns schlecht, verfinstert sich alles, auch unser Gemüt. Im schlimmsten Fall sehen wir keinen Sinn mehr in dem, was wir tun und was uns geschieht.

Nach diesem Schema von Abstieg und Aufstieg, Finsternis und Licht stellt das Johannesevangelium in dem Abschnitt, den wir gerade gehört haben, das Schicksal Jesu, des Gottessohns und Menschensohns dar. Wir werden eingeladen zu glauben, dass der Rabbi aus Nazaret, obwohl ganz und gar Mensch, zugleich der „einziggeborene“ Sohn Gottes ist. Und dass Gott selbst ihn als Mensch „in die Welt gesandt“ hat, um die Welt zu retten (V. 17).

Dieser Glaube kann alles verändern: Nicht die äußere Welt, aber die innere. Dass unser Leben hier bedroht ist, dass uns jederzeit Schicksalsschläge aller Art treffen können, schwere Krankheit, der Verlust naher und nächster Menschen, ja die Zerstörung unserer Existenz – das kann der Glaube nicht abwenden. Die Dunkelheit der Zukunft, in die wir von Tag zu Tag hineingehen, wird nicht aufgehellt. Mit der Entscheidung zum christlichen Glauben wird uns keine Garantie dafür gegeben, dass sich von da an die Umstände unseres irdischen Daseins ein für allemal zum Guten wenden.

Aber wozu dann überhaupt glauben? Der nutzenorientierte Mensch von heute fragt: „Was bringt´s?“ Was wir an Leid, Not und Elend in dieser Welt erfahren, scheint der „Frohen“ Botschaft, dass Gott die Welt liebt, so radikal zu widersprechen, dass sie geradezu zynisch klingt. Aber lesen wir den Satz zu Ende: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (V. 16). Das kann zweierlei bedeuten. Zunächst dieses, dass er ihn in die Welt, in seine Schöpfung hinein gegeben hat. Indem er Mensch wurde und unter uns lebte, ist der Sohn das große Zeichen der liebenden Zuwendung, der unverbrüchlichen Treue Gottes zu seiner Welt. Dann aber meint es auch die Hingabe Jesu in seinen Tod.

Das entspricht dem Bild vom Abstieg. Aus der Herrlichkeit Gottes, des Vaters, kommt der Sohn in die „Niederungen“ unseres Lebens – bis hinein in das Elend des Sterbens. Aber dann spricht das Evangelium auch davon, dass „der Menschensohn erhöht werden muss“ (V. 14). Und das hat wiederum eine doppelte Bedeutung: Auf den ersten Blick verweist es auf die Art seines Todes, die „Erhöhung“ des Verurteilten am Pfahl des Kreuzes. Der Johannesevangelist schaut freilich durch dieses grausame Bild hindurch auf die „Erhöhung“ des vom Tod zum Leben Auferweckten in die göttliche Herrlichkeit des Vaters. Das ist der Aufstieg.

Darin liegt die Antwort des Evangeliums auf die Frage nach dem Sinn des Glaubens. Wie zur Bekräftigung wird sie zweimal gegeben: „Damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat“ (V. 15 und 16). Das ewige Leben ist etwas anderes als das von Widersprüchen, Verlusten und Todesgewissheit  geprägte Leben, das wir hier führen. Es ist die Verheißung der Zukunft eines unvergänglichen Lebens bei und mit Gott. Die Hoffnung darauf wirft schon ein Licht auf unser gegenwärtiges Dasein. Sie gibt die Kraft dazu, es in Geduld zu bestehen  und „die Wahrheit zu tun“ (V. 21), d.h. die Liebe zu leben. Nur so können wir der „Finsternis“ einer Beschränkung auf das bloß Irdische und des Zweifels an einer Zukunft nach dem Sterben widerstehen.