Erfüllte Zeit

01. 01. 2010, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

„Die Geburt Jesu“

von Michael Landau

 

Jahr für Jahr ist das erste Wort der Kirche, die erste Lesung im neuen Jahr, ein Wort des Segens. Es ist die Zusage Gottes, bei seinem Volk zu sein, alle zu segnen, die Seinen Namen tragen. Und im Evangelium wird unser Blick nochmals auf das Kind in der Krippe gelenkt, den Heiland der Welt, hineingeboren in die Wirklichkeit, in die Ordnung Seines Volkes.

 

Gott wird für uns Mensch, er steckt in unserer Haut. Davor kann man nur den Kopf schütteln, oder das Knie beugen. Wer das Knie beugt, feiert Weihnachten. Und wir spüren zugleich etwas vom bedingungslosen Ja Gottes zu uns Menschen, zu dieser Welt, zu unserer Zeit. Ein Ja, das auch uns Mut machen will zum Ja für das Heute und Hier.

 

Die Zeit, in der wir leben, ist die allerbeste für uns. Alles andere hieße von Gott gering zu denken; so als wäre er ein alter Mann, der sagt: Ätsch, hereingefallen, 100 Jahre zu spät geboren. Die Zeit, in der wir leben, ist die allerbeste für uns…

 

Rein äußerlich betrachtet stehen wir dabei am Beginn eines nicht einfachen Jahres.

 

Armut, Arbeitslosigkeit, aber ebenso Einsamkeit und soziale Ausgrenzung sind Realität, auch in Österreich. Und wir werden gerade heuer in besonderer Weise darauf achten müssen, dass die schuldlosen Verliererinnen und Verlierer der Wirtschaftskrise nicht ein zweites Mal zu Opfern gemacht werden – wenn auf ihrem Rücken gespart wird und sie so die Kosten der Krise, die sie nicht verursacht haben, auch noch bezahlen sollen.

 

Wir stehen am Beginn eines nicht einfachen Jahres. Und doch bin ich überzeugt: Wir werden den Weg bewältigen, auch wenn er steiler wird. Dazu aber wird es entscheidend sein, aufeinander zu achten, zueinander zu stehen und die Schwächsten nicht zu vergessen.

 

Und gerade der Jahresanfang macht deutlich: Es liegt an uns, welche Spur wir ziehen, wie wir dieses Jahr nutzen, welche Prioritäten wir setzen.

 

Als Christ und Caritasverantwortlicher bin ich überzeugt: Wir können etwas ändern und wir sollen es auch. Armutsbekämpfung und Armutsvermeidung sind möglich, wenn wir sie möglich machen. Und auch das Evangelium des heutigen Hochfestes kann uns Hilfe und Orientierung sein für das Jahr, das heute noch ganz neu vor uns liegt.

 

Um das in drei Punkten zu konkretisieren:

Erstens:  Die Hirten brechen auf. Nur so finden sie Maria, Josef, das Kind in der Krippe. Ohne die Bereitschaft hinzuhören, hinzugehen, kann Veränderung nicht gelingen. Der Neujahrstag ist ein Tag des Aufbruchs. Und diese Bereitschaft aufzubrechen ist unerlässlich, damit Begegnung gelingt, damit Leben sich ändert.

 

Die Hirten aber kehren dann in den Alltag zurück. Das ist der zweite Punkt. Und sie preisen dort, im Alltag, Gott für das, was sie gehört und gesehen haben. Was unser Glaube wert ist, das zeigt sich nicht zuerst am Sonntag, sondern wesentlich im alltäglichen Tun, darin, wie wir miteinander und mit dieser Welt umgehen. Es zeigt sich in der Verantwortung, die wir füreinander übernehmen. Und es zeigt sich nicht zuerst in zusammengebissenen Lippen, sondern in einer Grundhaltung der Freude, des Lobs, in Weite und Fest.

 

Drittens aber lädt uns das Beispiel Marias, deren Hochfest wir feiern, dazu ein, die Erfahrungen, die wir mit Gott machen, zu bewahren und zu bedenken. Gott will uns in diesem Jahr Seine Nähe schenken. In jedem Lächeln eines Kindes, in der Schönheit der Schöpfung, in all dem, was Menschen aus Liebe füreinander tun.

 

Offene Augen und Herzen für diese Erfahrung wünsche ich Ihnen und Gottes Segen für dieses neue Jahr!