Katholischer Gottesdienst

 

Sonntag, 25. 03. 2007, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr, 

ORF Regionalradios

 

 

Basilika Mariazell, Steiermark

 

        

Festgottesdienst als Auftakt zu den 850-Jahrfeiern des Gnadenortes

 

(5. Fastensonntag)          

 

 

Musik:

Ord.: Frank Martin: Messe für Doppelchor "Intrada"

"Lasst uns loben, freudig loben", GL 637

Psalm 126

GL 173, 1

Anton Bruckner "Ave Maria"

"Maria Himmelskönigin", GL 838

 

 

Ausführende:

Vorsteher des Gottesdienstes:

Pater Superior Karl Schauer

Das Heinrich-Schütz-Ensemble Passau

Leitung: Martin Steidler

Das Vocalforum Graz

Leitung: Franz Herzog

 

 

Predigt:

Ihnen allen ein herzliches Grüß Gott!

Seit 850 Jahren wird an diesem Ort Mariazell das Evangelium weitergesagt, und die Menschen nehmen dieses gute Wort mit hinein in den Pilgerweg ihres Lebens.

Seit Jahrhunderten wird hier täglich die hl. Messe gefeiert und die Wallfahrer erahnen und vertrauen, dass die Einheit mit Christus im eucharistischen Brot ihr Leben verwandeln und diesem Gestalt geben kann. Hier wird geweint und gelacht, Tränen der Hoffnung, der Sehnsucht und der Bedrückung lassen erahnen, dass die Menschen einfach erfahren dürfen: Hier sind wir daheim!

 

Du bist daheim in dieser großen Familie der pilgernden Kirche, wie es das zweite Vatikanische Konzil formuliert hat. Du bist daheim in diesem großen Haus der Kirche, das Dich aufnimmt ohne Eintrittskarten und ohne Ausweis. Der Ausweis ist Dein offenes Herz und die Eintrittskarte ist Dein Leben und Deine Sehnsucht nach Gott.

 

Natürlich hat sich im Laufe der Jahre an diesem Bau viel verändert, zur Ehre Gottes und als Ausdruck ihrer Kreativität und der Sehnsucht nach dem Schönen haben Künstler, Baumeister und Architekten viel geschaffen und dank der Hilfe vieler haben wir dieses Gotteshaus zur Freude der Menschen in den letzten fünfzehn Jahren restaurieren dürfen.

 

Aber immer kommt der pilgernde Mensch zuerst an bei dieser unscheinbaren Frau, bei Maria, die uns hier in Mariazell deutlich auf Jesus Christus hinweist. Diese Gnadenstatue ist so klein, dass sie eigentlich übersehen werden könnte, man wird hier vergeblich nach spektakulären Wunderereignissen suchen, und doch geschieht tagtäglich und nahezu unspektakulär das eigentliche Wunder des Glaubens, wenn Maria uns ermutigt: „Was er euch sagt, das tut!“

Das haben die unzähligen Menschen vor drei Jahren beim Mitteleuropäischen Katholikentag begriffen.

 

Das stille und zugleich große Wunder von Mariazell ist die Versöhnung.

Zuerst die Versöhnung mit Gott: Sehr viele Menschen empfangen hier das Sakrament der Beichte. Damit gestehen sie ein, Du kannst Dein Leben nicht nur mit Machbarkeit, Tüchtigkeit, mit Organisationstalent und mit Verdienst definieren, nicht nur mit Nützlichkeit und Brauchbarkeit, sondern Du musst es zuerst von Gott her definieren lassen. Er wirft nicht mit Steinen, sondern lädt uns ein, seine Barmherzigkeit uns schenken zu lassen und mutet uns immer wieder einen Neubeginn zu.

 

1952 hat der spätere Kardinal Franz König hier eigentlich „nebenbei“ die Aussöhnung zwischen Kirche, Staat und politischen Parteien in die Wege geleitet. Diese Aussöhnung ist mit dem Begriff „Mariazeller Manifest“ verbunden.

 

1990, nach dem Fall der trennenden und Menschen verachtenden Mauern, waren es mehr als 25.000 Pilger aus den ehemaligen Ostblockländern, die nach Jahrzehnten der Unterbrechung wieder nach Mariazell kommen durften und mit Tränen in den Augen Dank sagen konnten.

 

Wer mit Gott versöhnt ist, muss die versöhnungsstiftende Aufgabe auch in der Gesellschaft umsetzen. Und so wird die Kirche auch morgen Salz und Licht in unserer Gesellschaft sein, gerade in einer Gesellschaft, die oft meint, man könne beliebig mit Gott umgehen.

 

Ich grüße heute besonders die Pilger, die Wallfahrtsleiter, die Fußwallfahrer – Jahr für Jahr werden es mehr, ich grüße alle, die durch ihr Zeugnis mithelfen, diese Botschaft von Mariazell zu verwirklichen. Ich grüße die jungen Menschen aus den verschiedenen europäischen Ländern, die im August hier miteinander und füreinander als junge Christen und jugendliche Kirche leben werden.

 

Ich grüße die Frauen und Männer, alle Jugendlichen und Kinder, die zum Pilgerweg gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. am Patroziniumstag, am 8. September, nach Mariazell aufbrechen werden. Wir haben viel Platz, mehr Platz, als Sie diesem kleinen Ort zutrauen könnten. Alle, wirklich alle, sind eingeladen und willkommen. Es ist mehr als ein Event, es ist mehr als „Papst schauen“. Gemeinsam wollen wir mit ihm auf Christus schauen und unsere gemeinsame Aufgabe als Christen in dieser Welt buchstabieren.

 

Es ist gut, dass zu diesem Anlass Frauen und Männer aus allen österreichischen Pfarren kommen und mit ihnen viele andere Pilger aus Österreich und aus unseren Nachbarländern.

 

Wir feiern am 8. September nicht Mariazell. Aber Mariazell mag ein Anlass sein, als Kirche gemeinsam mit dem Heiligen Vater und mit unseren Bischöfen uns auf den Pilgerweg des Glaubens zu machen.

 

Vor einigen Tagen hat der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. als Pilger diesen Ort besucht.

 

Kardinal König hat an diesem Ort oftmals seine Fragen gestellt: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Welchen Sinn hat mein Leben?

Mariazell ist nicht die Antwort auf diese großen Fragen, aber dieser Ort kann helfen, diese Fragen zuzulassen und eine Antwort zu finden.

 

Mariazeller Gebet

 

Am 8. September wird Papst Benedikt XVI. zusammen mit vielen Pilgern aus ganz Österreich und dem angrenzenden Ausland das 850-Jahr-Jubiläum von Mariazell feiern. Der Papst selbst hat dazu ein Gebet geschenkt, das den geistlichen Weg dorthin begleiten soll.

 

Heilige Maria, Mutter Gottes

du hast der Welt das wahre Licht geschenkt,

Jesus, deinen Sohn – Gottes Sohn.

Du hast dich ganz dem Ruf Gottes überantwortet

und bist so zum Quell der Güte geworden, die aus ihm strömt.

Zeige uns Jesus. Führe uns zu ihm.

Lehre uns ihn kennen und ihn lieben,

damit wir auch selbst wahrhaft Liebende

und Quelle lebendigen Wassers werden können inmitten einer dürstenden Welt.

 

 

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