Erfüllte Zeit

06. 01. 2010, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

„Die drei Sterndeuter aus dem Osten schauen den Herrn“

(Matthäus 2, 1 – 12)

von P. Bernhard Eckerstorfer OSB, Stift Kremsmünster

 

 

 

Zwischen Neujahr und dem heutigen Feiertag bin ich als Kind und Jugendlicher gerne „Sternsingen“ gegangen. In meiner Heimatpfarre in der Stadt Linz sind wir nicht immer freundlich aufgenommen worden; viele Menschen konnten wenig anfangen mit verkleideten Jugendlichen und ihrem goldenen Holzstern. Andere grüßten uns freundlich auf der Straße und manche warteten schon auf uns, besonders Familien mit Kindern. Weil sich die anderen Sternsinger nur ungern ihr Gesicht schwarz färben ließen, ging ich meistens als Caspar. Das hatte den Vorteil, dass ich wegen meiner schwarzen Gesichtsfarbe die Aufmerksamkeit der kleinen Kinder auf mich lenkte. Diese neugierigen Blicke sind mir immer noch in Erinnerung. Seither verbinde ich den heutigen Festtag mit unterwegs Sein und einem staunenden Schauen.

           

Unterwegs Sein: Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott zu uns gekommen ist. Er hat nicht bloß irgendjemanden geschickt, sondern Er selbst wurde Mensch. „Der Herr selbst hat uns durch seine Menschwerdung mit einem leiblichen Herzen lieben wollen!“ (Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 2. 12. 2009). Als Antwort auf diese Ankunft des Herrn machen sich in den Evangelien verschiedene Menschengruppen auf den Weg. Bei Lukas sind es Schafhirten, denen ein Engel die Geburt des Messias verkündet und die sogleich zur Krippe nach Betlehem aufbrechen (Lk 2, 8 - 20). Sie stehen für Israel, das Volk Gottes. Bei unserer Matthäus-Erzählung sind es die drei Magier aus dem Osten. Die kirchliche Tradition hat sie zu Königen gemacht und sogar mit drei Namen versehen. Sie stehen für die anderen Völker der Erde, die Christus huldigen wollen. Auf ihrer Suche nach Weisheit sind aber nicht nur ihre Füße in Bewegung; ihr sehnsuchtsvolles Herz führt sie zum Jesuskind. Ihm, der uns das Leben gab, schenken sie sich selber – ausgedrückt durch ihre Schätze: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das Gold könnte für ihre Ehrerbietung und Liebe stehen, Weihrauch für ihre Hingabe und Sehnsucht, Myrrhe für ihr gebrochenes Herz, ihre seelischen und körperlichen Schwächen. Christus will nicht, dass wir ihm bloß irgendetwas geben, sondern dass wir uns ihm ganz überlassen.

 

Die Weisen aus dem Osten fielen vor der Krippe nieder und beteten Jesus an (Mt 2, 11). „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“, hatten sie schon Herodes gesagt, als sie in Jerusalem eingetroffen waren (Mt 2, 2). Sie sehen Jesus staunend an. Durch das Verweilen beim menschgewordenen Gott werden sie offensichtlich verwandelt. Denn es heißt, sie kehrten auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Sie waren andere geworden, hatten sich gewandelt.

 

Heinrich Spaemann goss diese Erfahrung in den schönen Satz: „Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen.“ Wenn ich in diesen Tagen meine Jahresvorsätze überlege, dann könnte für mich dieser Satz ein Programm sein:  „Wir kommen, wohin wir schauen.“ Ich möchte mich aufmachen und auf das Wesentliche schauen. Wer sich nur drittklassige Filme hineinzieht, auf Skandalmeldungen aus ist und sich in den Fehlern anderer sonnt, wird wohl nicht zu neuen Horizonten aufbrechen wie die Sterndeuter. Sie haben verstanden, nach oben zu blicken. So konnte sie der Stern führen und so haben sie das Jesuskind als Messias erkannt.

 

Die Sterndeuter aus dem Osten können mich lehren, aufzubrechen und staunend das Geheimnis der göttlichen Menschwerdung zu betrachten. Davon möchte ich mich prägen lassen. So freue ich mich auf die Sternsinger heute im Gottesdienst und auf ihren Besuch zu Mittag bei uns im Kloster.

 

 „Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen.“ Dieser Satz trifft auch für Herodes und die Experten um ihn herum zu: Sie konnten den Sterndeutern zwar sagen, wo der Messias geboren wird, aber selbst schauten sie nicht dorthin, machten sich nicht zu ihm auf. Sie wussten nur gescheite Erklärungen zu geben, letztlich schauten sie aber nur auf sich selbst, auf ihre eigenen Interessen.