Katholischer Gottesdienst

 

Sonntag, 19. 11. 2006, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr, 

ORF Regionalradios

 

 

Stadtpfarrkirche Leibnitz, Stmk.

 

 

(33. Sonntag im Jahreskreis)  

 

 

Musik:

Kees Vlak: Choral „Il signore è con te“

"Jubilate Deo" v. Laszlo Halmos

J. S. Bach: „Komm Gott, Schöpfer Heiliger Geist“

GL 464 „Gott in der Höhe sei Preis und     Ehr“

GL 527, 7 „Behüte mich Gott“ (Münchener Kant S. 328)

„Halleluja“ v. Franz Karl Prassl

GL  490 „Was uns die Erde Gutes spendet“

Franz Koringer: Sanctus aus Fehringer-Messe

GL 435

Anton Reinberger „Preis und Anbetung“

Laszlo Halmòs: „Jubilate deo“

J. S. Bach: Präludium in D-Dur, BWV 547

                                    

 

Ausführende:

Vorsteher des Gottesdienstes:

Bischof Franz Lackner

Konzelebranten: Dechant Anton Konrad, Diakon Johann Ranz

Chor der Stadtpfarrkirche Leibnitz

Leitung: Hermine Trunk

Bläserensemble der Franz-Koringer-Musikschule Leibnitz

Leitung: Josef Ferk

Johann Trummer, Orgel

 

 

Predigt:

Liebe versammelte Gemeinde!

Liebe Brüder und Schwestern, die über Radio mit uns verbunden sind!

  

Jesus ist nicht immer leicht zu verstehen. Sein Anspruch ist mitunter sehr hoch, und seine Worte können manchmal sehr unverständlich, ja hart werden. Das mussten sogar seine engsten Jünger erfahren. Der Blick auf die Heiligen Schriften lehrt uns, dass dies im Leben Jesu nicht immer so war. Sein Anfangswirken in Galiläa ist vom Werben um den Menschen geprägt, seine Sprache ist einladend. Trotzdem lehnen ihn die Leute ab. Das ist dann der Moment, wo Jesus sich Jerusalem zuwendet. Er sieht sein Ende auf sich zukommen und weiß, dass er dort sterben werde. Und von diesem Augenblick an wird seine Sprache hart und zuweilen schwer verständlich. Es ist die Endlichkeit unseres Daseins, die dem Leben einen besonderen Ernst verleiht. Die Kirche bedenkt das gerade am Ende des Kirchenjahres, wenn sie Texte aus der Heiligen Schrift liest, die vornehmlich von den „letzten Dingen“ sprechen. Hierbei handelt es sich um die uralten Fragen des Menschen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens? Auf diese Fragen gibt Jesus Antwort, und er tut dies, indem er lehrt, die Umwelt wahrzunehmen. So fordert er die Hörer seiner Zeit auf: Lernt aus dem Vergleich des Feigenbaums: Er hat eine Zeit des Wachsens, des Reifens und des Erntens.

 

Die Einladung Jesu, den Sinn unserer Pilgerschaft aus der jeweiligen Umgebung heraus zu verstehen, gilt auch uns heute. Wir sind gerufen, in unserer Lebenswelt die Zeichen der Zeit, durch die Gott zu uns spricht, wahrzunehmen. Wie damals durch den Feigenbaum, so spricht er zu uns heute durch Geschehnisse, die uns umgeben. Ich glaube, dass der heutige Mensch in einer individualisierten und technisierten Welt die liebende Aufmerksamkeit für Gott verloren hat. Deswegen brauchen wir Beispiele und Gleichnisse. So kann uns die Musik Hilfe sein auf dem Weg zu Gott. Der große französische Komponist Olivier Messiaen, der viele Orgelwerke geschrieben hat, sagt einmal: „Die Musik trägt zu Gott aus Mangel an Wahrheit.“ Den Menschen bewegt immer mehr als er unmittelbar zu sagen vermag, besonderes dann, wenn es um den letzten Sinn des Lebens über den Tod hinaus geht. Hier verstummt der Verstand, und die Seele beginnt zu singen. Darum haben Musik und Gesang von je her einen festen Platz in der Liturgie. Musik ist nicht nur Ausdrucksform des Gebetes, wie ein Sprichwort sagt: „Wer singt, betet doppelt“, sondern Musik und Gesang helfen uns, unser irdisches Dasein zu verstehen, und sie bringen uns zu Gott. Das ist der Glaube der Kirche.

 

Wir haben in diesem Gottesdienst die Orgel feierlich geweiht. Das kann und soll uns heute Beispiel sein. Lernen wir daraus! Mit ihren vielen Pfeifen dient die Orgel einem gemeinsamen Klang. Harmonie ist nur dann möglich, wenn Verschiedenes geeint wird auf dasselbe Ziel hin. Das Volk Gottes widerspiegelt die Vielfalt und Buntheit der Menschen. Und nur als geeintes Volk in Gott können wir das sein, was Jesus uns aufgetragen hat: Licht auf dem Berg, Zeichen des Heiles.

 

Liebe Brüder und Schwestern, wir haben nicht unendlich viel Zeit, unser Leben ist begrenzt. Jesu Wort des heutigen Evangeliums: „Das Ende steht vor der Tür“ sollten wir nicht überhören. Wir alle sind gerufen, der Chor Gottes in dieser Welt zu sein, in jenes Lied einzustimmen, das von der Liebe Gottes zu den Menschen singt. Diese neu geweihte Orgel möge uns dabei helfen. In einem alten Orgelweihritus heißt es:

„Orgel, geweihtes Instrument, stimme an das Lob des Herrn!

 

Orgel, geweihtes Instrument, sprich die gemeinsame Sprache der Christenheit! Orgel, leuchte uns voran! Lass uns unsere müden Häupter nach oben recken, um den Morgenstern zu entdecken.“

 

Gott ist unterwegs zu den Menschen. Amen.