Imago - Menschen, Mythen, Religionen

15.08. 2006,  0.08 – 2.00 Uhr, Radio Österreich 1

 

 

 

„Das Werk der Versöhnung weiterführen“ – Zum ersten Todestag von Frère Roger

 

 

Eigentlich hätte der 17. August 2005 ein freudiger Tag für die christlichen Jugendlichen werden sollen: in der deutschen Stadt Köln war der 20. Weltjugendtag in vollem Gang. Bei freundlichem Sommerwetter wurde getanzt, gesungen und gebetet – gemeinsam jubelte man Papst Benedikt XVI. zu.

 

Doch dann die erschütternde Nachricht: Frère Roger, der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé war ermordet worden, erstochen von einer offensichtlich geistig verwirrten Rumänin,  beim gemeinsamen Abendgebet in der Kirche vor tausenden Augenzeugen.

 

Für Generationen von engagierten Christen brach eine Welt zusammen. Seit den 1970 Jahren ist Taizé ein Pilgerzentrum für Jugendliche, die in der Hügellandschaft des französischen Burgund nach neuen Zugängen zu ihrer Religion suchen. Die Tage, die sie dort verbracht haben, sind für viele zu Meilensteinen in ihrer religiösen Biographie geworden.

 

Zunächst war die 1949 gegründete Brüdergemeinschaft diesem Ansturm skeptisch gegenüber gestanden, doch dann erkannte man darin das Wirken des heiligen Geistes. Einfache Unterkünfte wurden errichtet, und man spezialisierte sich zunehmend auf die Seelsorge für Jugendliche – Teenager, die aus ganz Europa aber auch aus den USA, Kanada, den Philippinen und Korea angereist kommen und die den verschiedensten christlichen Traditionen angehören. In Taizé ist das gemeinsame Gebet von Protestanten, Katholiken und Orthodoxen kein Problem. Frère Roger selbst, das allseits geschätzte Oberhaupt der Gemeinschaft, war ein reformierter Theologe, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Leben in Armut und Zurückgezogenheit entschieden hatte.

 

90 Jahre war Frère Roger alt, als er getötet wurde. Viele fragten sich damals, wie der Alltag in Taizé ohne die charismatische Vaterfigur weitergehen soll. Eines stand für die Brüder jedoch außer Zweifel: sie wollten das Werk ihres Gründers weiterführen. Ein Vorhaben, das gelungen ist, denn auch im ersten Jahr nach Frère Rogers Tod blieben die Jugendlichen nicht aus.

 

Brigitte Krautgartner hat Taizé besucht. Sie wurde von Frère Roger kurz vor seinem 90. Geburtstag zu einem Gespräch empfangen. Es sollte sein letztes ORF-Interview werden. Auszüge daraus können Sie in der Sendung hören.

 

 

>> Frère Roger und Taizé