Imago - Menschen, Mythen, Religionen01.11. 2005, 0.08 – 2.00 Uhr, Radio Österreich 1
„Tod und Bestattung“ – Begräbnis-,
Sterbe- und Trauerkultur im interkulturellen und interreligiösen
Vergleich Laut einer neuen Umfrage wünschen sich 91
Prozent der Österreicher ein stattliches Begräbnis. Dafür sind
die Hinterbliebenen bereit, rund 3500 bis 4000 Euro auszugeben. Mit
allem Drum und Dran. Inklusive Luxussarg, Amtswege, Blumen- und
Musikarrangement. Und die Kunden kommen immer häufiger auch mit
ausgefallenen Wünschen für ein Begräbnis. Die Begräbniskultur
ist im Wandel begriffen. Versatzstücke aus unterschiedlichen
Kulturen und Religionen werden auch bei uns bei Beerdigungen
zunehmend heimisch.
Im alten Ägypten galt die Vorstellung, dass
das irdische Leben nur einen kleinen Teil der gesamten Existenz
darstellte. Denn nach dem Tod lebte man in einer Welt weiter, die
der hiesigen Welt glich. Hinduismus und Buddhismus vertreten die
Reinkarnationslehre. Also die Idee der Auferstehung in neuem Gewand,
in neuer Gestalt. Und trotz der verschiedenen Todesbilder haben fast
alle Kulturen eines gleich: Die Totenbestattung in Form eines Begräbnisses.
Der Gedanke dahinter: den übrig gebliebenen Angehörigen einen
Platz zu schaffen, an dem sie um ihren verstorbenen Liebsten trauern
können und ihm trotz der Tatsache, dass er tot ist, ganz nah sein
zu können.
Die Trauer ist in unserer Gesellschaft
individualisiert worden, die Verabschiedung von Verstorbenen ist
zunehmend in Keller und Kühlhäuser abgeschoben worden. Nun
entstehen Trauerakademien. In einem speziellen Haus können Angehörige
ganz individuell und von einem in Trauerpsychologie ausgebildeten
Personal begleitet sich von den Verstorbenen verabschieden.
Psychologen sprechen von einer Entemotionalisierung und
Entritualisierung in unserer Gesellschaft. Dahinter seien
demografische und kulturelle Entwicklungen verantwortlich. Der
Friedhof hat die Monopolstellung als Trauerort längst verloren.
Neue Formen der Bestattung werden langsam aber sicher in Österreich
heimisch. Die Idee der Friedwälder etwa, wo die Asche von Toten
unter Bäumen in einem naturbelassenen Waldstück begraben wird. Und
auch Seebestattungen werden vermehrt nachgefragt.
Der Tod ist ein immer aktuelles Thema, wenn
auch wenig davon gesprochen wird. Gestaltung: Wolfgang
Slapansky
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