Katholischer GottesdienstSonntag, 18. 04. 2010, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr,ORF Regionalradios
Pfarre Maria Himmelfahrt in Lengmoos/Ritten, Südtirol
Musik: Cesar Bresgen: „Kleine deutsche Orgelmesse“
GL 232/6
„Jubelt dem Herrn alle Welt“ (mit Kantorenversen) Colin Mawby: „Halleluja-Coda“ Josef Knapp „Chorcoda“ GL 503 „O wunderbare Speise“ Josef Unterhofer: „Christus ist auferstanden: Halleluja“ (Uraufführung) Postludium aus der Deutschen Orgelsolomesse
Ausführende: Pfarrer Christian Blüml Der Kirchenchor Lengmoos Leitung: Karl Unterhofer
Fr. Arno
Hagmann OSB, Orgel
Predigt: Ostern - was hat es gebracht? Das ist schwer zu verstehen: Diese sieben Männer, die da in der Nacht beim Fischen sind, die haben doch hautnah das erste Osterfest erlebt. Sie haben Jesus, den Gekreuzigten, wieder als Lebenden gesehen. Thomas, einer von ihnen, hat ihn sogar anfassen dürfen, um sich davon zu überzeugen, dass er kein Gespenst ist. Da müssten sie doch eigentlich im siebten Himmel sein, völlig entzückt, und aus dem Halleluja-Singen nicht mehr herauskommen, aber das Gegenteil ist der Fall. Sie mühen sich ab, um sich den kärglichen Lebensunterhalt zu verdienen. Ostern erspart es ihnen nicht, sich wegen ein paar Fischen abzuplagen, und das auch noch umsonst: Sie fangen nichts.
So seltsam ist es eigentlich gar nicht. Wie ergeht es uns heute? Sie waren vielleicht auch in einem festlichen Osternachtsgottesdienst, haben kräftig Halleluja gesungen. Aber das ist jetzt schon wieder zwei Wochen her. Da hat sich einiges ereignet, vermutlich auch manches, was mühsam, vielleicht sogar erfolglos und entmutigend war. Vielleicht haben sie sogar zuweilen schon gesagt: Mir hängt das alles zum Hals heraus; ich mag nicht mehr. Also durchaus ähnlich wie bei diesen sieben Fischern.
Ostern, was hat es gebracht? Diese sieben Männer rudern müde und ausgelaugt mit letzter Kraft in Richtung Ufer. Und da steht einer und fragt: „Kinder, habt ihr etwas zu essen?“ „Kinder“ sagt er, wie in einem lang vertrauten Umgang. Sie müssen sich also vor ihm nicht groß aufblähen, sondern dürfen diesem Fremden ihr Innerstes anvertrauen. Es ist schon peinlich für so erfahrene Fischer zuzugeben: „Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und jetzt nicht einmal etwas zum Essen.“ Da gehört viel Mut und Ehrlichkeit dazu, aber sie geben zu: „Nein, wir haben nichts zu essen!“
Wir kennen das. Es ist nicht leicht zuzugeben, dass das Leben nicht der große Fang ist, wie wir zuweilen nach außen vorgeben. Wer traut sich schon, einem anderen zu sagen: „Mir geht es schlecht! Alles läuft schief. Ich komme mir vor wie ein Stümper, wie ein Versager.“ Oft geschieht doch genau das Gegenteil. Da wird gesagt: „Alles läuft bestens.“ Mit viel Kraft wird eine Fassade gepflegt, und dahinter verkommt das Innenleben. Am Schluss besteht nur noch die Fassade. Diese Geschichte zeigt einen anderen Weg. Sieben Männer stehen ehrlich zu ihrer Situation: „Nein, wir haben nichts gefangen. Wir rudern hilflos in der Nacht herum.“ So schmerzlich dies ist, so wohl tuend zugleich. Endlich ist es heraus. Wir können nicht mehr, wissen uns keinen Rat.
Aber der Fremde am Ufer weiß einen Rat: „Werft das Netz doch einmal auf der anderen Seite aus, auf der rechten Seite. Einfach eine andere Möglichkeit ausprobieren. Ihr müsst die richtige Seite eures Lebensschiffes entdecken.“ Es geht um eine Kehrtwendung. Das lohnt sich, denn die sieben Männer können die Menge der Fische in ihrem Netz nicht an Land ziehen. Mit einem Schlag ist die Nacht der leeren Netze vorbei. Es wird Morgen.
Es kann tatsächlich helfen, einmal eine andere Möglichkeit auszuprobieren. Das kann der Ausweg aus einer scheinbaren Sackgasse sein.
Die Männer lassen sich auf den Rat ein. Sie wissen nicht sofort, dass es die Stimme Jesu ist. Dazu brauchen sie erst noch etwas Zeit, damit die Erkenntnis wachsen kann. Aber dann ist es ihnen klar: „Es ist der Herr!“ Mir kommt das sehr bekannt vor. Das gibt es tatsächlich, dass ein unerwarteter Telefonanruf plötzlich die Nacht in einen Morgen verwandelt, oder ein toller Einfall, ein Vorschlag, ein hilfreicher Tipp. Erst sehr viel später ist mir aufgegangen: Das war der Herr, der da gesprochen hat!
Die Mühen dieser Nacht münden ein in das gemeinsame Essen. „Kommt und haltet Mahl“, sagt der Fremde. Er nimmt das Brot und gibt es ihnen. Da war es endgültig klar: „Es ist der Herr“. Das war doch typisch für ihn: Sie mühten sich ab, und er lädt sie ein. Sie brauchen gar nichts mitzubringen. Der übergroße Fischfang wird für dieses Mahl nicht einmal gebraucht; Brot und Fisch sind schon da.
Jetzt, in dieser Stunde, ist auch wieder Ostern, trotz der Mühe und Müdigkeit der vergangenen Tage. Der Herr wartet immer wieder auf uns. Irgendwo ist seine Stimme immer zu hören: „Komm, gib nicht auf, das Netz auszuwerfen.“ Ganz sicher können wir sein, dass er da ist, wenn wir an seinem Mahl teilnehmen. Wir brauchen nichts mitzubringen, nur uns selbst. Alles ist schon vorbereitet. So ist der Herr.
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