Verdächtig
ist uns
frenetischer Beifall.
Er blieb uns
als Vorhut und Nachhut
klatschender Schläge
im Ohr.
Das ist eines der wenigen
politischen Gedichte von Christine Busta. Es trägt den Titel
„Historische Reminiszenz“ und spielt unverkennbar an den
Nationalsozialismus an. Was diese Zeilen freilich nicht ausdrücken:
Dass die Autorin selbst bis weit in die 1940er Jahre hinein mit dem
Nationalsozialismus sympathisierte. Seit dem Frühling 2007 liegt ihr
Nachlass im Innsbrucker Brenner-Archiv. Er enthält auch die Briefe
an ihren Mann, den Musiker Maximilian Dimt, der 1942 zur Wehrmacht
einrücken musste und seit 1944 als vermisst gilt. Dimt war ein
glühender Nazi, und auch Christine Busta drückt in einem Brief ihre
große Freude darüber aus, dass das Attentat auf Adolf Hitler
missglückt ist. Mit diesen neuen Informationen muss die
Lesergemeinde von Christine Busta erst fertig werden.
Das Gedicht „Historische
Reminiszenz“ zeigt deutlich, dass sie später zu einer anderen
Einstellung gefunden hat, dass ihr der frenetische Beifall
verdächtig geworden war und dass sie die klatschenden Schläge nicht
vergessen hatte.
Auch hatte Christine Busta
intensiven Kontakt zu einer Schriftstellerin, die 1938 aus
Österreich emigriert war: Paula Ludwig, für die sie 1962 den
Trakl-Preis durchsetzte, um sie „literarisch wieder einzubürgern“
und an ihr „ein österreichischen Versäumnis gutzumachen“, wie
Christine Busta an das Unterrichtsministerium schrieb.
Dennoch berührt es eigenartig, dass die Distanzierung zum
Nationalsozialismus nicht deutlicher ausfiel und Christine Busta in
ihren autobiografischen Gedichten dieses Kapitel ihres Lebens ganz
ausgespart hat. Doch es wäre sicher zu einfach, diese Fragen nur an
Christine Busta zu richten. Im Jahr 2008, das bald beginnt, wird uns
das Gedenken an den Anschluss Österreichs wieder einmal zum
Nachdenken darüber zwingen, was so viele Österreicherinnen und
Österreicher am Nationalsozialismus fasziniert hat.